Jura Soyfer entdecken   

erstellt am
13. 02. 09

70. Todestag des Schriftstellers – Gedenktage in Wien
Wien (soyfer.at) - Am 16. Februar 1939 kam Jura Soyfer mit 26 Jahren im Konzentrationslager Buchenwald ums Leben. Sein 70. Todestag ist Anlass einer Veranstaltungsreihe in Wien. "Bei diesen Gedenktagen kann die breite Öffentlichkeit die große künstlerische Leistung dieses Schriftstellers und sein bis heute ungebrochen aktuelles Werk entdecken", teilte die Jura Soyfer Gesellschaft (JSG) mit Sitz in Wien am 13.02. mit.

Mit jährlich bis zu 50 Theater-Aufführungen weltweit und Übersetzungen in bisher 38 Sprachen zieht das Werk des österreichischen Autors nach Angaben der JSG international ein stetig wachsendes Publikum an, darunter immer mehr junge Menschen. "Wer die Texte Jura Soyfers heute aufmerksam liest, versteht wie aktuell seine in den 1930er Jahren entstandenen literarischen Kunstwerke sind und erkennt, dass Jura Soyfer zur Armut, zur Arbeitslosigkeit, zur Wirtschaftskrise, zur Metaphysik des Geldes in dessen Entkoppelung von Bedürfnissen der Menschen, der Produktion und Geldwirtschaft ´unsere Stücke schreibt`. Soyfer zeigt, dass es um den Menschen geht, der durch soziale Demokratie, durch einen offenen Zugang zu Technologie bzw. Wissen sich und seine Mitmenschen vor autoritären, diktatorischen und faschistischen Strukturen und deren destruktiven Folgen für alle bewahren kann", erklärt Herbert Arlt, der Geschäftsführer der JSG.

Die Gedenktage beginnen am Montag, den 16. Februar. Bis 1. März beteiligen sich an insgesamt sieben Veranstaltungen in Wien junge WissenschaftlerInnen und Theaterschaffende aus aller Welt sowie prominente Künstler, die Soyfers Werk vor der Vernichtung und dem Vergessen bewahrt haben. Präsentiert wird bei den Gedenktagen in der Volkshochschule (VHS) Brigittenau unter anderem am Mittwoch, den 18. Februar, ein Weltprojekt, bei dem das Soyfer-Stück "Der Lechner Edi" in bis zu 50 Ländern jeweils mit Ensembles vor Ort aufgeführt werden soll. Musikalisches "Highlight" der Gedenktage ist das Konzert der "Schmetterlinge". Sie treten nach langen Jahren mit ihrem Soyfer-Programm "Verdrängte Jahre" am Freitag, den 20. Februar, in der VHS-Brigittenau wieder auf (das Konzert ist bereits ausverkauft).

Höhepunkt und zugleich Abschluss der Veranstaltungen ist am Sonntag, den 1. März, im Volkstheater das Soyfer-Stück "Broadway-Melodie 1492" - angekündigt mit dem Titel "1 Komödie - 3 Väter". Der bekannte österreichische Schauspieler Otto Tausig wird bei dieser Aufführung alle 31 Rollen des Stückes selbst spielen. Tausig hatte 1947 nach der Befreiung Österreichs in Wien eine erste Buchausgabe mit den Werken Soyfers herausgebracht. Veranstaltet werden die Gedenktage von der VHS-Brigittenau und der JSG sowie die Theateraufführung in Zusammenarbeit mit dem Wiener Volkstheater.

Als Autor des "Dachauliedes" (Komposition: Herbert Zipper) ist Soyfer weltbekannt. Geboren wurde er am 8. 12. 1912 im ukrainischen Charkiv. 1920 kam er nach Wien. Binnen weniger Jahre schrieb er ein umfangreiches Werk. Der junge Schriftsteller wurde am 13. März 1938 - am Tag nach der Besetzung Österreichs -in Gargellen in Vorarlberg beim Versuch, mit Skiern in die rettende Schweiz zu kommen, von österreichischen Beamten festgenommen. Am 23. Juni 1938 wurde er ins KZ Dachau transportiert, im September ins KZ Buchenwald; dort kam er am 16. Februar 1939 ums Leben.

Am bekanntesten sind seine Theaterstücke "Der Weltuntergang", "Der Lechner Edi schaut ins Paradies", "Astoria" und "Vineta". Soyfer hat in der internationalen Literaturwissenschaft auch wegen seiner Lyrik und Prosa eine zukunftsweisende Position, "fand er doch bereits in den 1930er Jahren eine Sprache, die nicht nur die Gewalt der Diktatur zum satirischen Inhalt hat. Soyfer hat nicht nur Neues zur Migration, zur Urbanisierung, zur Globalisierung formuliert, sondern er hat auch neue Formen gefunden, diese Inhalte zu transportieren", erklärt dazu der Berliner Regisseur Tobias Sosinka. Sosinka initiiert in Zusammenarbeit mit der JSG das neue Theaterprojekt.

Soyfers Texte hatten zu seinen Lebzeiten Massenauflagen und wurden in Wien sowie Budapest gespielt. Ein Teil seines Romans "So starb eine Partei", der von der Errichtung einer Diktatur in Österreich durch im Grunde lächerliche Gestalten erzählt, erschien in Englisch in der Zeitschrift "New Writing" in London. Seine Gedichte wurden im Saarland nachgedruckt. Nach der Besetzung Österreichs spielten Soyfers Freunde seine Stücke im Exil in Argentinien, Australien, England und den USA. Helmut Qualtinger inszenierte neben vielen anderen die Stücke Soyfers. Unter anderem die von Götz Fritsch gestalteten Hörspiele, die er im Rahmen der Soyfer-Gedenktage vorstellen wird, führten ab den 1970er-Jahren zur Popularisierung Soyfers.
     
Informationen und Programm: http://www.soyfer.at    
     
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