Nora Gregor   

erstellt am
15. 10. 08

Filmarchiv-Schau zur Viennale 08 18. bis 29. Oktober 2008, Metro Kino
Wien (filmarchiv) - Die Filmgeschichte der Stummfilmzeit und des frühen Tonfilms ist voll von ihnen, - voll von einst bedeutenden, heute aber nahezu vergessenen Künstlerinnen und Künstler. Manchen wird der Umstieg von Stummzum Tonfilm zum Verhängnis, andere sind auf Genres festgelegt und verschwinden mit der Änderung von Publikumspräferenzen von der Bildfläche. Und manche fallen den politischen Gegebenheiten zum Opfer. Nora Gregor, gefeierte Bühnenkünstlerin, nimmt mehrmals Anlauf, auch beim Film den Durchbruch zu schaffen. Die photogenen und künstlerischen Voraussetzungen sind zweifelsohne da, und die Zusammenarbeit mit bekannten Regisseuren eröffnet ab Mitte der 20er Jahre durchaus Chancen für eine große Karrierre.

Als es ihr mit der Etablierung des Tonfilms zu gelingen scheint, macht ihr der Nationalsozialismus den Aufstieg zu Nichte. Als "nichtarische" Künstlerin erhält sie noch 1933 ein Auftrittsverbot für ihre Filme am deutschen Markt. Ihre Ehe mit dem österreichischen Vizekanzler Ernst Rüdiger Starhemberg tat ein Übriges. Folglich bleiben weitere Engagements im Filmgeschäft aus. Mit der Emigration nach Frankreich bietet ihr Jean Renoir eine große Chance, die sie zu nutzen versteht. Doch auch diese wehrt nicht lange. Nach dem Überfall auf Frankreich rettet sie sich nach Südamerika, wo der mittlerweile 40jährigen offensichtlich keine künstlerischen Perspektiven mehr offen stehen.

Nora Gregor verzeichnet mit nur 26 Filmen ein relativ kleines Oeuvre. Wien, Hollywood, Paris und Santiago, das sind Stationen der Kosmopolitin, die hier mit einigen der Größten ihrer Zeit zusammengearbeitet: Mit Carl Theodor Dreyer, Paul Czinner und Jaques Feyder dreht sie ebenso wie mit Joe May, Richard Oswald oder Jean Renoir. Mehr als die Hälfte ihrer Filme gelten heute als verschollen oder nur in fragmentarischer Form überliefert. Im Rahmen der VIENNALE widmet das Filmarchiv Austria Nora Gregor eine erste größere Werkschau in Österreich. Zu den Höhepunkten der Filmreihe zählen Dreyers MICHAEL, Bolvarys WAS FRAUEN TRÄUMEN - mit Peter Lorre in einer Gesangsnummer - sowie Renoirs LA REGLE DU JEU. Echte Entdeckungen sind die Stummfilme, wie etwa Paul Czinners DER GEIGER VON FLORENZ, in der Gregor neben Elisabeth Bergner spielt oder DAS GRINSENDE GESICHT aus dem Jahr 1920, mit dem frühest erhaltenen Leinwandauftritt Gregors in neu restaurierter Fassung.

Informationen: http://www.filmarchiv.at
 
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