3 Mio. Euro für Studium der Kunststofftechnik in Linz   

erstellt am
28. 11. 08

OMV, Borealis und JKU unterzeichnen Vertrag zum Auf- und Ausbau der Kunststoff-
aktivitäten – Start eines Begabtenförderprogramms mit "Vorstudium" ab Herbst 2008
Linz (jku) - Ein komplett neues Bachelor- und Masterstudium der Materialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Kunststofftechnik wird es ab dem Wintersemester 2009/10 an der JKU Linz geben. Die Disziplinen Kunststofftechnik, Polymer-Chemie und Mechatronik stellen drei Grundpfeiler des neuen Studiums dar, zusätzlich werden drei neue Institute (Polymere Process Engineering, Polymere Product Engineering und Polymer Materials) an der Universität eingerichtet.

Es wird damit wird auf die steigenden Anforderungen der oberösterreichischen Kunststoffindustrie reagiert, die als Hightechbranche der Zukunft mit überdurchschnittlichem Wachstum gilt. Benötigt werden AbsolventInnen mit Kenntnissen der Materialwissenschaften, insbesondere im Bereich Kunststoff, kombiniert mit Maschinenbaukenntnissen. Vor allem die Herstellung und Konstruktion von Kunststoffbauteilen ist essentiell für die Industrie, um sich international behaupten zu können.

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, setzt die JKU parallel zum neuen Studium auf die Interdisziplinarität verschiedener Fachrichtungen: Polymerchemie, Mechatronik, Maschinenbau, Materialwissenschaften sowie Kunststofftechnik. Ebenso ist die Kombination von wirtschaftswissenschaftlichen und technischen Kenntnissen sehr gefragt. So wird die Johannes Kepler Universität in Zukunft auch einen Wirtschaftsingenieur mit dem Schwerpunkt Kunststofftechnik ausbilden.

"Das Projekt 'Kunststoffstandort Oberösterreich' ist eine strategische Weichenstellung", so Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer. Oberösterreich hat es sich zum Ziel gesetzt, sich als Kunststoff-Region mit höchstem Innovationspotenzial zu positionieren. Landeshauptmann Pühringer begrüßt daher die Initiative von OMV und Borealis als starke Partner der JKU: "Oberösterreichs Bildungslandschaft geht mit der Wirtschaft Hand in Hand. Punktgenaue Maßnahmen sollen optimale Standortbedingungen für diese Branche sicherstellen. Das Land Oberösterreich investiert daher insgesamt sieben Millionen Euro in das Kunststofftechnikstudium in Linz. Weitere rund. 4,1 Mio. Euro bringen 15 Unternehmen der Kunststoffindustrie für den Ausbau auf."

OMV Generaldirektor Stv. und Borealis Aufsichtsratspräsident Dr. Gerhard Roiss: "Kunststoff ist der Werkstoff der Zukunft. Das Land Oberösterreich verfügt dabei über wesentliche Erfolgsfaktoren und unterstützt aktiv den Ausbau des Kunststoffstandortes.

Borealis baut Linz in den nächsten Jahren zum weltweiten Forschungszentrum aus, dabei waren die Weichenstellungen des Landes OÖ für diesen Schritt entscheidend. Durch den Ausbau der Forschungs- und Bildungsinfrastruktur in OÖ werden perfekte Voraussetzungen geschaffen. Mit dem neuen Studium der Kunststofftechnik erfüllt die JKU in Linz nun die Anforderungen der Industrie nach exzellent ausgebildeten Fachkräften und Forschern, die wir zum weiteren Wachstum in unserer Branche so dringend benötigen.

Aus diesem Grund haben sich die OMV und Borealis entschlossen im Zuge einer Unterstützungserklärung 3 Mio. Euro zum Auf- und Ausbau der für das Kunststofftechnikstudium notwendigen Institute zur Verfügung zu stellen. Dazu haben wir heute gemeinsam mit der JKU einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet", so Roiss weiter.

Rund 220 Kunststoffunternehmen in Oberösterreich beschäftigen derzeit ca. 34.000 MitarbeiterInnen. Der Umsatz der österreichischen Kunststoffindustrie beträgt in etwa 13 Mrd. Euro jährlich. Die oberösterreichischen Betriebe erwirtschaften davon rund 6,7 Mrd. Euro.

Dr. Gerhard Roiss: " Die drei zusätzlichen Institute sollen daher den von Experten erhobenen Bedarf von rund 35 Absolventen und Absolventinnen pro Jahr in Oberösterreich abdecken".

"Mit diesem Studium gibt es in der Kunststoffindustrie hervorragende Berufs- und Karrierechancen. Die Tätigkeitsfelder spannen sich dabei von Forschung und Entwicklung über Anwendungstechnik, dem Vertrieb bis hin zu Tätigkeiten in der Geschäftsführung", betont Alfred Stern, Borealis Vice President Innovation & Technology.

Stern weiter: "Mit der Etablierung des neuen Kunststofftechnikstudiums bietet sich für Borealis nun auch die Möglichkeit im Rahmen entsprechender Forschungskooperationen noch enger als bisher mit der JKU zusammenzuarbeiten."

o.Univ.Prof. Dr. Richard Hagelauer, Rektor der JKU: "Die Unterstützungserklärung von OMV und Borealis hilft uns sehr, die Bildungsoffensive mit dem Schwerpunkt Kunststofftechnik schnell voranzutreiben. Die Johannes Kepler Universität ist hier am Puls der Zeit und reagiert konkret und schnell auf Anforderungen von Wirtschaft und Industrie. Mit den vorhandenen Mitteln können wir drei neue Institute (Polymer Process Engineering, Polymer Product Engineering und Polymer Materials) sofort aufbauen und damit die Investitionskosten für Forschungseinrichtungen und während der Startphase die Kosten für Professoren, Assistenten und Techniker decken."

