"Um 1800"   

erstellt am
19. 11. 08

Neue Gemälde in der Alten Galerie Schloss Eggenberg
Graz (museum-joanneum) - Seit Ende Oktober ist die Schausammlung der Alten Galerie in Schloss Eggenberg um einige Gemälde reicher: In Kooperation mit der Neuen Galerie Graz konnten vier Werke des österreichischen Klassizismus integriert werden.

Dieses abteilungsübergreifende Projekt ermöglicht die Begegnung mit einer wichtigen Epoche der Kunstgeschichte, zumal die neu ausgestellten Gemälde eng mit der Entstehung des Museums verbunden sind. Sie fügen sich nahtlos in das thematische Konzept der Alten Galerie und ermöglichen es, die im Barock vorherrschenden Strömungen und Themen auch über die Epochengrenze hinaus anhand zweier Hauptgattungen der Malerei zu verfolgen: Landschaft und antike Historie.

Die klassische, ganz im Zeichen des arkadischen Ideals stehende Landschaftsmalerei um 1800 wird nun durch zwei Werke von Johann Kniep bzw. Johann Nepomuk Schödlberger vertreten. Das kleinformatige Idyll weitet sich zu antik-idealer Größe, wie es auch der englische Landschaftsgarten rund um Schloss Eggenberg gebührend zum Ausdruck bringt. Um 1800 huldigten Maler wie Gärtner dem Vorbild eines der größten Landschaftskünstler überhaupt, Claude Lorrain. Für diese Präsentation konnte ein Ausstellungsraum neu hinzu gewonnen werden.

Die zweite Änderung betrifft den Abschluss des Galerierundgangs. Hier schlägt den BesucherInnen ein pathetischer Ton entgegen, wie er vor allem an der Wiener Kunstakademie Ende des 18. Jahrhunderts gepflegt wurde. Zeittypische Themen wie Vaterlandsliebe und Gattentreue lassen die Nähe zur Französischen Revolution und damit zum bürgerlichen Zeitalter erkennen. Zwei Gemälde des Wiener Akademiekünstlers Franz Caucig, den schon der 3. Jahresbericht des Joanneum von 1814 als "rühmlichst bekannt" ausweist, runden das Bild einer Epoche ab, die sich ganz der im antiken Geist erneuerten Tugend verschrieben hat.

Die BesucherInnen werden zu ihrer Überraschung erkennen, daß diese Entwicklung parallel zur spätbarocken Tradition verläuft, wie sie besonders reich der Großmaler Kremser Schmidt vertritt. Dieser "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" zu begegnen, ist von hohem Reiz und besonderem Informationsgehalt.
     
Informationen: http://www.museum-joanneum.at    
     
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