Milchanlieferung in der EU über dem Vorjahresniveau   

erstellt am
23. 10. 08

Butterausfuhren heuer deutlich geschrumpft
Wien (aiz/bmlfuw) - Die Milchanlieferungen in der Europäischen Union fielen im Juli 2008 im Mittel wieder umfangreicher aus als vor Jahresfrist, nachdem sie sich im zweiten Quartal nahezu auf dem Vorjahresniveau bewegt hatten. Die Witterung im Sommer war in weiten Teilen Europas von ausreichenden Niederschlägen gekennzeichnet und hatte für eine gute Grundfuttersituation gesorgt. Dennoch haben sich im August die Zuwachsraten im Vergleich zum Vorjahr wieder abgeschwächt, teilt die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) in Bonn mit.

Im Juli wurden in der EU-27 nach vorläufigen Angaben insgesamt rund 11,5 Mio. t Milch erfasst, das waren 190.000 t oder 1,7% mehr als im Juli des vergangenen Jahres. Dies ist im Wesentlichen auf die expansiven Tendenzen in Frankreich, den Niederlanden und Polen zurückzuführen. Allein in diesen Ländern wurde die Milcherzeugung im Juli im Vergleich zum Vorjahr um knapp 135.000 t ausgedehnt. Auch im Vereinigten Königreich lag die Milchanlieferung im Juli erstmals seit April 2007 wieder über der Vorjahresmenge. Insgesamt entwickelte sich in den meisten Mitgliedstaaten die Milcherzeugung expansiv. Von Jänner bis Juli 2008 sind bei den Molkereien in der EU-27 rund 80,7 Mio. t Milch erfasst worden, um 1,1% oder 1,25 Mio. t mehr als im Vorjahreszeitraum.

Österreich: Anlieferung im neuen Quotenjahr um 0,7% höher
In Österreich hat die Milchanlieferung nach Berechnungen der Agrarmarkt Austria ebenfalls zugenommen. Im August lag sie zwar nur um 0,1% über dem Vorjahresniveau, im September aber bereits um 2,5% darüber. Von Anfang Jänner bis Ende September 2008 wurde die Vorjahresmenge um 1,5% übertroffen. Geht man vom Quotenjahr als Vergleichszeitraum aus, so lag die von den heimischen Bauern zwischen April und September 2008 angelieferte Menge mit rund 1,375.600 t um 0,7% über dem Vorjahresniveau.

EU exportiert mehr Vollmilchpulver und weniger Butter
In den ersten sieben Monaten dieses Jahres sind laut ZMP die ausgeführten Mengen der EU bei nahezu allen Milchprodukten hinter denen des Vorjahres zurückgeblieben. Nur bei Vollmilchpulver und Kasein waren die Exporte höher als im Vorjahreszeitraum. Beim Käse, dem mengenmäßig bedeutendsten Exportgut unter den Milchprodukten, wurden von Jänner bis Juli rund 320.000 t in Drittländern abgesetzt, rund 7% weniger als im Vorjahreszeitraum.

Bei den Ausfuhren von Butter stellt sich der Rückgang dramatisch dar. Mit rund 82.000 t wurde nicht einmal die Hälfte der Vorjahresmenge exportiert. Dagegen war Vollmilchpulver aus der EU in Drittländern gut gefragt. Mit 292.000 t wurden von Jänner bis Juli 51.000 t mehr Vollmilchpulver auf dem Weltmarkt abgesetzt als im Vorjahr.

Wenig Dynamik am Käsemarkt
Die Dynamik am EU-Käsemarkt, die in den vergangenen Jahren meist zu beobachten war, ist auch im Sommer 2008 nicht zurückgekehrt. Die Käseproduktion blieb im Juni in der EU-27 um 0,2% unter den seinerzeit eingeschränkten Vorjahresmengen. In den kommenden Monaten dürfte die Käseerzeugung ebenfalls kaum wachsen. Das liegt vor allem an den begrenzten Exportmöglichkeiten nach Drittländern. Die Nachfrage vom Weltmarkt war im September zurückhaltend, auch der Absatz auf dem Binnenmarkt wächst nicht überall mit der gleichen Geschwindigkeit wie in den Vorjahren. Die Preise für Standardschnittkäse haben im August und September fast überall in der EU nachgegeben. Für Emmentaler blieben die Notierungen hingegen weitgehend stabil.

Außerhalb der EU bewegt sich das Wachstum der Käseproduktion ebenfalls meist in bescheidenem Rahmen. In der Schweiz wurden in den ersten sieben Monaten von 2008 um 1,9% mehr Käse hergestellt als im Vorjahreszeitraum bei einem Wachstum der Milchanlieferungen um 5%. Auch in den USA stieg die Käseproduktion weniger stark als das Milchaufkommen. Mehr Milch wurde in der Ukraine und Australien in die Käseproduktion gelenkt.

Weltmarktpreise wieder abgeschwächt

Die Weltmarktpreise für Milchprodukte haben sich laut ZMP im Spätsommer und Herbst wieder abgeschwächt. Der stärkste Rückgang war bei Vollmilchpulver festzustellen. Aber auch die Notierungen für Magermilchpulver gaben nach und sanken Ende September teilweise unter die Marke von USD 3.000,-/t fob West-Europa. Dies war der niedrigste Stand seit Anfang 2007. Der Welthandel mit Milchprodukten scheint im bisherigen Verlauf von 2008 bei Butter und Käse zurückgegangen, bei Magermilchpulver aber gestiegen zu sein. Die USA konnten seit Anfang 2008 erhebliche Marktanteile gewinnen.
 
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