Burgenländisches Vorsorgemodell gegen Dickdarmkrebs hat Modellcharakter    

erstellt am
19. 02. 09

Gesundheitslandesrat Dr. Peter Rezar: 71.700 Menschen haben bisher teilgenommen
Eisenstadt (bmls) - Seit dem Jahr 2006 gibt es im Burgenland vom Bezirk Oberpullendorf ausgehend ein flächendeckendes Dickdarmkrebsvorsorgemodell. "Dieses Modell hat österreichweit und auch international Beachtung gefunden. Mit diesem Vorsorgemodell konnte die Sterblichkeit an Darmkrebs deutlich verringert werden", erklärte Gesundheitslandesrat Dr. Peter Rezar. Künftiges Ziel sei es, die Teilnahmeraten hoch zu halten, beziehungsweise in manchen Bezirken deutlich zu steigern und die Bevölkerung über hohen Nutzen der Vorsorge verstärkt zu informieren.

Vor 20 Jahren haben die Ärzte des Krankenhauses Oberpullendorf mit einem Dickdarmkrebsvorsorgeprogramm auf die hohe Zahl der Dickdarmkrebserkrankungen im Bezirk reagiert. Dabei wurde die Bevölkerung ab 40 Jahren zu einer jährlichen Vorsorgeuntersuchung mittels Massenscreening eingeladen. Weiters wurde der Personenkreis mit erhöhtem Risiko besonders überwacht. "Seit damals ist Darmkrebs als Todesursache im Bezirk Oberpullendorf deutlich seltener geworden - die Sterblichkeit liegt nun 15,3 Prozent unter dem Österreichdurchschnitt", informiert Gesundheitslandesrat Dr. Peter Rezar. Aus dem Oberpullendorfer Projekt ist das burgenlandweite Projekt "Burgenland gegen Dickdarmkrebs" geworden. Es wurde unter dem Projektkoordinator MR OA Dr. Karl Mach erstellt - nun konnten erste Ergebnisse präsentiert werden.

An der Vorsorgeaktion haben sich von 2003 bis 2006 71.700 Burgenländerinnen und Burgenländer beteiligt, das sind 48,67 Prozent aller Eingeladenen. Dabei wurden 17.028 positive Testergebnisse festgestellt. Bei 3.497 Menschen wurden Polypen festgestellt - in 191 Fällen wurde Krebs entdeckt. "Das Projekt ist das Kernstück unseres Großprojektes ‚'Gesundes Dorf', das auf die Gesundheitsvorsorge in den burgenländischen Dörfern setzt", sagte Mag. Christian Moder, Direktor der Burgenländischen Gebietskrankenkasse. Die Beteiligung in den Dörfern ist recht unterschiedlich und liegt zwischen 10 und 66 Prozent. Er wünscht sich eine Steigerung an der Teilnahme am Vorsorgeprojekt. Der Präsident der Burgenländischen Ärztekammer OA Dr. Michael Lang betonte den hohen Wert der Früherkennung: "Dickdarm- und Mastdarmkrebs entstehen über lange Jahre. Bei rechtzeitiger Diagnose liegen die Heilungschancen bei 90 Prozent. Aus ärztlicher Sicht gibt es daher nur Eines, nämlich die Vorstufen zu verhindern".

Projektkoordinator MR OA Dr. Karl Mach informierte über das Vorsorgeprogramm: "Ab dem 40. Lebensjahr werden alle Burgenländerinnen und Burgenländer eingeladen, sich am kostenlosen Test zu beteiligen. Dieser Stuhltest wird auf Blut untersucht, um die Vorstufen des Dickdarmkrebses zu erkennen. Bei einem positiven Test wird eine koloskopische Untersuchung angeraten, um abzuklären, ob sich Polypen im Darm befinden". Die Polypen selbst machen keine Beschwerden, so der Mediziner. Das sei auch der Grund, dass der Dickdarmkrebs und seine Vorstufen ohne das Vorsorgeprogramm erst sehr spät entdeckt werden. Projektmitarbeiter Dr. Gernot Leeb unterstreicht die große Bedeutung der Früherkennung mit Zahlen und sagte: "Die Verteilung nach Schweregrad der Krebserkrankungen zeigt, dass der höchste Anteil der Karzinome im ersten Stadium liegt. Das heißt, dass nach der Entfernung der Polypen keine Chemotherapie notwendig ist und der Patient als geheilt gilt".

Als Risikofaktoren nannten die Mediziner Übergewicht und Rauchen und auch ein Übermaß an Ernährung mit Fleisch sowie ein Mangel an ballaststoffreicher Nahrung würden die Entstehung von Dickdarmkrebs begünstigen.
     
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