Leistungsoptimierung und Wettbewerbsfähigkeit   

erstellt am
06. 02. 09

Universitätsbericht 2008 liegt dem Parlament vor
Wien (pk) - Moderne Universitäten brauchen Autonomie, Integration und Steuerung, durch die eine koordinierte Entwicklung des Hochschulwesens überhaupt erst ermöglicht werde, so Bundesminister Hahn im Vorwort des Universitätsberichts 2008 (III-22 d.B.), der dieser Tage dem Hohen Haus zugeleitet wurde.

Der Staat und das zuständige Bundesministerium hätten unter anderem dafür Verantwortung zu übernehmen, dass das Instrumentarium des Universitätsgesetzes 2002 (UG 2002), das die Universitäten mit weitreichender institutioneller Autonomie ausgestattet habe, seine Wirkung entfalte und wünschenswerte Entwicklungen begünstige. Hierzu bedürfe es der Formulierung forschungs- und hochschulpolitischer Leitlinien zur Festlegung eines Rahmens für eine koordinierte Gestaltung des Universitätssektors und einer Diskussion über anreizorientierte Möglichkeiten für die Umsetzung kurzfristiger Gestaltungsnotwendigkeiten innerhalb einer Leistungsvereinbarungsperiode. Neue Leistungsvereinbarungen seien dabei auf Grundlage bereits erbrachter Leistungen und erzielter Wirkungen zu verhandeln, wobei verstärkt auf Anschlussfähigkeit an europäische Entwicklungen zu achten sei, so der Bundesminister.

Leistungsvereinbarungen und Finanzierung
Der Universitätsbericht legt in sechs Kapiteln Rechenschaft über die bisherige Entwicklung und die zukünftige Ausrichtung der Universitäten ab. Der dreijährige Berichtszeitraum (2005-2008) sei vor allem durch die Implementierung neuer Finanzierungs- und Steuerungsinstrumente des UG 2002 geprägt worden, die die bisherige Praxis ablösten.

2007 kam mit der Leistungsvereinbarung erstmals eine neue Form der leistungsbezogenen Universitätsfinanzierung zum Einsatz, durch die in einigen Bereichen (z.B. Studiendauer, Erhöhung der Erfolgsquote, Förderung der Einwerbung von Drittmitteln) eine zusätzliche Steuerung in die gewünschte Richtung erzielt werden soll. Im Rahmen dieses neuen Modells kommt es zur Verknüpfung vereinbarter Leistungen mit finanziellen Ressourcen in Form von Globalbudgets. Leistungsbezogenheit und Wettbewerb, die wesentliche Elemente dieser Finanzierungsform darstellten, würden vor allem durch die Einführung eines Formelbudgets, das neben dem Grundbudget den zweiten Teil des universitären Globalbudgets bilde, stärker betont. Dieser formelgebundene Budgetanteil berechne sich aus 11 qualitäts- und quantitätsbezogenen Indikatoren aus den Bereichen Lehre, Forschung und gesellschaftliche Zielsetzungen.

In der ersten Leistungsvereinbarungsperiode fokussierte man dabei auf die Fortführung des bestehenden Leistungsangebots, wobei rund 190 Millionen Euro der Mittel explizit für die Finanzierung von Schwerpunkten (zusätzliche Professuren, Verbesserung der Betreuungsrelationen, etc.) aufgewendet wurden.

Österreich liegt bei den öffentlichen Ausgaben für den tertiären Bereich relativ zum BIP mit einem Wert von 1,2 % über dem OECD-Durchschnitt. Im Berichtszeitraum stiegen die Ausgaben für die Universitäten um 11 %. Zusätzlich zum Gesamtbudget erhalten die österreichischen Universitäten seit 2001 Offensivmittel für die Verbesserung ihrer Infrastruktur und weitere finanzielle Aufwendungen für das Programm Vorziehprofessuren. Im Zuge der Generalsanierungsoffensive aus dem Jahr 2005 wurden 500 Millionen Euro für bauliche Maßnahmen aufgebracht.

