MAK zeigt "RECOLLECTING - Raub und Restitution"   

erstellt am
27. 10. 08

Wien (mak) - In der Ausstellung "RECOLLECTING" präsentiert der Verein UNLIMITED in Kooperation mit dem MAK Kunst- und Alltagsobjekte aus jüdischem Eigentum und deren Geschichte zwischen Raub und Restitution. Eigens für die Schau konzipierte künstlerische Arbeiten eröffnen dabei gegenwartsbezogene Perspektiven auf dieses aktuell und kontrovers diskutierte Thema.

Die thematischen Leitlinien der Ausstellung, Objekt- und Lebensgeschichten der von den Nationalsozialisten Beraubten und deren Nachfahren, werden von internationalen KünstlerInnen aufgenommen und in Installationen, Foto- und Videoarbeiten reflektiert.

Fragestellungen nach kultureller Identität, Geschichtspolitik, subjektiver Erinnerung und kollektivem Gedächtnis werden mit der Bedeutung der Rückgabe für die ErbInnen verknüpft. So können restituierte Gegenstände von biografischer Relevanz sein und das Familiengedächtnis reaktivieren. Entzogene Kunstgegenstände werden zu "Kristallisationspunkten kollektiver Identität und individueller Geschichte", so Ingo Zechner, (Leiter der Anlaufstelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien).

Beleuchtet werden darüber hinaus exemplarische Aspekte der NS-Bürokratie und deren Kontinuitäten in der österreichischen Restitutionspolitik seit 1945 ebenso wie die gegenwärtige Praxis der Provenienzforschung und aktiven ErbInnensuche einiger österreichischer Museen und Institutionen.

Die Ausstellung zeigt sowohl restituierte Objekte als auch solche, deren rechtmäßige EigentümerInnen noch gesucht werden. Die etwa 100 präsentierten Leihgaben kommen aus Privatbesitz in Österreich, Großbritannien, der Schweiz und den USA sowie aus in- und ausländischen Museen und Institutionen, darunter Werke aus ehemaligen Gemälde- und Porzellansammlungen, aber auch Alltagsgegenstände wie Möbel, Bücher, Fotografien bis hin zu einem Auto. Deren Entzugs- und Rückgabeprozesse werden anhand ausgewählter, Briefe, Listen, behördlicher Schriftstücke und anderer Materialien nachgezeichnet. Diese historische Dokumentation wird durch Gesprächszitate und Videointerviews mit Nachfahren um die persönliche Dimension der Rückgabe erweitert.

Gleichzeitig reflektieren 14 künstlerische Projekte, die sich an gezeigten Restitutionsfällen orientieren, Themen wie die NS-Bürokratie des Raubes, Sammlungs- und Familiengeschichten und die aktuelle Rezeption von Restitution. Beteiligte KünstlerInnen sind: Carola Dertnig, Ines Doujak, Arnold Dreyblatt, Maria Eichhorn, Vera Frenkel, Rainer Ganahl, Klub Zwei, Michaela Melián, Christian Philipp Müller, Lisl Ponger, Silke Schatz, Till Velten, Arye Wachsmuth/Sophie Lillie.

Das MAK qualifiziert sich besonders als Ausstellungsort, da es sich bereits vor dem Beschluss des Kunstrückgabegesetzes im Jahr 1998 mit der Tatsache unrechtmäßig inventarisierter Kunstgegenstände in seinen Sammlungen und deren Restitution offensiv auseinandergesetzt hat. Zudem war es 1996 Ort der "Mauerbach-Benefizauktion", die im Auftrag des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinde Österreichs vom Londoner Auktionshaus Christie's organisiert wurde, und setzte damit ein klares Zeichen.

Auf der MAK-Homepage wird Einsicht in bis dato restituierte Sammlungsstücke ermöglicht, darunter prominente Beispiele wie die Porzellansammlung Bloch-Bauer oder die Möbelsammlung Rothschild. Einige der vom MAK restituierten Stücke werden in der Ausstellung "RECOLLECTING" zu sehen sein.

Der Katalog zur Ausstellung mit Beiträgen von u.a. Aleida Assmann, Constantin Goschler, Anja Heuss, Jacques Rancière, Harald Welzer, Ruth Wodak und zahlreichen österreichischen ProvenienzforscherInnen ist in Vorbereitung und erscheint im Passagen Verlag, Wien.

Die Ausstellung wird gefördert durch das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, die Wissenschafts- und Forschungsförderung der Kulturabteilung der Stadt Wien, dem Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und dem Zukunftsfonds der Republik Österreich.

Ausstellungsdauer: 03. Dezember 2008-15. Februar 2009
 
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