Alfons Mucha   

erstellt am
12. 02. 09

12. Februar bis 1. Juni 2009 im Belvedere
Wien (belvedere) - Das Belvedere präsentiert im Frühjahr 2009 die erste umfassende Alfons Mucha-Ausstellung in Österreich. Großformatige Gemälde, Pastelle, Zeichnungen, Plakate und Interieurs zeugen von der beeindruckenden künstlerischen Bandbreite Muchas (1860-1939), der als Werbegrafiker und Dekormaler bekannt wurde. Von ersten illustratorischen Werken über den Pavillon de l'Homme und seine Ausstattung des Pavillons für Bosnien und Herzegowina für die Weltausstellung in Paris 1900 bis zu seinem großen Zyklus Slawisches Epos verfolgte der tschechische Künstler, der sein Handwerk in Wien, München und Paris erlernt hatte, die Übermittlung einer universellen Botschaft: seiner Vision von einer Versöhnung der Nationen und Religionen. Im Unteren Belvedere werden in thematisch gegliederten Sektionen über 200 Werke aus öffentlichen und privaten Sammlungen gezeigt.

Zur Ausstellung
Im ersten Raum wird auf die Biografie und das frühe Werk des Künstlers, das vor allem durch einen mehrere Jahre andauernden Aufenthalt in Wien geprägt ist, eingegangen. Ab 1877 war Mucha hier als ausgebildeter Kulissenmaler an Theatern tätig. 1881 führte ein Großbrand im Ringtheater zur Schließung fast aller Theater der Stadt - der nunmehr arbeitslose Künstler übersiedelte nach Mähren. Dort entstanden erste Illustrationen für Bücher und Magazine sowie historisierende Gemälde und Aquarelle, darunter ein in der Ausstellung präsentierter Paravent, der Hans Makarts Fünf Sinne zum Vorbild hat.

Nach seinem Studium an der Münchner Akademie der Bildenden Künste und der Académie Julian in Paris gelang Mucha 1894 mit seinem Plakat für das Bühnenstück Gismonda, das die Schauspielerin Sarah Bernhardt zeigt, der künstlerische Durchbruch. Innerhalb weniger Jahre wurde Mucha zu einem der begehrtesten Plakatmaler des Jugendstils. Der Künstler befreite sein Werk vom historistischen Pathos und kreierte eine eigene, auf Fernwirkung ausgelegte Handschrift, die vor allem in der Form von Gebrauchsgrafik als "Mucha-Stil" in die Kunstgeschichte einging und hier anhand großformatiger Plakate und Vorstudien veranschaulicht wird.

Ebenfalls in seiner frühen Pariser Zeit entstanden Muchas wohl bedeutendstes druckgrafisches Illustrationswerk Le Pater, eine Interpretation des Vaterunser in Wort und Bild, sowie die Illustrationen für die Erzählung Ilsée, Princesse de Tripoli. In jeweils einem eigenen Raum werden Entstehung und künstlerische Entwicklung dieser Arbeiten von der ersten Skizze bis zum vollendeten, gedruckten Werk für den Betrachter nachvollziehbar gemacht.

Wie kaum ein anderer Künstler arbeitete Mucha zeitgleich in verschiedenen Genres. Um die Jahrhundertwende entstanden neben kunstgewerblichen Arbeiten auch zahlreiche Serien virtuoserPastelle und Zeichnungen, mit kurvilinearen Umrissen und verhaltener Farbigkeit visualisierte er oftmals düstere Kapitel der Menschheitsgeschichte oder religiöse Themen. In Werken wie etwa Vor dem Feuer sitzende Frau wird erkennbar, wie weit sich Mucha in dieser Schaffensperiode von rein dekorativen Intentionen entfernt hat.

Zu den wichtigsten Aufträgen des Künstlers zählten seine für verschiedene Pavillons geschaffenen Beiträge für die Weltausstellung in Paris im Jahr 1900. Nachdem Muchas Pläne für einen eigenen Pavillon de l'Homme für unrealisierbar befunden und abgelehnt worden waren, wurde er 1899 von der österreichisch-ungarischen Regierung mit der Gestaltung des Pavillons für Bosnien und Herzegowina beauftragt, für den er einen monumentalen allegorischen Fries fertigte. Auf mehr als 250 m2 Leinwand malte er die Geschichte der beiden osmanischen Provinzen Bosnien und Herzegowina, die 1878 als Folge des Berliner Kongresses unter die Verwaltung Österreich-Ungarns gestellt worden waren. Der Großteil dieser Wandbilder blieb erhalten und wird nun erstmals innerhalb der maßstabgetreu rekonstruierten Zentralhalle des Pavillons gezeigt.

Nachdem Mucha bereits im Rahmen der Weltausstellung Schmuck für das Juweliergeschäft Georges Fouquet entworfen hatte, gestaltete er 1901 auch die Ausstattung des Pariser Geschäfts - und schuf damit eine Ikone des Jugendstil-Interieurs. In der Ausstellung werden einige der damals gefertigten einzigartigen Schmuckstücke und Möbel sowie Entwürfe gezeigt.

1902 gab Mucha mit seinem Mappenwerk Documents décoratifs ein außergewöhnliches Ornament-Handbuch für Künstler heraus, drei Jahre später folgte mit Figures décoratives ein weiterer Band, in dem sich Mucha insbesondere mit dem Einsatz des menschlichen Körpers als dekoratives Element beschäftigte. Einzelne Blätter aus diesen Mappen werden in der Ausstellung präsentiert.

Nach mehreren Aufenthalten in Amerika und schwindendem Erfolg in Paris zog sich Mucha um 1910 nach Prag zurück. Er erhielt von der Stadt den Auftrag, die Innenausstattung des Primatorensaals im Prager Repräsentationshaus (Obecní dum) zu übernehmen. Die in zahlreichen Entwürfen und Studien vorgestellte Arbeit gilt als letztes großes Kunstwerk des Jugendstils in Prag.

Mit der Unterstützung eines amerikanischen Mäzens schuf Mucha von 1910 bis 1928 ein weiteres Hauptwerk: einen Zyklus von 20 monumentalen Gemälden mit Darstellungen zur Geschichte der slawischen Völker. Teile des Slawischen Epos sind mit einer Anzahl bisher unveröffentlichter Skizzen, Studien und Übertragungszeichnungen zu sehen.

Nach Ende des ersten Weltkriegs entwarf der inzwischen weltberühmte Künstler unter anderem Briefmarken, Banknoten und Orden für den jungen tschechoslowakischen Staat sowie die beeindruckenden Glasfenster des Veitsdoms, welche anhand von Skizzen und Reproduktionen präsentiert werden.
     
Informationen: http://www.belvedere.at    
     
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