Rückgang des Sozialprodukts, aber geringer als im Euroraum   

erstellt am
10. 12. 08

Deutliche Reduzierung der Preissteigerung – Gesamtwirtschaftliche Prognose für Österreich 2008 bis 2010 vom Dezember 2008
Wien (oenb) - Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet für die österreichische Wirtschaft infolge der Finanzkrise und des weltweiten Wachstumseinbruchs für das Gesamtjahr 2009 eine Rezession. Aufgrund des starken ersten Halbjahres wird für das Jahr 2008 noch ein Wachstum des realen BIP von 1,6% prognostiziert. 2009 wird das reale BIP aber um 0,3% schrumpfen. „Österreichs Wirtschaft ist bis zum dritten Quartal trotz der schwierigen Rahmenbedingungen noch gewachsen. In Folge des globalen Abschwungs ergibt sich aber nun eine sehr ernste Lage für die österreichische Konjunktur“, meint dazu OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny. Für das Jahr 2010 wird wieder eine leichte Erholung der österreichischen Wirtschaft mit einem Wachstum von 0,8% erwartet. Gegenüber der OeNB-Prognose vom Juni 2008 wurden die Wachstumserwartungen für die Jahre 2009 und 2010 um 2,0 bzw. 1,6 Prozentpunkte zurückgenommen. Die Inflation erreicht infolge der Rohstoff- und Ölpreisentwicklung im Jahr 2008 mit 3,3% den höchsten Jahreswert seit 1992. Für 2009 und 2010 wird jedoch mit einem deutlichen Rückgang der Inflation auf 1,4% bzw. 1,6% gerechnet.

Industrieländern droht 2009 Rezession
Die von der US-Hypothekenkrise ausgelöste weltweite Finanzkrise wirkt sich immer deutlicher auf die Realwirtschaft aus. Mit einer zeitlichen Verzögerung von rund einem Jahr sind nach den USA nun auch Westeuropa und Japan sowie in den letzten Wochen die osteuropäischen Staaten und die großen Schwellenländer in Asien und Lateinamerika betroffen.

Globaler Abschwung führt auch in Österreich zu Rezession
Der prognostizierte Konjunktureinbruch in Österreich schlägt sich sowohl in einem deutlichen Rückgang der Exporte als auch in einem schwachen Wachstum der Inlandsnachfrage nieder. Während die Exporte in den vergangenen Jahren stets den Konjunkturmotor darstellten, werden sie im Jahr 2009 um 2,7% schrumpfen. Ein negatives Exportwachstum verzeichnete Österreich das letzte Mal im Jahr 1993. Obwohl auch das Importwachstum mit –2,5% für 2009 negativ ausfallen wird, ergibt sich ein negativer Wachstumsbeitrag der Nettoexporte zum realen BIP von –0,3 Prozentpunkten. Trotz eines markanten Rückgangs der Bruttoanlageinvestitionen (–1,6%), der von einem Einbruch der Ausrüstungsinvestitionen getrieben wird und einer im Vergleich zur Juni-Prognose der OeNB niedrigeren Wachstumsprognose für den privaten Konsum (+0,5%), geht von der Inlandsnachfrage (exkl. Lagerveränderungen) noch ein positiver Wachstumsbeitrag von +0,1 Prozentpunkten aus. Nachdem das real verfügbare Haushaltseinkommen – vor allem aufgrund der hohen Lohnabschlüsse im Jahr 2009 – um 1,3% wachsen wird, wird für den Prognosehorizont eine steigende Sparquote (13,6% für 2009) prognostiziert. Dieser – für Krisenzeiten untypische – Verlauf der Sparquote basiert auf zwei Annahmen: Zum einen wird unterstellt, dass sich der Trend des Anstiegs der Sparquote der letzten Jahre fortsetzt, zum anderen wird erwartet, dass die privaten Haushalte auf den Wachstumseinbruch und die steigende Arbeitslosigkeit mit Vorsichtssparen reagieren. Das Beschäftigungswachstum wird im Jahr 2009 auf 0,2% zurückgehen, während die Anzahl der Arbeitslosen in den Jahren 2009 und 2010 um insgesamt rund 45.000 steigen wird. Die Arbeitslosenquote laut Eurostat (saisonbereinigt) erhöht sich somit auf 4,2% (2009) bzw. 4,8% (2010) – ein außergewöhnlich starker Anstieg nach dem Tiefstand der Arbeitslosenquote im Oktober 2008 (3,0%). „Mit der aktuell zweitniedrigsten Arbeitslosenquote in der EU befindet sich der österreichische Arbeitsmarkt in einer hervorragenden Position, um den erwarteten konjunkturellen Abschwung im kommenden Jahr zu bewältigen“, so der Direktor der Hauptabteilung Volkswirtschaft, Peter Mooslechner.

Rohstoff- und Energiepreisbaisse bewirken Inflationsrückgang

Getrieben von der Energie- und Rohstoffpreishausse erreichte der Preisauftrieb mit einer HVPI-Inflation von 4,0% im Juni 2008 einen Höhepunkt. Bis Jahresende 2008 wird die Inflation aber wieder auf 2,3% (Dezember) sinken. Damit ergibt sich für das Gesamtjahr 2008 eine HVPI-Inflationsrate von 3,3%. Bis ins zweite Halbjahr 2009 wird die HVPI-Inflation, nunmehr in Folge von von fallenden Energie- und Rohstoffpreisen, graduell sinken und im Durchschnitt des Jahres 2009 1,4% betragen. Im Jahr 2010 erwartet die OeNB einen geringfügigen Anstieg auf 1,6%. im Jahr 2010.

Gesamtstaatliches Budgetdefizit und Staatsschuldenquote steigen wieder an

Der gesamtstaatliche Budgetsaldo laut Maastricht (ohne Steuerreform und budgetäre Effekte des Konjunkturpakets II) wird sich im Jahr 2008 geringfügig auf –0,7% des BIP verschlechtern, in den Jahren 2009 und 2010 aber deutlich auf.
     
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