Memory Circus  

erstellt am
03. 12. 08

Jahresausstellung der Mitglieder des Salzburger Kunstvereins 2008/09 – 11. Dezember 2008 bis 25. Januar 2009
Salzburg (kunstverein) - Einige der Arbeiten in der diesjährigen Jahresausstellung der Mitglieder des Salzburger Kunstvereins kreisen um das Rekonstruieren der eigenen Geschichte und das Konstruieren fremder Geschichten anhand von Fundstücken und Inszenierungen. Dabei kommt dem Schnittpunkt zwischen Erinnerung, Sehnsucht und gegenwärtigem Erleben ein besonderer Stellenwert zu. Der Einblick ins eigene oder in fremde Familienalben wird von den einen als Möglichkeit genutzt, Geschichte zu rekonstruieren oder Revue passieren zu lassen. Andere wiederum sehen es als mögliches Spiel, um Imagination und Realität miteinander zu verweben und neue Geschichten zu erzählen. Verschiedene Zeitebenen treffen dabei aufeinander und machen deutlich, dass dieselben Bilder in verschiedenen Zeiten mit unterschiedlichen Vorstellungen verbunden werden.

Andere Arbeiten zeichnen sich durch eine strenge Hermetik und durch formale Reduktion aus, die gängige Erwartungshaltungen verweigern. Charakteristische Eigenschaften der verwendeten Materialien werden ins Zentrum gestellt und somit zu Projektionsflächen. Sie thematisieren die Flüchtigkeit von Bedeutung, lassen Prozesse verstehen und zeigen Form angenommene Empfindungen.

Kuratorin: Alice Cantaluppi
TeilnehmerInnen: Alexandra Baumgartner, Carmelo di Feo, Michaela Frühwirth, Peter Haas, Erik Hable, Jochen Höller, Thomas Hörl, Andrea Lüth, Claudia Märzensdorfer, Anja Ronacher, Annelies Senfter, Sylvia Winkler & Stephan Köperl------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Im Ausstellungskabinett:

Nabila Irshaid
Disko Diwan
11. Dezember 2008 – 25. Januar 2009
Förderpreisträgerin 2007

Zeitgleich mit der Jahresausstellung im Großen Saal eröffnet der Salzburger Kunstverein im Kabinett die Ausstellung „Disko Diwan“ von Nabila Irshaid, der Förderpreisträgerin des Landes Salzburg 2007.

Nabila Irshaid variiert in ihrer Ausstellung die Tradition des Mu´allaqat*. Dazu werden im Kabinett vier Gedichte zu den Themen Liebe und Glauben auf durchsichtigen Folien an die Wand appliziert. Die Gedichte aus der arabischen und jüdischen Kultur werden in der Originalsprache der jeweiligen Autoren (Ibn Arabi, Abu l-Ala’ Al-Ma’arri, Hilde Domin und Mahmoud Darwish) und der deutschen bzw. arabischen Übersetzung angebracht. Die Poesie wird damit vom papiernen Träger befreit und die Schrift als Bedeutungsträger und Ornament im dreidimensionalen Raum wahrgenommen. Die Gedichte thematisierten die "Religion der Liebe" als universellen Glauben, den Glauben des Herzens.

Gleichzeitig werden die erst kürzlich vom ägyptischen Komponisten Hossam Mahmoud und dem österreichischen Komponisten Herbert Grassl vertonten Gedichte aus vier Lautsprechern zu hören sein. Im abgedunkelten, auberginefarbigen und nur durch eine Diskokugel erleuchteten Kabinett wird somit eine sinnliche Rauminstallation geschaffen, in welcher die/der BetrachterIn im Spiel des Lichtes die Gedichte visuell und auditiv entdecken und zusammensetzen kann. Deutlich gemacht werden soll vor allem der Blick auf das Verbindende zwischen den Kulturen und Religionen.

* Mu´allaqat ist eine vorislamische Gedichtsammlung des 4. Jahrhunderts und die Überlieferung besagt, dass die einzelnen Gedichte auf Stoffbahnen in der Ka´aba in Mekka aufgehängt waren. Jeder, der den heiligen Ort betrat, sollte auch mit Poesie in Berührung kommen.

Nabila Irshaid wurde 1964 in Osnabrück, Deutschland geboren und lebt und arbeitet in Salzburg. Sie hat zwischen 1994 und 1999 an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg studiert. Sie behandelt in ihren Filmen, Videoarbeiten und Installationen immer wieder Fragen kulturellerDifferenz. Im Rahmen von „OFFMozart“ entwickelte sie 2006 die Installation FLYING CARPET, die sie u. a. im Museum der Moderne Salzburg Rupertinum präsentierte.
     
Informationen: http://www.salzburger-kunstverein.at/    
     
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