"Massaker im Hotel Sacher"   

erstellt am
02. 01. 09

Die 70er Jahre Kult-Komödie von Wolfi Bauer in der Komödie am Kai
Wien (imagefactory) - „Man dichtet ja oft wie ein Irrer dahin", sagte der österreichische Dramatiker Wolfgang Bauer (1941-2005), und mit dieser Arbeitsweise hat das Kraftgenie aus Graz unverhofften Erfolg gehabt:

Sein Stück Magic Afternoon, eine träge Spielerei von vier Twens, die ihre Langeweile zu Aggressionen bis zum Mord treibt, wurde mit über 40 Inszenierungen zu einem Bestseller an deutschen Stadttheatern. Change, im Herbst 1969 uraufgeführt, ein trübes Zustandsbild der Wiener Kunst-Halbwelt, das ebenfalls in einer Katastrophe endet, wurde wie auch schon Magic Afternoon im Fernsehen gezeigt.

Für den Initiator der österreichischen Dialektstück-Welle wurde „das Schreiben schwieriger. „Die Nonchalance, die man bisher gehabt hat, wo man als Desperado drauflos geschrieben hat, diese Lockerheit ist vorbei.“

Dann verarbeitete Bauer diese Schwierigkeiten zu einem Stück. Im Wiener Volkstheater hatte "Silvester oder: Das Massaker im Hotel Sacher" Premiere. Hauptfigur: ein Schriftsteller, dem nichts mehr einfällt. Er heißt Wolfram und hat zur Silvester-Party im Sacher den Intendanten Stögersbach geladen, um ihm sein neues Stück zu überreichen, von dem er aber noch keine Zeile geschrieben hat. Deswegen will er nun „aus der Not a Happening“ machen, die Party auf Tonband fixieren, „auf dumme und absurde Weise“ (Bauer) künstlich Dramatik erzeugen und das Tonband-Protokoll dem Intendanten als neues Stück präsentieren.

Zu diesem Zweck hat der Poet „natürlich nur Leut eingeladen, die a bissel was hergeben“: Schauspieler. Lebenskünstler. Playboys und -girls, einen Kaffeehausliteraten, eine Wiener Aktionisten-Truppe, Kameraleute und den halbirren Robespierre. der mit der Ehefrau des Gastgebers ein Kind gezeugt hat. „Das Einladen der Leute allein“, meint Wolfram. „war schon die poetische Arbeit.“

Die Party verläuft nach jener Zufallsdramaturgie. die Bauer schon in Magic Afternoon erfolgreich ausprobiert hat. Die Gäste saufen, vögeln und kalauern vor sich hin, die Schauspieler deklamieren Klassiker, die Happening-Leute karikieren theatralisch das My-Lai-Massaker.

Dieser Robespierre, in Wien von Helmut Qualtinger gespielt, der auch am Text noch „etwas gefeilt“ hat, ist eine echte Bauer-Figur. Sie hat des Autors Vitalität. Sauf- und Provozier-Lust. Seinen Hang für effektvolle Auftritte und Abgänge.

Bis zuletzt liebte Bauer, vom klassischen Kunst-Erbe „eher gelangweilt“, vordergründige theatralische Aktionen und machte sich gern über die „siebengescheiten“ Dramatiker-Kollegen wie Lessing, Schiller, Brecht oder Dürrenmatt lustig. „Jeder sagt uns genau, was man im Theater zu tun habe“, spottete Bauer, „wie komm ich dazu, so blöde Stücke zu machen?“ Er liebte Theater („Da vergeht die Zeit auf recht abwechslungsreiche Weise“), aber er nahm es nicht wichtig.

„Ich gehe immer vom Bühnenbild aus, von der konkreten Situation“, sagte Bauer. Eigentlich hatte der „Augenmensch“ Bauer, der das Reisen und „Sachen anschauen“ liebt, Maler werden wollen. „Aber“, so gestand er, „ich war technisch sehr schlecht. Deswegen habe ich diesen Komplex in die Literatur geschafft. Da kann ich Leute porträtieren und superrealistische Dialoge schreiben.“

Helmut Qualtinger meinte vor der „Silvester“-Premiere: „A klasses Stück. Der Wolfi Bauer hat eine richtige Theaterpratzn.“

„Massaker im Hotel Sacher“
mit Passagen aus den Stücken
„Change“ und „Gespenster“
in einer Inszenierung von Georg Biron

Mit Gabriele Gold, Miriam Hie, Doris Hicks, Peter Kuderna, Manuela Linshalm, Max Mayerhofer, Robert Mohor, Nahoko Nishigami sowie Georg Biron als „Robespierre“

Premiere: Samstag, 10. Januar 2009, 19:30 Uhr
Weitere Vorstellungen: 13., 14., 15., 16., 17., 20., 21., 22., 23., 24., 27., 28., 29., 30. & 31. Jänner

Komödie am Kai
Wien 1, Franz Josefs - Kai 29 (beim Schwedenplatz)
     
Informationen: http://www.komoedieamkai.at    
     
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