Die Hochschulen zählen zu den Hauptakteuren der österreichischen Forschungslandschaft, die F&E-Erhebung 2006 ergab dabei einen forschungswirksamen Anteil des Universitätsbudgets von 47 %. Der Anteil finanzieller Mittel aus antragsorientierter Forschung, dem Unternehmenssektor und dem Ausland ist steigend, die Drittmitteleinnahmen der Universitäten aus Forschungsprojekten haben diesem Befund entsprechend seit 2005 um 20 % zugenommen.

Die Umstellung des Studienangebots auf die Bologna-Studienarchitektur verlief im Berichtszeitraum erfolgreich, Bachelor- und Masterstudien stellen bereits 84 % des gesamten ordentlichen Studienangebots. Durch den verstärkten Einsatz neuer Medien in den Wissensvermittlungs- und Administrationsprozess soll vor allem auf Zielgruppen mit besonderen Bedürfnissen (Berufstätige, Personen mit Betreuungspflichten und Behinderte) eingegangen werden. Das universitäre Weiterbildungsangebot, das im WS 2007/08 von rund 12.000 Studierenden in Form von Universitätslehrgängen in Anspruch genommen wurde, zeigt ebenfalls positive Entwicklungstendenzen.

Personal und Nachwuchsförderung
Im Berichtszeitraum konnte eine Steigerung der Zahl der Universitätsbeschäftigten um 12 % verzeichnet werden. Die größten Anstiege sind jedoch im Bereich der über F&E-Projekte drittfinanzierten MitarbeiterInnen zu beobachten: Im WS 2007/08 verfügten laut Bericht bereits 25 % des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals über ein Beschäftigungsverhältnis im Drittmittelbereich.

45 % der an den Universitäten beschäftigten Mitarbeiter sind Frauen, ihr Anteil sinkt jedoch mit zunehmender Qualifizierungs- bzw. Karrierestufe. Die Tatsache, dass bis 2010 mehr als ein Viertel der Professuren aus Altersgründen vakant werde, biete den Universitäten neben der Möglichkeit zu Umstrukturierungen und neuen Schwerpunktsetzungen aber auch die Gelegenheit zur Erhöhung des Frauenanteils. Die weitere Steigerung der Frauenquote soll zudem Bestandteil der Leistungsvereinbarungen 2010-2012 werden.

Die Betreuungsrelation von ProfessorIn zu Studierenden beträgt derzeit 1 zu 104. Eine günstigere Relation ergebe sich jedoch, wenn bei dieser Berechung nur "prüfungsaktive Studierende" (d.h. Studierende, die ein Mindestmaß an Prüfungsaktivität aufweisen) berücksichtigt würden: Eine solche Berechnung gelange zu einem Verhältnis von 1 zu 73, so der vorliegende Bericht.

Der Großteil der österreichischen Universitäten hat die Nachwuchsförderung in ihren strategischen Zielen verankert. Diesbezügliche Angebote in den Bereichen Personalentwicklung, DoktorandInnen-, Mobilitäts- und Forschungsförderung werden bereits in großer Zahl offeriert. Im Anschluss an europäische Entwicklungen auf dem Hochschulsektor wurde die Dauer von Doktoratsstudien 2006 von zwei auf drei Jahre verlängert, DoktorandInnen würden dabei nicht nur als Studierende, sondern gleichzeitig auch als NachwuchsforscherInnen betrachtet.

Im Jahr 2007 wurden 285 Personen habilitiert, was einem Rückgang von 22 Personen gegenüber den Angaben der Wissensbilanz 2006 darstellt. Verursacht wurde dieser Rückgang vor allem durch die Medizinische Universität Wien und die Wirtschaftsuniversität Wien. Der Frauenanteil bei den Habilitierten lag 2007 bei 27 %.

