50 Jahre Ökumenischer Rat der Kirchen: Große Jubiläumsfeier   

erstellt am
20. 10. 08

Ökumenischer Gottesdienst und Festakt am 22. Oktober in Wien - Bundespräsident Fischer wird an den Feierlichkeiten teilnehmen - Präsentation der Festschrift "Begegnung und Inspiration"
Wien (pew) - Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) feiert am 22. Oktober in Wien sein 50-Jahr-Jubiläum mit einem ökumenischen Gottesdienst und einem Festakt. Bundespräsident Heinz Fischer hat sein Kommen zu den Feierlichkeiten zugesagt. Die Repräsentanten der 14 Mitgliedskirchen des Rates werden dabei nicht nur die ökumenische Entwicklung der letzten 50 Jahre analysieren, sondern auch die künftigen Aufgaben der Kirchen auf ihrem ökumenischen Weg in den Blick nehmen.

Kardinal Christoph Schönborn wird den Gottesdienst in der Konzilsgedächtniskirche leiten; der Vorsitzende des ÖRKÖ, der evangelisch-lutherische Altbischof Herwig Sturm, begrüßt, der Generalsekretär der "Konferenz Europäischer Kirchen" (CEC), der anglikanische Kanonikus Colin Williams, hält die Predigt über den Ersten Petrusbrief 3, 15-16 ("Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt"). Die Eckdaten der Geschichte des ÖRKÖ werden beim Gottesdienst vom früheren methodistischen Superintendenten Prof. Helmut Nausner (für die Gründungskirchen), vom Wiener orthodoxen Metropoliten Michael Staikos (für die orthodoxen Kirchen) und von Oberin Prof. Christine Gleixner (für die römisch-katholische Kirche) dargestellt. Nausner wird dabei eine Bibel tragen, Staikos eine Ikone und Christine Gleixner die Sibiu-Kerze in Erinnerung an die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung im Vorjahr. Vertreter aller Mitgliedskirchen sind in die Gestaltung des Gottesdienstes einbezogen.

Beim anschließenden Festakt im Kardinal-König-Haus wird die Festschrift "Begegnung und Inspiration" präsentiert. Dort wird auch Bundespräsident Heinz Fischer das Wort ergreifen. In dem bei "Styria" erschienenen Buch zeichnen Zeitzeugen und Experten den Weg der Ökumene in Österreich nach - "vom Misstrauen zum Vertrauen zwischen den einzelnen Kirchen". Es wird aber auch die "fruchtbare theologische Arbeit dieser Jahrzehnte und das wachsende gesellschaftliche Engagement" dargestellt, wie es u.a. im 2003 veröffentlichten "Sozialwort" zum Ausdruck kommt. Zentrale Fragen des ökumenischen Dialogs, etwa die Abendmahlsfrage oder ethische Fragen, werden in der Festschrift ebenso erörtert wie die Bedeutung ökumenischer Initiativen für die österreichische Gesellschaft und die Europäische Union.

Fischer würdigt Ökumene in Österreich
Bundespräsident Fischer würdigt in einem Grußwort in der Festschrift das ökumenische Klima in Österreich. Während in anderen Teilen der Welt religiöse Gegensätze nach wie vor zu schweren, oft auch blutigen Konflikten führen, bemühten sich die Kirchen und Religionsgemeinschaften in Österreich um gegenseitiges Verständnis, gedeihliche Kooperation und Toleranz. Dem Ökumenischen Rat der Kirchen sei es in den fünf Jahrzehnten seit seiner Gründung gelungen, nach Jahrhunderten des Gegeneinanders durch vertrauensbildende Maßnahmen und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit ein ökumenisches Klima zu schaffen, "um das uns viele Länder und Kirchen in der Welt beneiden".

Zudem würdigt der Bundespräsident, dass der Ökumenische Rat immer wieder auch zu sozialen und gesellschaftlichen Fragen Stellung nimmt. Fischer erwähnt das 2003 veröffentlichte "Sozialwort", das sich "bereits durch mehrere Jahre hindurch bewährt hat" und auch im Ausland auf großes Interesse gestoßen ist. Ausdrücklich verweist er auch auf Stellungnahmen des ÖRKÖ zu den Themen Fremdenfeindlichkeit, politische Verantwortung, europäische Einigung und Mindestsicherung.

ÖRKÖ-Vorsitzender Bischof Sturm schreibt in seinem Vorwort, wenn "die Kirchen mit einer Stimme sprechen", werden sie von der Gesellschaft gehört und in den Dialog um Fragen der Gegenwart und Zukunft einbezogen. Die Herausforderungen heute seien der interreligiöse Dialog und eine menschengerechte Gestaltung der Globalisierung. Die Kirchen sollten das Gespräch mit der Wirtschaft und den Finanzmärkten suchen, "besonders aber mit dem eigenen Beispiel eines nachhaltigen Lebensstils vorangehen". Eine besondere Herausforderung sei das Bemühen um eine friedliche und fruchtbare Integration von Migranten, "wofür etliche Kirchen aufgrund ihres eigenen Migrations-Hintergrundes große Sachkenntnis und beispielhafte Praxis einbringen", so Sturm.

Zehn Jahre nach der Gründung des Weltkirchenrates 1948 in Amsterdam entschlossen sich 1958 vier Kirchen in Österreich, einen ökumenischen Rat zu gründen: die Altkatholiken, die Lutheraner, die Reformierten und die Methodisten. Die offizielle Gründungsversammlung fand am 12.Dezember 1958 statt. 1964 stießen vier orthodoxe Kirchen (Griechen, Serben, Russen und Rumänen), die Armenier und die Anglikaner dazu. Später schlossen sich die bulgarisch-orthodoxe, die koptisch-orthodoxe und die syrisch-orthodoxe Kirche dem Rat an. Die katholische Kirche in Österreich arbeitete seit 1970 als Beobachterin im ÖRKÖ mit, 1994 wurde sie Vollmitglied. Einer der Höhepunkte in der Geschichte des Rates war die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz.

Erzdiözese Wien:
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