Wien: Zeitgeschichte-Symposium über "Krise der 30er Jahre"   

erstellt am
09. 02. 09

Eröffnung mit Mailath am Donnerstag in der Hauptbücherei am Gürtel
Wien (rk) - Aus dem Erinnerungskalender der Republik mitten auf den tagesaktuellen Debattenteller: Die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts haben neues Interesse als Interpretationsfolie der jüngsten Gegenwart gewonnen. Ob Analogien zwischen aktueller Finanzmarktkrise und "Schwarzem Freitag" von 1929 oder rhetorische Anknüpfungen von US-Präsident Barack Obama an Roosevelts seinerzeitigem New Deal: Die Krisenzeit Europas, wie auch in Übersee zwischen Ersten und Zweitem Weltkrieg, zwischen Faschismus, Nationalsozialismus und Kommunismus, Bürgerkrieg und wirtschaftlicher Depression bzw. Beschäftigungsprogrammen wie der New Deal steht beim international besetzten, zweitägigen Symposium "Vor dem Abgrund? Krisen und Krisenlösungsstrategien in den 1930ern" auf dem Programm. Insgesamt sind 14 "globale" Vorträge vorgesehen. Anlass des Symposiums, welches in der Hauptbücherei am Gürtel stattfindet, ist neben der Erinnerung an den 12. Februar 1934 das 50jährige Bestehen des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung (VGA). Eröffnet wird das zweitägige Symposium am Donnerstag um 9.00 Uhr durch Kulturstadtrat Andreas Mailath- Pokorny. Der Eintritt ist frei.

Globale Verbindung zwischen Politik und Wirtschaftslage
Organisiert vom Wiener Historiker und VGA-Leiter Wolfgang Maderthaner, der seit geraumer Zeit Phänomene der urbanen Moderne am Beispiel Wiens untersucht - zuletzt zum Thema "Fußball und Stadt" -, weitet die Veranstaltung ganz bewusst die übliche Perspektive auf die 1930er Jahre aus. Bedeutendster Unterschied zwischen heutiger und damaliger Krise ist für Maderthaner, "dass damals die Krise nicht so synchron, wie heute passiert ist." Das Symposium punktet aber nicht nur durch seine globale Perspektive auf die erste große Wirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts, sondern auch durch die eingeladenen Wissenschafter. Neben dem bekannten Historiker Hans Mommsen, der über den spezifisch deutschen Führerkult Adolf Hitlers reden wird, konnte, so Maderthaner, mit Erik Jan Zürcher auch einer "der besten Kenner der türkischen Entwicklung" nach Wien eingeladen werden. Der Leiter des internationalen Instituts für Sozialgeschichte in Amsterdam wird die Türkei in den Jahren 1929 bis 1936 ansprechen. Zu Beginn noch bemüht um ein offenes System, wechselte auch die Türkei, orientiert an den Entwicklungen in der Sowjetunion und im italienischen Faschismus, mit dem Kemalismus auf die autoritäre Schiene. Weitere Schwellenländer der damaligen Zeit sind Brasilien, Japan, China und Indien, deren Reaktionen auf die damalige Weltwirtschaftskrise im Rahmen des Symposiums thematisiert werden. Über Österreich wird der Grazer Zeithistoriker Helmut Konrad reden.

* Symposium "Vor dem Abgrund? Krisen und Krisenlösungsstrategien
in den 1930ern"
Ort: Hauptbücherei am Gürtel (7., Urban-Loritz-Platz 2a),
Veranstaltungssaal (3. Obergeschoß)
Termin: 12. / 13. Februar, Beginn: jeweils 9.00 Uhr,
Ende: ca. 17.00 Uhr
     
Informationen: http://www.vga.at    
     
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