"Franz Pöhacker: Befindlichkeiten. Plastik und Graphik 1960-2008    

erstellt am
09. 10. 08

10.10.08 bis 11.01.09 im Ferdinandeum Innsbruck
Innsbruck (tiroler-landesmuseen) - Mit der Ausstellung "Franz Pöhacker: Befindlichkeiten. Plastik und Graphik 1960-2008" setzt das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum den auf die Vermittlung der Plastik und Skulptur ausgerichteten Schwerpunkt des heurigen Ausstellungsjahres fort. Nach Walter Pichler und Bernhard Leitner wird mit Franz Pöhacker ein Künstler präsentiert, dessen Schaffen aufs Engste mit dem Land Tiroler verbunden ist.

1927 in Graz geboren, übersiedelt Pöhacker 1931 nach Hall in Tirol. Von 1941 bis 1946 erfährt er seine erste Ausbildung unter Hans Pontiller an der Kunstgewerbeschule in Innsbruck (Abteilung Bildhauerei). Sein Praktikum absolviert er beim Bildhauer Franz Staud, der als Kustos auf Schloss Ambras das dorthin kriegsbedingt ausgelagerte Depot des Ferdinandeums verwaltet. Dies ermöglicht ihm eine intensive Auseinandersetzung mit bildhauerischen Werken. Von 1950 bis 1957 studiert Pöhacker an der Akademie der bildenden Künste in Wien; zuerst bei Franz Santifaller und ab 1951 bei Fritz Wotruba, der ihm künstlerisch und menschlich zum großen Vorbild wird. Bald nach dem Studium findet der Künstler zu "seinem" Thema: Der Mensch. 1959 lässt er sich als freischaffender Bildhauer in Hall nieder. Von 1972 bis 1992 unterrichtet er darüber hinaus als Kunsterzieher am Gymnasium der Franziskaner in Hall; seither widmet er sich wiederum verstärkt der Bildhauerei. Daneben ist er als Zeichner tätig.

Bereits 1958 erhält Franz Pöhacker den ersten großen öffentlichen Auftrag: den Hochaltar für die Kirche Langenhart bei St. Valentin (OÖ). Als weitere wichtige Arbeiten im öffentlichen Raum folgen u. a. : "Die Gebündelten" für das Kaunertalkraftwerk der TIWAG in Prutz (1963-1966), Bronze-Reliefs für das Vestibül des Tiroler Landestheaters (1967), die "Große Erdfrau" für die Innsbrucker Universitätsklinik (1971), die "Große Wachsende" (TGKK, 1977), "Lebenszeichen" (Frauen- und Kopfklinik, Innsbruck, 1986), Brunnen für die Sparkasse Hall (1991), Altarraum der Marienkapelle der Kapuzinerkirche, Innsbruck (1994), "Die große Kristalline" (Kongresshaus Innsbruck, 1995) und das Relief "Herz im Herzen der Schöpfung" für die die Herz-Jesu-Pfarrkirche in Siebeneich (Südtirol, 2005).

Für Franz Pöhacker ist zu Beginn seines Schaffens die Kunst seines Lehrers an der Akademie der bildenden Künste in Wien, Fritz Wotruba, richtungsweisend. Auch für ihn gilt es, wie für viele junge Bildhauer der sechziger Jahre, Wotrubas auf den Menschen bezogene und aus der Formzergliederung der Kubisten abgeleitete bildhauerische Sprache zu überwinden und dessen Naturform und Menschenbild im Bereich der Plastik neu zu formulieren und mit neuen Symbolen aufzuladen. Ende der sechziger Jahre findet Pöhacker in der Auseinandersetzung mit der Formensprache Wotrubas zu einer persönlichen Aussage für sein bildhauerisches Gestalten. Er "entdeckt" die Kugel als vollkommene plastische Form und schafft in der Folge seine Formenstrukturen aus den geometrischen Grundformen des Kegels, der Kugel und des Zylinders, die, in einem dynamischen und spannungsreichen Raumbezug ineinandergefügt, den Bewegungsabläufen des menschlichen Körpers oder dem Rhythmus des Lebens in der Natur nachempfunden sind. Augenscheinlich wird dies in der für die Universitätsklinik 1971 geschaffenen Plastik der "Großen Erdfrau", die in der Ausstellung neben einer Reihe anderer großen Plastiken der siebziger und achtziger Jahre gezeigt wird.

Das Schwergewicht der Ausstellung liegt jedoch auf der Präsentation der mehr "abstrakten" kleinformatigen Arbeiten aus den letzten zehn Schaffensjahren, in denen der Künstler wiederum verstärkt die Eigenschaften des Figuralen und der kubischen Formenwelt sowie des Kristallinen vor Augen führt. Begleitend dazu finden Zeichnungen und Aquarelle aus den Jahren 2006 bis 2008 Eingang in die Ausstellung. Die Ausstellung befindet sich im historischen Gang und im Vorraum zur Artbox. Aus Anlass der Ausstellung wird darüberhinaus die für das Kaunertalkraftwerk in Prutz geschaffene große Skulptur der "Gebündelten" von 1962/63 temporär (bis 23. November 2008) auf dem Vorplatz des Ferdinandeums aufgestellt.

Informationen: http://www.tiroler-landesmuseen.at/
 
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