Präsidentin Prammer begrüßt Holocaust-Taskforce im Parlament   

erstellt am
17. 12. 08

Mehrtägige ITF-Tagung im Hohen Haus
Wien (pk) - Nationalratspräsidentin Barbara Prammer richtete am Nachmittag des 16.12. eine Grußadresse an die Teilnehmer einer internationalen ITF-Konferenz, die seit Sonntag im Hohen Haus tagt. Die "Taskforce for International Cooperation on Holocaust Education, Rememberance and Research" hat sich verschiedenen Aufgaben zur Erziehung, Erinnerung und Erforschung des Holocaust verschrieben.

Prammer begrüßte die anwesenden Delegationen im Sitzungssaal des Nationalrates und meinte, mit dieser Konferenz wolle man ein Signal an die österreichische Öffentlichkeit und darüber hinaus senden. Man wolle damit unterstreichen, dass die Erinnerung an den Holocaust und die Bekämpfung von Antisemitismus eine Aufgabe für alle, nicht nur für Spezialisten, ist.

Es sei dies eine Aufgabe für die gesamte österreichische, die europäischen und die außereuropäischen Gesellschaften, und dies umso mehr, als gerade in jüngster Zeit immer öfter die Forderung nach einem Schlussstrich unter die diesbezügliche Debatte erhoben werde. Dabei stelle sich die Frage, wie eine solche Haltung just zu einem Zeitpunkt möglich ist, da die Bemühungen um die Erinnerung an den Holocaust intensiver denn je seien.

Die Präsidentin führte dies in ihrer Rede darauf zurück, dass man zwar sehe, welche Initiativen in den letzten Jahren gesetzt wurden, man übersehe dabei aber, was alles nicht getan werde. Viele würden der Geschichte immer noch gleichgültig gegenüberstehen und dabei vergessen, die Gegenwart mit der Vergangenheit zu verknüpfen.

Gerade in diesem Lichte dürfe die Erinnerungsarbeit nicht gestoppt werden. Die Bemühungen, das Empfinden und das Bewusstsein für all die sichtbaren und unsichtbaren Entwicklungen, die zu dieser beispiellosen menschlichen Tragödie führten, zu kultivieren, dürften niemals enden. Nicht für die Österreicherinnen und Österreicher, und nicht für Österreich.

So sei es zwar richtig, dass Österreich das erste Opfer der Hitlerschen Aggression außerhalb Deutschlands geworden ist, doch müsse eben auch festgehalten werden, dass viele Österreicher an diesen Verbrechen aktiv teilgenommen oder diese unterstützt hätten oder ihnen zumindest gleichgültig gegenübergestanden seien.

Es habe zu lange gedauert, ehe die österreichische Gesellschaft ein Bewusstsein für ihre Verantwortung auf diesem Gebiet entwickelte. Und wenn auch seitdem viel geschehen sei, so bliebe immer noch viel zu tun, gebe es doch immer noch diejenigen, die sich der Wahrheit nicht stellten oder die Verantwortung für diese von sich wiesen. In diesem Zusammenhang appellierte die Präsidentin an die Verantwortung der Zivilgesellschaft. Ohne eine aktive Zivilgesellschaft könnten die mit den Zielen der ITF verbundenen Aufgaben nicht gemeistert werden, hielt die Präsidentin fest.

Prammer schilderte sodann, wie sie selbst erstmals mit dem Thema in Berührung gekommen sei und verwies auf Arbeiten während des Studiums, die sich mit dem Thema "Kinder im KZ" befasst hätten. Von da an habe sie gewusst, was sie zu tun habe.

Um diese Ziele zu erreichen, so Prammer weiter, brauche es Partner, und die ITF sei ein solcher Partner. Er biete die nötigen wissenschaftlichen Materialien, das Know-how und das gemeinsame Wissen jener, die in den verschiedenen Bereichen der ITF aktiv seien.

Die Präsidentin zeigte sich abschließend stolz darauf, dass die neu gebildete Regierung zahlreiche wichtige Schritte gesetzt habe, die mit diesen Aufgaben in Zusammenhang stünden. So werde die Arbeit des Allgemeinen Entschädigungsfonds beschleunigt. Außerdem würden gemeinsame Anstrengungen unternommen, jüdische Friedhöfe zu restaurieren und zu erhalten.

Es gehe, schloss Prammer, darum, das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit und vor allem der jungen Generation für diese Fragen zu wecken, denn nur, wenn diese die Überzeugungen der Mitglieder der ITF teilten, werde man in den genannten Bemühungen erfolgreich sein, hielt Prammer fest.

Im Anschluss an die Rede der Präsidentin wurden die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen vorgestellt, so namentlich jener, die sich mit Fragen der Erziehung, jener, die sich mit musealen und jener, die sich mit akademischen Problemstellungen befasst hatten. Für den Abend war weiters ein Expertenvortrag für Diplomaten und Interessierte vorgesehen.

Die ITF wurde 1998 auf Initiative des damaligen schwedischen Premiers Göran Persson gegründet. Sie hat es sich zur Aufgabe gestellt, "politische und soziale Führer" zu ermutigen, Erziehung, Erinnerung und Erforschung in Bezug auf den Holocaust zu unterstützen, der Opfer des Holocaust zu gedenken und entsprechende Projekte finanziell zu unterstützen. Gegenwärtig gehören der ITF 25 Staaten als Mitglieder an, drei internationale Organisationen haben Beobachter-Status.
     
Informationen: http://www.parlinkom.gv.at    
     
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