Leitl: Betriebsnachfolger sind Arbeitsplatzgaranten in der Krise   

erstellt am
16. 12. 08

57.500 Unternehmen stehen bis 2018 zur Nachfolge an -6 Forderungen für verbesserte Rahmenbedingungen bei der Betriebsübergabe
Wien (pwk) - "Jährlich schaffen und sichern die heimischen Unternehmensgründer und Betriebsnachfolger 100.000 Jobs. Damit sind sie die echten Arbeitsplatzgaranten, auch in der Krise", betonte der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, Christoph Leitl, am 16.12. in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Bundesgeschäftsführerin des Gründer Service, Elisabeth Zehtner. Dies sei eine ermutigende Zahl, denn die WKÖ sei damit "Geburtsstation" und "Adoptionsstelle" in einem. Laut der heute präsentierten Studie der KMU Forschung Austria "Betriebsnachfolge in KMU" stehen bis 2018 insgesamt 57.500 Unternehmen mit bis zu 500.000 Mitarbeitern zur Nachfolge an, so Zehetner.

Damit die heimischen Betriebsnachfolger künftig auf verbesserte Rahmenbedingungen bauen können, forderte Leitl die Umsetzung von "fünf wesentlichen Punkten":"Wir benötigen die sofortige Abschaffung der Kreditvertrags,- und Eintragungsgebühr, weil diese gerade in der jetzigen Situation nur hinderlich ist." Gleichzeitig sollte so rasch als möglich das Modell eines Beteiligungsfreibetrages umgesetzt werden, das sich an folgender Rechnung orientiert: 50.000 Euro sollen auf 5 Jahre zu jeweils 10.000 Euro steuerlich abgeschrieben werden können, um damit Investitionen in KMU zu fördern und um die Betriebe unabhängiger von der Bankenfinanzierung zu machen. Diese sei, so der WKÖ-Präsident, in Österreich zu hoch. Denn während der Anteil der Bankenfinanzierung an Unternehmen in den USA etwa 20 Prozent betrage, liege man im EU-Durchschnitt bei 40 Prozent und in Österreich bei etwa 60 Prozent.

Weitere Stoßrichtung der WKÖ ist die Gleichstellung der Betriebsnachfolger im Neugründungsförderungsgesetz (NeuFöG) mit den Unternehmensgründern in bezug auf den Entfall von Lohnnebenkosten für jeden zusätzlichen Mitarbeiter für die Dauer von 12 Monaten. Bei entgeltlichen Betriebsübergaben drängt Leitl auf eine Erhöhung des bisherigen Freibetrages von 7.300 Euro auf das Fünffache, also auf 36.500 Euro. Und auch im Erbrecht besteht mit einer Stundung des Pflichtteils auf bis zu 10 Jahre ebenso Handlungsbedarf wie beim Einstieg in Mietverträge. Hier solle es für Unternehmen keine ungebührlichen Belastungen geben.

Auch die Wirtschaftskammern sind gefordert, den Betriebsnachfolgen die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu bieten. Bereits jetzt besteht eine breite Palette an Serviceangeboten , wie etwa die Nachfolgebörse unter http://www.nachfolgeboerse.at, den Nachfolgecheck oder den Leitfaden für Betriebsnachfolger. Der WKÖ-Präsident wies aber auch auf das best practice Beispiel "Follow me" aus der Steiermark hin, das sich intensiv dem Thema und der Betreuung der Betriebsübergeber und Betriebsnachfolger widmet.

Die nun präsentierte Nachfolgestudie zeigt einen deutlichen Wandel bei den Betriebsnachfolgen seit 1996. Immer mehr Betriebe - derzeit die Hälfte - werden familienextern vergeben. 1996 lag der Wert bei 25 Prozent. Die meisten Betriebe werden mit Anteilen von je rund 22 Prozent dabei in Handel, Tourismus und Transportwirtschaft übergeben. Das Durchschnittsalter der Betriebsnachfolger liegt bei 37,4 Jahren.

Zehetner wies darauf hin, dass sich mit dem wachsenden Angebot an übergabefähigen Betrieben die Betriebsnachfolge immer mehr zu einer hochattraktiven Alternative zur Betriebsgründung entwickelt. Vier Fünftel der zur Übergabe anstehenden KMU finden einen Nachfolger, 69 Prozent der Unternehmen sind mittelfristig, 62 Prozent langfristig am Markt erfolgreich. Leitl: "Viele Unternehmen schreiben eine echte Erfolgsstory. 27 Prozent der übernommenen Betriebe wachsen bei Umsätzen und der Zahl der Beschäftigten!"

Planung und Vorbereitung sind daher bei Betriebsnachfolgen von besonderer Relevanz: 73 Prozent der Betriebsnachfolger geben daher auch an, Unterstützungsleistungen der Wirtschaftskammer und der Gründer Service-Einrichtungen in Anspruch genommen zu haben. Nur die Leistungen der Steuerberater nehmen noch mehr Betriebsnachfolger in Anspruch, nämlich 90 Prozent. Die Zufriedenheit mit den Beratungsleistungen der WKÖ ist dabei hoch! So beurteilen 63 Prozent das Service mit "Sehr gut" und bescheinigen einen "hohen Nutzen". Verbesserungspotential besteht aber bei der Ausgestaltung und Qualität der Nachfolgepläne.

"Die drei Herausforderungen der Betriebsnachfolger liegen darin, den geeigneten Betrieb für eine Übernahme zu finden, dann die betriebswirtschaftliche Situation des Unternehmens zu bewerten und die eigenen Pläne mit dem bestehenden Betriebskonzept in Einklang zu bringen", betonte Zehetner. Die Hauptaufgabe der WKÖ in den kommenden Monaten sei jedenfalls, das Bewusstsein für die Betriebsnachfolge zu stärken und deutlich zu machen, dass der Wunsch nach Selbständigkeit nicht nur als Unternehmensgründer sondern gerade auch als Betriebsnachfolger Realität werden kann.
     
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