Konjunktureinbruch   

erstellt am
16. 02. 09

Wien (wifo) - Das Bruttoinlandsprodukt ging im IV. Quartal 2008 um Saison- und Arbeitstagseffekte bereinigt erstmals seit Mitte 2001 zurück. Dies ist vor allem auf die tiefe Rezession in der exportorientierten Sachgütererzeugung zurückzuführen. Hingegen weiteten die privaten Haushalte ihre Konsumnachfrage aus, wenn auch sehr verhalten. Im Tourismus begann die Wintersaison günstig. Der Konjunkturabschwung schlägt sich auch in einer raschen Verringerung der Inflationsrate und einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit nieder.

In Österreich verringerte sich das Bruttoinlandsprodukt laut aktueller Berechnung des WIFO im IV. Quartal 2008 saison- und arbeitstägig bereinigt gegenüber dem Vorquartal real um 0,2%. Damit lag es um nur noch 0,3% über dem Wert des Vorjahres. Für das gesamte Jahr 2008 ergibt sich ein Wirtschaftswachstum von real +1,8%. Die Dämpfung der Wirtschaftsleistung im IV. Quartal ist vor allem auf einen Einbruch der Konjunktur in der exportorientierten Industrie zurückzuführen. Die Exportnachfrage blieb real um 1% unter dem Wert des III. Quartals und um 4,2% unter jenem des Vorjahres. In der Sachgütererzeugung ging die Wertschöpfung gegenüber dem III. Quartal real um 1,6%, gegenüber dem Vorjahr um 1,4% zurück.

Die Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests vom Jänner 2009 lassen auf weitere Produktionseinbußen in der Industrie schließen. Die Unternehmen beurteilen die Aufträge, vor allem aus dem Ausland, und die Geschäftsaussichten so ungünstig wie schon lange nicht mehr. Die Kapazitätsauslastung ist markant gesunken, vor allem jene der Großunternehmen und der Kfz-Industrie.

Ein Großteil der befragten Unternehmen erwartete weitere empfindliche Produktionseinbußen. Der Saldo aus positiven und negativen Meldungen erreichte -22 Prozentpunkte, im Juli 2008 war er noch bei +5 Prozentpunkten gelegen, im Jänner 2008 bei +17 Prozentpunkten. Allerdings waren die Produktionserwartungen im Jänner 2009 geringfügig günstiger als im Dezember 2008 - dies könnte ein erster Hinweis darauf sein, dass sich der Rückgang etwas verlangsamt. Der Abschwung der Weltkonjunktur verschärft sich. In den USA beschleunigte sich die Abnahme der Wirtschaftsleistung im IV. Quartal 2008 markant (saisonbereinigt real -1% gegenüber dem Vorquartal). Der Euro-Raum befindet sich seit dem Frühjahr 2008 in einer Rezession. Ende 2008 brachen die Produktion (November gegenüber August saisonbereinigt -5%) und die Auftragseingänge in der Industrie (-15%) ein. Zwar verläuft der Abschwung im Bauwesen und im Einzelhandel flacher, die Arbeitslosigkeit steigt aber bereits kräftig.

Auch in den ostmitteleuropäischen EU-Ländern verschlechterte sich die Konjunktur, die Industrieproduktion leidet unter dem spürbaren Nachlassen der Nachfrage aus dem Westen.

Hingegen schwächen sich Bauproduktion und Einzelhandelsumsätze in den meisten Ländernbisher nur leicht ab. In den asiatischen Schwellenländern brachen Exportnachfrage und Industrieproduktion ein. Der weltweite Rückgang der Produktion schlägt sich auch im Welthandel nieder, dieser verringerte sich im November 2008 gegenüber dem Vormonat real um 6%; Frühindikatoren weisen auf eine weitere Abwärtstendenz in den folgenden Monaten hin. Auch in Österreich entwickeln sich die von der Binnennachfrage getragenen Wirtschaftsbereiche stabiler als die Exportwirtschaft. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte lagen im IV. Quartal 2008 geringfügig über jenen des Vorquartals (saison- und arbeitstägig bereinigt real +0,4%, +1% gegenüber dem Vorjahr). Zum Anstieg dürfte auch die leichte Zunahme der verfügbaren realen Einkommen beigetragen haben: Die Inflationsrate sank im Dezember wegen des markanten Rückgangs der Rohstoffpreise auf 1,3%, drei Monate zuvor hatte sie noch 3,8% betragen. Während die realen Umsätze im Einzelhandel insgesamt im IV. Quartal auf dem Vorjahresniveau stagnierten, waren jene des Kfz-Handels deutlich rückläufig (-11,6%). Im Dezember 2008 wurden um 16% weniger Pkw neu zugelassen als im Dezember des Vorjahres.

Die Wintersaison begann im Tourismus vielversprechend. Dank der günstigen Witterung und der Verzögerung, mit der ein Konjunkturabschwung im Tourismus erfahrungsgemäß wirksam wird, nahmen im November und Dezember sowohl die Zahl der Nächtigungen als auch der reale Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 6,8% zu.

Der von der Investitionstätigkeit getragene Industrie- und Geschäftsbau schwächte sich bereits merklich ab. Im Tiefbau entwickelt sich die Produktion aber günstig. Insgesamt blieb die Wertschöpfung der Bauwirtschaft im IV. Quartal real um 0,6% unter dem Vorjahreswert. Die im WIFO-Konjunkturtest befragten Bauunternehmen sind hinsichtlich der Entwicklung von Auftragseingängen, Produktion, Preisen und Beschäftigung zunehmend pessimistisch.

Aufgrund des Produktionseinbruchs in der Industrie stieg die Zahl der Arbeitslosen im Dezember und Jänner - trotz der raschen Ausweitung der Kurzarbeit - stark. Saisonbereinigt war sie zuletzt um 10.000 höher als im November 2008, die Arbeitslosenquote erhöhte sich auf 6,4% der unselbständigen Erwerbspersonen (+0,8 Prozentpunkte gegenüber dem konjunkturellen Tiefstand im März 2008). Die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten sank leicht gegenüber den Vorquartalen.
     
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