Ehrenpreis an Paul Lendvai   

erstellt am
06. 11. 08

Prof. Paul Lendvai erhält den "Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels" für Toleranz in Denken und Handeln
Wien (buecher.at) - Der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der Fachverband Buch- und Medienwirtschaft verleihen den diesjährigen Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln an Prof. Paul Lendvai. Die mit 7.200 Euro dotierte Auszeichnung wird am 06.11. im Wiener Rathaus überreicht. Die Laudatio hält Armin Thurnher (Chefredakteur der Wochenzeitung Falter).

Der 1929 in Budapest geborene österreichische Publizist Prof. Paul Lendvai prägte als Verfechter journalistischer Unabhängigkeit das Österreich der letzten 50 Jahre maßgeblich und gilt als einer der profundesten Analysten und Kenner Ost- und Südosteuropas.

Anlässlich der Zuerkennung des Ehrenpreises hat der Anzeiger Prof. Paul Lendvai zum Interview gebeten. Pamela Krumphuber hat mit dem Preisträger über Toleranz und Intoleranz, die Veränderungen in Österreich nach dem Tod Jörg Haiders, die EU-Feindlichkeit der Österreicher und die aktuelle Wirtschaftskrise gesprochen:

„Der Ehrenpreis ist ein sehr schöner Preis, die Liste meiner Vorgänger eine wunderschöne Liste. Die Frage ist, ob man selber tolerant ist oder von anderen Toleranz erwartet. Ich bin oft nicht tolerant, sondern aufbrausend und manchmal ungerecht. In kleinen Dingen bin ich also nicht tolerant, in großen Dingen hingegen schon. Gegen die Verurteilung von Menschen aus rassistischen oder politischen Gründen bin ich allerdings intolerant. Andererseits habe ich in Österreich auch viele Menschen kennen gelernt, die eine kontroversielle Vergangenheit haben. Die Frage ist aber meiner Meinung nach nicht, woher jemand kommt, sondern wohin er geht.“

Der Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln wird seit 1990 gemeinsam vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und dem Fachverband Buch- und Medienwirtschaft an Autoren verliehen, die sich in ihrem Werk und durch ihr Engagement für Toleranz gegenüber den anderssprachigen und kulturell anders geprägten Nachbarn in herausragender Art und Weise eingesetzt haben und somit einen Beitrag zu einem friedlichen Miteinander in Europa geleistet haben.

Der Preis wurde erstmals 1990 an Milo Dor vergeben, weitere Preisträger waren Viktor Frankl, Inge Merkel, Kardinal Franz König, Gerhard Roth, Simon Wiesenthal, Hugo Portisch, H.C. Artmann, Christine Nöstlinger, Sir Peter Ustinov, Josef Haslinger, Karl-Markus Gauß, Ilse Aichinger, Konrad Paul Liessmann, Erich Hackl, Barbara Frischmuth, Klaus Wagenbach und Martin Pollack.

Plassnik: "Lendvai macht bewusst, wie sehr Österreich in Europa zu Hause ist"
Wien (bmeia) - "Paul Lendvai ist Journalist im tiefsten und allerbesten Sinn. Die Leser danken es ihm mit dem kostbaren Gut Vertrauen. Sein Anliegen ist es, der Wirklichkeit und ihrer Vielschichtigkeit erkennend und erklärend nahe zu kommen. Getrennt von diesem sachlichen Teil seiner Arbeit beeindruckt Paul Lendvai immer wieder durch Scharfsinn und Punktgenauigkeit in der Analyse. Und mit der Wachsamkeit und dem Engagement eines Kämpferherzens", gratulierte heute Außenministerin Ursula Plassnik dem gebürtigen Ungarn zur Auszeichnung mit dem "Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels".

"Paul Lendvai ist Ungar, Österreicher und Europäer. Sein Interesse und seine wahrhaft grenzenlose Neugier gelten nicht nur der eigenen Heimat. Sie gelten der Welt im Großen und Kleinen und der Frage, was sie im Innersten zusammenhält. Er ist über die Zeiten hinweg ein scharfsinniger Beobachter und ein geduldiger Erklärer. Mit seiner Arbeit zeichnet Lendvai unser Land aus und macht auf vielfältige Weise immer wieder deutlich, wie sehr Österreich in Europa zu Hause ist", so Plassnik weiter.
     
Informationen:
http://www.buecher.at
http://www.lendvai.at
   
     
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