Österreichs Industrie: "Jede Krise ist auch eine Chance"   

erstellt am
03. 02. 09

Wien (nöwpd) - Infolge des weltweiten Wellenschlages, den die Finanzkrise ausgelöst hat, gerät auch Österreichs Industrie als wichtigster Motor der heimischen Volkswirtschaft ins Stottern. Sie ist jener Wirtschaftszweig, dessen interne Informationsstruktur es ihr möglich macht, mit der Kombination von Marktbeobachtung und dem Wissen um den abzuarbeitenden Auftragsstand den Produktions- und Arbeitskräftebedarf in den nächsten Monaten und darüber hinaus relativ genau festzustellen.

Danach "befindet sich die Industriekonjunktur derzeit im freien Fall", wie der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV) Markus Beyrer in Kommentierung des letzten Quartalsberichtes 2008 betonte. Eine Umfrage unter 427 IV-Mitgliedern, die mit fast 260.000 Beschäftigten zu den wichtigsten Leitbetrieben des Landes zählen, hatte starke Einbrüche bei den Aufträgen signalisiert, denen oft noch ein Druck auf die Preise folgt.

IV-Chefökonom Christian Helmenstein rechnet mit einem "unteren Wendepunkt nicht vor dem 3. Quartal". In der Umfrage war die Geschäftslage in sechs Monaten von 54 Prozent der Betriebe als gleichbleibend eingeschätzt worden, von vier Prozent als günstig und von 42 Prozent als ungünstig. Offensichtlich in Erinnerung an die Hochkonjunktur mit dem Mangel an Fachkräften "trachten die Unternehmen jetzt, jeden qualifizierten Arbeitsplatz zu erhalten."

"Gute Betriebe haben in der Krise die Chance, ihre Marktposition zu verbessern", betonte Beyrer. Eine Schlüsselrolle misst er den Politikern und Sozialpartnern mit der Aufgabe zu, "eine gute Krisenpolitik mit den strukturell richtigen Maßnahmen zu machen." Als solche nannte er flexiblere Arbeitszeitmodelle mit Durchrechnungszeiten bis zu fünf Jahren, Verbesserungen bei der Kurzarbeit, Staatsgarantien für Industrieanleihen und die Sicherung der zugesagten Mittel für Forschung und Entwicklung. "Die derzeitige Diskussion, die das in Frage stellt, ist schädlich", so Beyrer. Hier gehe es nicht zuletzt darum, wo künftig die Forschungsstandorte sein werden.

Ein besonderes Anliegen der Industrie ist es, dass Österreich bereit ist, auch in Zukunft eine Führungsrolle in Zentral-Osteuropa zu übernehmen. "Zu einem aktiven Engagement in diesem Raum gibt es keine Alternative", stellte der IV-Generalsekretär fest. Hier gehe es neben der Wohlstandssicherung um eine gesamteuropäische Systemfrage, zu deren Gestaltung freilich die neuen EU-Staaten auch selber etwas beitragen müssten, insbesondere zur Stärkung ihres Wirtschaftsstandortes.
     
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