Plassnik: "Pogrom-Gedenken mit klarem Auftrag zu Wachsamkeit"   

erstellt am
07. 11. 08

Außenministerin: Verantwortung für Entwicklung unserer Gesellschaft
Wien (bmeia) - "Die Ereignisse der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 gehören zu den beschämendsten unserer Geschichte", erklärte Außenministerin Ursula Plassnik am 07.11. "In den Novemberpogromen wurden Juden misshandelt, ermordet und in Konzentrationslager deportiert. Im gesamten damaligen Nazi-Reich wurden unzählige Synagogen beschädigt oder zerstört. Diese Untaten stehen für den Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung zur systematischen Verfolgung mit dem Zivilisationsbruch des Holocaust."

Die Außenministerin erinnerte daran, dass die in der zynischen NS-Diktion "Reichskristallnacht" genannten Pogrome in Österreich von besonderer Härte der Behörden sowie großem Eifer der Kollaborateure und Mitläufer geprägt waren. In dieser Novembernacht wurden allein in Wien 42 Synagogen und Bethäuser verwüstet, 4600 Menschen ins KZ Dachau deportiert.

Plassnik: "Die Erinnerung mahnt uns, wachsam zu sein, den Anfängen zu wehren. Sie mahnt uns auch, das eigene Verhalten immer wieder kritisch zu hinterfragen. Österreicherinnen und Österreicher waren damals Täter, viele haben zugeschaut. Jeder hat Verantwortung für die Entwicklung unserer Gesellschaft. Wir müssen genau hinschauen und sehen, wo es Diskriminierung gibt, um solchen Tendenzen mit Entschlossenheit, Solidarität und Toleranz gegenüber allen Religionen zu begegnen."

Die Außenministerin weiter: "Wer andere verfolgt oder diskriminiert, der ist auch ein Feind des eigenen Landes. Wir wollen in Österreich, in Europa und in der Welt ein Zusammenleben auf der Grundlage von gegenseitiger Anerkennung, von Toleranz und Respekt. Als Außenministerin und als Europaministerin bemühe ich mich, in Österreich und auf internationaler Ebene jene Institutionen zu stärken, die sich konsequent für die Achtung der Menschenrechte und für die Würde des Einzelnen einsetzen."

Die Außenministerin kündigte an, dass der österreichische Vorsitz der Internationalen Holocaust Task Force (ITF) gemeinsam mit dem OSZE- Büro für Demokratische Institutionen und Menschenrechte (ODIHR) anlässlich des 70. Jahrestages der Novemberpogrome einen Runden Tisch in der Wiener Hofburg unter dem Titel "Lessons learned? Holocaust remembrance and combating anti-Semitism in 2008" veranstaltet. Staatssekretär Hans Winkler wird am Abend des 10. November an einer Gedenk-Veranstaltung des Europäischen Parlaments teilnehmen.
     
Informationen: http://www.bmeia.gv.at    
     
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