Die Professuren sind bereits ausgeschrieben und in den Endverhandlungen. Zwei werden mit Jänner, eine voraussichtlich mit April 2009 besetzt. Konkret kann die JKU damit ab Wintersemester 2009 zwei neue Studienrichtungen im Bereich Kunststofftechnik anbieten: Das Bachelorstudium Kunststofftechnik und das Masterstudium Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Kunststofftechnik.

"Mit dem bestehenden Chemiestudium (Technische Chemie, Wirtschaftsingenieurwesen - Technische Chemie) und dem geplanten Masterstudium Wirtschaftsingenieurwesen Kunststofftechnik sowie dem Bachelor- und Masterstudium Kunststofftechnik ist die JKU führend im Bereich der Polymerwissenschaften. Die beiden Masterstudien der Kunststofftechnik werden künftig in englischer Sprache angeboten um der Internationalität der Kunststoffforschung gerecht zu werden. Damit bieten wir ausländischen Studenten vermehrt Anreize in Linz zu studieren. Mit den neuen Studienrichtungen verfügt die JKU nun über einen Exzellenzschwerpunkt im Bereich Kunststofftechnik und Kunststoffchemie mit vier Studienrichtungen, 12 Instituten und 10 Professoren", so Hagelauer weiter.

Für die Kunststofftechnik-Institute wird es an der JKU genug Räumlichkeiten geben: "Für die Startphase werden in Bauabschnitt 1 des Science Parks ausreichend Flächen zur Verfügung gestellt. Der komplette Ausbau erfolgt in Bauabschnitt 2, der spätestens in zwei Jahren fertig sein wird", betont Hagelauer.

Begabtenförderung für die "junge Elite"
Um das Interesse begabter Schüler aus der Sekundarstufe an dem neuen Kunststofftechnikstudium zu wecken, haben die JKU, Borealis und das regionale Netzwerk der Naturwissenschaften (AHS und berufsbildende mittlere und höhere Schulen) ein Förderprogramm für die "junge Elite" ins Leben gerufen.

"Unser Ziel ist es, die junge Elite der Jugend so früh als möglich für die naturwissenschaftlichen Studien, insbesondere Kunststofftechnik und Chemie zu begeistern. Mit diesem Programm können wir Dank Unterstützung der JKU und der Schulen langfristig den so dringend benötigten Bedarf an hervorragend ausgebildeten Fachkräften in der Kunststoffindustrie auch aus dem regionalen Umfeld abdecken. Die junge Elite wird damit gezielt gefördert und begabte Chemiker werden an die Studien der Kunststofftechnik und Chemie herangeführt", betont Borealis AR-Vorsitzender Dr.Gerhard Roiss.

Rund 20 SchülerInnen befinden sich bereits in diesem Programm, das sich seit November in der Anlaufphase befindet und ab Herbst 2009 seinen regulären Betrieb aufnehmen wird. Teilnahmeberechtigt sind SchülerInnen ab der 11. Schulstufe (7.Klasse) mit besonderem Interesse und Fähigkeiten im Bereich Chemie.

Dieses "Vorstudium", das während des laufenden Schuljahres absolviert wird, dauert 4 Semester und endet mit einer kommissionellen Abschlussprüfung und einer Zertifikatsüberreichung. Das Ergebnis kann im Rahmen einer Fachbereichsarbeit zur Matura angerechnet werden.

Abwechselnd finden wöchentlich an der JKU Theorievorlesungen und praktische Laborübungen mit konkreten Problemstellungen statt. Vermittelt werden dabei mit dem Schwerpunkt Polymerchemie unter anderem Themen wie Analytische Chemie, Organische Chemie, Thermodynamik und Kinetik.

Während der Sommerferien haben die Teilnehmer Gelegenheit, bei Borealis ein vier- bis sechswöchiges Praktikum zu absolvieren.

"Dabei wird der Fokus auf die Erarbeitung eines konkreten Forschungsthemas gelegt, bei dem die SchülerInnen aktiv von einem Betreuer aus dem Unternehmen begleitet werden", so Borealis Forschungsleiter Dr. Alfred Stern. "In dieser Phase sollen die SchülerInnen lernen, wie man sich professionell mit naturwissenschaftlichen Fragestellungen auseinandersetzt", so Stern weiter.

Im darauf folgenden Schuljahr haben die SchülerInnen die Aufgabe, die Ergebnisse ihrer Arbeiten fachwissenschaftlich in Form einer Abschlussarbeit zu dokumentieren.
Die Arbeit wird einer Kommission aus Vertretern der Universität, der Schulen und Borealis vorgelegt.

Nach erfolgreichem Bestehen der Abschlussprüfung erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat. Das Ergebnis der Prüfung wird für die Fachbereichsarbeit zur Matura angerechnet.
Die zukünftigen Studierenden sind so besser auf das Studium vorbereitet und können es dadurch schneller absolvieren.
     
Informationen: http://www.jku.at/    
     
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