Zur Lage der Studierenden
Mit 42.394 in- und ausländischen StudienanfängerInnen konnte im Studienjahr 2007/08 ein Höchststand erreicht werden. Rund die Hälfte der MaturantInnen nimmt ein Hochschulstudium auf. 20 % der ordentlichen und 40 % der außerordentlichen Studierenden stammen aus dem Ausland, der AusländerInnenanteil unter den Studierenden liegt dementsprechend bei 21,4 %. 60 % dieser Studierenden stammen aus den EU-Mitgliedsstaaten.

Der Bericht weist darauf hin, dass die Prüfungsintensität der Studierenden im betroffenen Zeitraum weiter gestiegen sei. Mit 22.121 Studienabschlüssen im Studienjahr 2006/07 habe man auch in diesem Bereich ein neues Maximum erreicht. Rund ein Drittel der AbsolventInnen von Diplom-, Bachelor- und Masterstudien schlossen dieses innerhalb der vorgesehenen Studiendauer zuzüglich Toleranzsemester ab. Im internationalen Vergleich positioniere sich Österreich hinsichtlich der Hochschulzugangsquote mit einem Wert von 40 % aber im hinteren Bereich der OECD und EU (Durchschnitt: 56 - 55 %), was laut Bericht auf das breite berufsbildende Angebot im Sekundarbereich zurückzuführen sei. Mit einer Hochschulabschlussquote bei Doktoratsstudien von 1,9 % liege Österreich jedoch im oberen Drittel und deutlich über dem EU- (1,6 %) und OECD-Schnitt (1,4 %).

Das Durchschnittsalter der österreichischen Studierenden liegt laut Eurostudent Report 2008 bei 24 Jahren, nur 7,2 % haben ein Kind. Die Unterstützung durch das Elternhaus stellt mehrheitlich einen zentralen Bestandteil des studentischen Einkommens dar, obgleich 59 % der Studierenden während des Semesters einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Im Studienjahr 2006/07 bezogen zudem 22,2 % der inländischen ordentlichen Studierenden eine Leistung nach dem Studienförderungsgesetz. BezieherInnen solcher Beihilfen stechen aufgrund ihrer kürzeren Studiendauer und einer geringeren Neigung zum Studienabbruch hervor.

Die Arbeitslosenquote bei AkademikerInnen lag im März 2008 bei 1,8 %, was einer Senkung um einen Prozentpunkt gegenüber dem Vergleichswert des Jahres 2005 entspricht. Das potentielle Risiko arbeitslos zu werden, sinke mit der Höhe des erreichten Bildungsgrades, so der Bericht.

Die Hochschulplanungsprognose 2008, die einen Prognosezeitraum bis 2030 umfasst, geht von einem allmählichen Anstieg der MaturantInnenquote auf 48 % aus. Die Übertrittsquote an Universitäten werde – aufgrund des Entlastungseffekts durch den Fachhochschulsektor – laut Prognose aber auf dem Niveau von 61 % bleiben. Der Frauenanteil erhöhe sich von 55 auf 57 %. In jüngster Zeit zeichnete sich bereits ein Verschwinden der Geschlechterdiskrepanz hinsichtlich der Erfolgsquoten ab, die zeitweilig mehr als zehn Prozentpunkte zugunsten der Männer betragen hatte.

Unter Einbeziehung von Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen könnte Mitte der 2020er Jahre die Hälfte eines Altersjahrgangs ein Studium aufnehmen. Auch die AbsolventInnenzahlen würden dementsprechend ansteigen: bis 2017 auf fast 20.000 Erstabschlüsse pro Jahr.

Die verstärkte internationale Ausrichtung sei ein erklärtes Ziel der österreichischen Universitäten, dem durch Initiativen zur Förderung von Mobilität bei Studierenden und Forschenden sowie Maßnahmen zur Stärkung der internationalen Dimension im Rahmen von Forschungskooperationen Rechnung getragen werde.
     
Informationen: http://www.parlinkom.gv.at    
     
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