Urlaub für Hobby-Archäologen in Osttirol   

erstellt am
07. 10. 08

Innsbruck (universität) - Selbst einmal an einer archäologischen Ausgrabung teilzunehmen und mit Spaten und Kelle die Relikte antiker Kulturen freizulegen - davon träumt wohl jeder archäologiebegeisterte Laie. Doch Amateuren war dies bislang kaum möglich. Jetzt startete aber auch an der römischen Villenanlage in Nußdorf-Debant in Osttirol der Wissenschafts-Tourismus.

Die Beschäftigung mit der Geschichte des eigenen Kulturraumes fasziniert immer mehr Menschen. Die Möglichkeit von Privatpersonen an archäologischen Ausgrabungen teilzunehmen war aber bislang nur in Ausnahmefällen möglich. Der Verein "ARGE Archäologie" in Wien bietet interessierten Laien seit einigen Jahren die exklusive Gelegenheit, im Zuge von Urlaubsreisen an ausgewählten archäologischen Ausgrabungen in Österreich mitzuarbeiten. Bisher war dies nur in Kärnten und Niederösterreich möglich. Durch eine Kooperation mit dem Institut für Archäologien der Universität Innsbruck konnten nun aber auch Touristen im Rahmen eines einwöchigen Kultur- und Erlebnis-Urlaubes erstmals in Tirol im Bereich der römischen Villa von Nußdorf-Debant forschen.

Hier waren aufgrund eines lateinischen Textes aus dem 18. Jahrhundert und einer im letzten Jahr durchgeführten Georadarmessung die Reste einer 1800 Jahre alten römischen Villenanlage freigelegt worden. Zahlreiche Räume besaßen neben Wandmalerei auch für Tirol in diesen Ausmaßen und dieser Erhaltung einzigartige Fußbodenmosaike. Wegen der Bedeutung der Funde entschlossen sich nun sechs Gäste aus Deutschland und Österreich ihren "Grabungs-Urlaub" in Osttirol zu verbringen.

Nach einer Einführung in den Grabungsplatz und in die archäologischen Arbeitstechniken erfüllte sich so ein vielfach lange gehegter Kindheitstraum: unter fachkundiger Anleitung "Forscherluft" zu schnuppern und weitere Bereiche der römischen Villa freizulegen.

"Unsere Gäste waren innerhalb kürzester Zeit in das Grabungsteam integriert und konnten durch ihre aktive Mitarbeit selbst dazu beitragen, dass bedeutende Funde nach Jahrtausenden erstmals wieder das Tageslicht erblickten", sagt der Grabungsleiter Florian Müller. "Wir sehen das Ganze auch als entscheidenden Beitrag dazu an, unser Fach und unserer Forschungsmethoden einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen."

Exkursionen und Ausflüge zu anderen archäologisch und geschichtlich interessanten Plätzen in Osttirol wie der Römerstadt Aguntum, dem Lavanter Kirchbichl, der St. Nikolauskirche in Matrei und Schloss Bruck in Lienz rundeten das Programm ab. "Die Mitarbeit an bedeutenden archäologischen Ausgrabungen in landschaftlich schönen Regionen Österreichs - wie eben Osttirol - stellt ein Highlight für unsere Gäste dar", berichtet Kurt Frank, der Leiter der "ARGE Archäologie".

Jeder Teilnehmer an dieser Reise kann sich nicht nur als Freund, sondern auch als Förderer der Archäologie fühlen: Denn ein Teil der Reisekosten ergeht an das Institut für Archäologien der Universität Innsbruck und trägt damit zur unmittelbaren Finanzierung des Grabungsprojektes in Nußdorf-Debant bei.

Einziger Wermutstropfen: "Trotz großer Begeisterung der Teilnehmer wird eine erneute Reise nach Nußdorf-Debant für die Gäste nicht möglich sein, da unsere Grabungen hier nicht fortgesetzt werden können und somit dieses Jahr abgeschlossen werden müssen", bedauert Grabungsleiter Müller.

Anfragen: Florian.M.Mueller@uibk.ac.at
 
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