Pleyel-Grab in Paris wird in neuem Glanz erstrahlen   

erstellt am
09. 02. 09

Paris / Ruppersthal (nöwpd) - Was haben Frédéric Chopin, Georges Bizet, Gioacchino Rossini, Edith Piaf, Maria Callas, Stéphane Grapelli, Gilbert Bécaud und Jim Morrison gemeinsam? Alle genannten Komponisten und Interpreten liegen auf dem Pariser Friedhof "Père Lachaise" begraben - nach Meinung vieler Kunstliebhaber der berühmteste und schönste Prominenten-Friedhof der Welt. Inmitten der internationalen Musikstars aus verschiedenen Epochen ruht auch - gleichsam als Beitrag Österreichs - der in Ruppersthal im Weinviertel geborene Komponist, Musikverleger und Klavierfabrikant Ignaz Joseph Pleyel (1757 - 1831). Während sein Name in Frankreich sehr bekannt ist, kennen ihn in seiner Heimat bedauerlicherweise nur wenige.

"Pleyels Grab in Paris ist zur Zeit in einem baulich sehr schlechten Zustand. Sogar die Inschrift mit seinem Namen kann man auf dem Grabstein kaum noch lesen. Das ist auch deshalb schade, weil Pleyel in unmittelbarer Nähe zu Chopin bestattet ist und so jährlich Tausende Besucher dort vorbeipilgern", berichtet Adolf Ehrentraud, Präsident der Internationalen Pleyel Gesellschaft (IPG), im Gespräch mit dem NÖ Wirtschaftspressedienst. Der von Kaiser Napoleon im Jahr 1804 begründete, 44 Hektar große Friedhof "Père Lachaise" zählt neben Eiffelturm, Louvre und Notre Dame zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Seine-Metropole.

Um dem verstorbenen Weinviertler Komponisten die ihm zustehende Würde zukommen zu lassen, wird die IPG heuer mit finanzieller Unterstützung des Landes Niederösterreich die Grabstätte Pleyels in Paris von Grund auf restaurieren. "Wenn das Wetter mitspielt, können wir ab März mit den Arbeiten auf dem Friedhof beginnen", kündigt Ehrentraud an. Die Kosten des Vorhabens beziffert er mit rund 10.000 Euro. Mitte Juni wird dann auch Landeshauptmann Erwin Pröll die runderneuerte Ruhestätte des Musikers mit niederösterreichischen Wurzeln auf dem "Père Lachaise" besuchen.

Was viel zu wenig bekannt ist: Ende des 18. Jahrhunderts war der Ruppersthaler Ignaz Joseph Pleyel der meistgespielte Komponist der Welt. So standen im Jahr 1797 in den großen Konzertsälen zwischen St. Petersburg im Osten und New York im Westen 472 seiner Werke auf dem Spielplan. Zum Vergleich: Von Joseph Haydn waren es damals 70, von Wolfgang Amadeus Mozart nur 68 Werke. Vielerorts gab es Pleyel-Gesellschaften, sogar auf der durch den Roman "Moby Dick" von Herman Melville berühmt gewordenen Walfänger-Insel Nantucket hatten europäische Auswanderer 1822 eine solche gegründet.

In seiner Heimat aber geriet der Weinviertler immer mehr in Vergessenheit, vor allem deshalb, weil er - um seinen Kopf vor der Guillotine zu retten - als Strassburger Kapellmeister während der Unruhen der Französischen Revolution auf die Seite der Republikaner wechseln musste. Aus diesem Grund wurde Pleyel von Fürst Metternich auf die "Watchlist" gesetzt, er durfte nicht mehr nach Österreich einreisen. "Außerdem hat man viele seiner Kompositionen durch spätere Bearbeitungen verfälscht. Nicht überall, wo heute Pleyel draufsteht, ist auch Pleyel drinnen", erklärt Ehrentraud.

Der Sohn des Ruppersthaler Dorfschulmeisters war aber nicht nur einer der bekanntesten Komponisten seiner Zeit, sondern auch Verleger und Gründer des "Salle Pleyel", des bedeutendsten Konzertsaals der Stadt Paris. Darüber hinaus erwies er sich als ein virtuoser Klavierbauer. Insgesamt sind in der Pleyel-Klavierfabrik in Paris rund 300.000 Instrumente entstanden. 1826 setzte Pleyel seinen Klavieren als Erster einen Metallrahmen ein, die überwältigende Klangfülle machte Pleyel-Klaviere zu "Stars" in den internationalen Konzertsälen. Frédéric Chopin spielte deswegen ab 1832 nur noch auf Pleyel-Flügeln.

In Niederösterreich würdigt die IPG den großen Weinviertler Musiker heuer mit einem Veranstaltungsreigen, der eine Oper, 13 Konzerte und zahlreiche Museumsaktivitäten in Ruppersthal umfasst. Vom 4. bis 6. Juni steht im "Haus der Musik" in Grafenwörth Pleyels Jugendoper "Die Fee Urgele" auf dem Programm, die er im Alter von 19 Jahren geschrieben hat.
     
Informationen: http://www.pleyel.at    
     
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