Migration verändert die Bevölkerungsstrukturen in Europa   

erstellt am
28. 11. 08

Wie sich Migration auf die kulturelle, gesellschaftliche und politische Landschaft Europas auswirken wird, ist Thema einer Internationalen Tagung vom 1. bis 2. Dezember 2008 an der ÖAW.
Wien (öaw) - Migrationsströme nach Europa in bislang beispiellosen Größenordnungen haben die europäischen Regierungen gezwungen, ihre Einwanderungspolitik neu zu orientieren. Einerseits wird Arbeitsmigration für nötig erachtet, um den prognostizierten Mangel an Arbeitskräften auszugleichen, mit dem sich die meisten Länder Europas aufgrund der niedrigen Fertilität konfrontiert sehen werden. Andererseits könnte die massive Einwanderung aus nicht europäischen Ländern die kulturelle und gesellschaftliche, ja sogar die politische Landschaft Europas verändern. Die Frage nach der weiteren Entwicklung von Migration in der Zukunft und die Diskussion verschiedener Prognosemodelle stehen im Mittelpunkt der Konferenz "Effects of Migration on Population Structures in Europe" am 1. und 2. Dezember 2008 in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Welchen Einfluss hat Migration auf die Fertilität in den Aufnahmeländern? Wie wirkt sie sich auf die sozioökonomische Entwicklung aus? Wodurch unterscheiden sich Zuwanderer von der einheimischen Bevölkerung im Aufnahmeland? Wie kann Migration die Altersstruktur des Aufnahmelandes verändern? Welche Auswirkungen ergeben sich bezüglich Gesundheit, Bildung und Religionszugehörigkeit in Europa? In welchem Maße, wenn überhaupt, profitieren die Aufnahmeländer von bestimmten Arten der Migration? Wie stark lässt sich die Bevölkerungsalterung durch Zuwanderung mildern? Das sind nur einige der Fragen, die bei dieser internationalen Konferenz diskutiert werden. Weiters werden Studien aus verschiedenen Ländern Europas vorgestellt.

Eine der heikelsten Frage ist wohl, ob angesichts der zunehmenden Unterteilung der Welt in reiche und arme Länder damit zu rechnen ist, daß immer mehr Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben und Wohlstand nach Europa kommen. "Migration kann Entwicklungspolitik nicht ersetzten. Aber sie können zusammenwirken, besonders wenn besser gebildete Migrantinnen und Migranten auch wieder in ihre Ursprungsländer zurückkehren. Für Europa wiederum kann Zahl und Zusammensetzung der Migrantinnen und Migranten massive Auswirkungen auf das Arbeitskräftepotenzial und die soziale Sicherheit sowie auf die ethnische und religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung haben, denn Zuwanderer kommen meist nicht allein, sondern bringen ihre Familien mit und bekommen Kinder in den Zielländern. Es ist wichtig, die langfristigen Auswirkungen jetziger Wanderungsbewegungen mit zu bedenken", sagt Wolfgang Lutz, Direktor des ÖAW-Institut für Demographie.

Im Rahmen der Konferenz werden verschiedene Prognosemodelle für internationale Migration vorgestellt. Da Migrationsprognosen äußerst schwierig sind, ist eine fundierte und wissenschaftlich vertretbare Basis umso wichtiger. "Ob man ein weiteres Wachstum der österreichischen Bevölkerung oder ein Schrumpfen prognostiziert, hängt ganz entscheidend von den Annahmen für die künftige Migrationsentwicklung ab. Hier müssen wir versuchen, mit wissenschaftlichen Methoden zu fundierteren Annahmen zu kommen", so Wolfgang Lutz.

Die Konferenz wird als Veranstaltung des Zentrums Sozialwissenschaften der ÖAW vom Institut für Demographie der ÖAW in Zusammenarbeit mit IIASA organisiert. Bei den 133 Teilnehmer(inne)n aus 35 Ländern handelt es sich um Fachleute aus den Bereichen Demographie, Ökonomie, Soziologie, Modellierung, Statistik und Politik. Ungefähr ein Drittel von ihnen sind Vertreter(innen) des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFP A).
     
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