Hubschrauber bringt neues Turmkreuz auf den "Steffl"   

erstellt am
09. 10. 08

Renovierte Turmbekrönung mit Kreuz und Doppeladler ist davor im Stephansdom zu sehen
Wien (pew) - Mit einer spektakulären Aktion wird die Restaurierung der Turmspitze des Wiener Stephansdoms abgeschlossen: Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit, wird in der kommenden Woche ein Hubschrauber das frisch renovierte Turmkreuz des Doms zurück an seinen Platz in 137 Meter Höhe bringen. "Die rund 200 Kilo schwere Turmspitze wird mit einem Hubschrauber vom Stephansplatz in die Höhe gehoben und direkt auf das vorgesehene Grundgerüst aufgesetzt", erläuterte Dombaumeister Wolfgang Zehetner im Gespräch mit "Kathpress".

Bevor das goldene erzbischöfliche Doppelkreuz und der josephinische Doppeladler wieder über der Stadt wachen, wird Kardinal Christoph Schönborn die Turmbekrönung bei einem Festgottesdienst am Donnerstag, 9. Oktober um 12 Uhr im Stephansdom feierlich segnen. Bis 13. Oktober ist das rund drei Meter hohe Turmkreuz dann auch in der Vierung des Stephansdoms ausgestellt.

In den vergangenen beiden Jahren wurde der gesamte obere Bereich des Südturmes, der von den Wienerinnen und Wienern gern "Steffl" genannt wird, generalsaniert. Auch die aus dem Jahr 1864 stammende Turmbekrönung war durch Sturm, Blitz und Hagel schwer mitgenommen. In der Firma von Spenglermeister Benito Zambelli in Sattledt in Oberösterreich ist das aus vergoldetem Kupfer hergestellte Turmkreuz und auch die darunter liegende Turmkugel in alle Einzelteile zerlegt und neu aufgebaut worden. "Allein mehr als 300 Federn sind auf den Adler geschraubt", erklärte Dombaumeister Zehetner. Bei den Arbeiten mussten 50 Federn neu angefertigt werden. Am Ende wurde die gesamte Turmbekrönung neu vergoldet. Rund 6.000 Stücke Blattgold waren dafür notwendig.

Übrigens wird das Turmkreuz ab sofort auch wieder drehbar sein. Wegen der vielen Beschädigungen hatte sich das Kreuz in den vergangenen Jahren trotz des in 137 Metern Höhe meist sehr starken Windes nicht mehr gedreht.

Handy und Kreditkarte für die Turmkugel
In die neue Turmkugel des "Steffls" werden nach alter Tradition für die Gegenwart typische Alltagsgegenstände für die kommenden Generationen hineingelegt. "Die Kugeln, die sich unter der Turmspitze fast jeder Kirche befinden, wurden immer gerne auch als Dokumentationsplätze genutzt", erklärte Zehetner: "Es kommt dort niemand dazu, auch kein Dieb. Erst wenn erneut eine Turmrestaurierung stattfindet, kann man wieder auf diese Informationen zugreifen".

Bei der jetzt abgeschlossenen Sanierung wurden in der Turmkugel Dokumente, Fotos, Werkzeuge und Geld aus den Jahren 1842 und 1864 gefunden, als die Turmspitze zuletzt restauriert worden war. Auch eine Ausgabe der "Wiener Zeitung" vom 27. Oktober 1842 ist so erhalten geblieben.

"Wir werden jetzt wieder repräsentative Gegenstände heutigen Lebens in der Turmkugel unterbringen", kündigte Dombaumeister Zehetner an. Zu den aktuellen Zeitdokumenten werden beispielsweise ein kompletter "Euro"-Satz, eine Aufnahme vom Neujahrskonzert 2008 und eine Dokumentation des Papstbesuches im September 2007 gehören. Auch Tageszeitungen und eine Kreditkarte kommen in die Turmkugel. "Als besonders typisches Zeichen unseres Alltagslebens wird sogar ein Handy seinen Platz finden", meinte Wolfgang Zehetner schmunzelnd.

"Steffl"-Spitze bald ohne Gerüst
Nach der Montierung der Turmbekrönung wird ab Mitte Oktober auch das Gerüst an der Spitze des Südturms abgebaut. "Wir sind zuversichtlich, dass wir noch in diesem Jahr das gesamte Gerüst an der Turmspitze wegbringen, wenn nicht extrem schlechtes Wetter den Abbau verhindert", so der Dombaumeister.

Erzdiözese Wien: http://stephanscom.at
 
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