Schönborn: Sexualität ist gut, sie ist von Gott gewollt   

erstellt am
27. 03. 09

Podiumsdiskussion der Wiener "Akademie für Evangelisation" zum Thema "Nirgends wird so viel gelogen wie über die Sexualität" - "Kirche vertritt eine klare sexualethische Linie"
Wien (pew) - Es sei ein "massives Vorurteil", dass die Kirche ein Problem mit der Sexualität hat, betonte Kardinal Christoph Schönborn am Abend des 25.03. bei einem "Nacht-Talk" der "Akademie für Evangelisation" in der Wiener "Sky Bar". Vor einem vorwiegend jugendlichen Publikum erinnerte der Wiener Erzbischof bei der Diskussion mit der Psychotherapeutin Prof. Gerti Senger und dem Musiker Johnny K. Palmer ("Starmania") daran, dass schon auf der ersten Seite der Bibel erzählt wird, wie Gott den Menschen als "Mann und Frau" schuf. Sexualität sei also gut, "etwas von Gott Gewolltes". Auf der zweiten Seite der Bibel werde klar, dass in diesem Bereich ein "Bruch" da ist, der Heilung braucht.

Die Kirche sei im Bereich der Sexualethik "ein bisschen so wie eine alleinerziehende Mutter", sie müsse auch unangenehme Dinge sagen. Kardinal Schönborn hob hervor, die Kirche vertrete eine "klare Lehre" zum Thema Sexualität; diese Lehre sei ein "Orientierungspunkt" und ein "Richtstern". Kardinal Schönborn sagte aber auch, dass sich der Klerus generell weniger über "Themen unter der Gürtellinie", und mehr über Beziehungen äußern sollte.

Ein Grundübel für nicht gelingende Sexualität ortete der Kardinal bei "gegenseitigen Beschuldigungen", die schon mit Adam und Eva begonnen hätten. Die Lüge sei in Beziehungen zerstörerisch (der Titel des "Nacht Talks" lautete: "Nirgends wird so viel gelogen wie über die Sexualität").

Dadurch, dass nicht die Wahrheit gesagt werde, würden sich zwei "maskierte Wesen" begegnen, pflichtete die Sexual- und Psychotherapeutin Gerti Senger dem Kardinal bei. Jeder Mensch suche nach Liebe, Treue sei "die große Sehnsucht und die große Hoffnung". Ohne entsprechende Pflege, Kultur und auch "Beziehungsarbeit" könne die Liebe den Anfechtungen des Alltags aber nicht standhalten, stellte Senger klar.

Sehr hoch bewerteten der Kardinal und die Psychotherapeutin die Rolle der Freundschaft. Der Wiener Erzbischof bewertete Freundschaft auch als Grundlage für die eheliche Beziehung. Durch Freundschaft sei es auch leichter, über die "Defizite der Sexualität" hinwegzukommen, so der Kardinal, der auch die Bedeutung des Humors in Beziehungen hervorhob. Der Humor sei in einer Gesellschaft, die Sexualität zum "Leistungssport" gemacht hat, aber vielfach verloren gegangen.

Auch laut Senger können Freundschaft und gegenseitige Rücksichtnahme Paaren besser über Defizite in der Sexualität hinweghelfen. Aber: "Liebe allein reicht nicht aus. Ich betreue Paare, die sich zutiefst lieben, aber sexuell passt es halt nicht".

Johnny Palmer, der aus einer evangelikalen Gemeinschaft kommt, bekannte sich auch beim "Nacht Talk" zu den Feststellungen, mit denen er schon bei "Starmania" Aufsehen erregt hatte: "Kein Sex vor der Ehe. Ich glaube, dass Gott es so will".
     
Informationen: http://stephanscom.at    
     
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