Wiener Charles-Darwin-Jahr: Symposium zur kritischen Reflexion   

erstellt am
10. 04. 09

16. - 18. April: Korrektur eines Leitbildes mit Beiträgen von Vertretern der Frankfurter Schule im Naturhistorischen Museum
Wien (rk) - "Darwin und der Darwinismus - Mythos und Realität" nennt sich programmatisch ein dreitägiges Symposium, das die österreichische Gesellschaft für organismisch-systemische Forschung und Theorie gemeinsam mit der Abteilung Archiv und Wissenschaftsgeschichte des Naturhistorischen Museums ausrichtet. Von 16. bis 18. April versuchen Wissenschaftler aus Österreich, Deutschland und Israel, im Rahmen des von der Stadt Wien initiierten Darwin-Jahrs, die Korrektur eines Leitbildes.

Wichtigste Stimme unter den Kritikern eines allzu plumpen Darwinismus: Die Frankfurter Evolutionstheorie und ihre Vertreter. In Wien ist unter anderem Dr. Michael Gudo, Geschäftsführer der Firma Morphisto Evolutionsforschung und Anwendung GMbH, zu Gast. "Der Zufall ist nur eine faule Ausrede für etwas, was man - noch - nicht erklären kann", meint er. "Die klassische Biologie kann die Frage beantworten, wie sich Arten in ihrer Umwelt behaupten, warum sie sich besser oder schlechter fortpflanzen und warum es in einer Gegend eher die eine und woanders eher die andere Farb- oder Formvariante eines Lebewesens gibt. Aber sie hat keine Antworten darauf, wie sich die Baupläne, die Körperkonstruktionen, entwickeln." Die Frankfurter Evolutionstheorie nimmt sich den Organismus als Ganzes vor, untersucht ihn als Objekt, das bestimmten mechanischen Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist und sich auch nur dementsprechend entwickeln kann. "Wir betrachten einen Körper und seine Gewebe, die Bänder, die Sehnen, die Muskeln hinsichtlich der Materialeigenschaften und des Zusammenspiels. Allein die Tatsache, dass Körper aus Flüssigkeiten bestehen - Flüssigkeit aber nicht komprimiert werden kann - schränkt die Möglichkeiten einer evolutiven Veränderung maßgeblich ein".

Zur Frankfurter Evolutionstheorie
Zunächst in der Fachwelt hoch umstritten, konnte die Frankfurter Evolutionstheorie zuletzt einige Erfolge für sich verbuchen: Die Molekularbiologie, die sich auf immer ausgefeiltere Verfahren der Sequenzierung stützen kann, hat das herkömmliche Stammbaummodell auf den Kopf gestellt und dabei die Forschungsergebnisse der seit den frühen 70er Jahren bestehenden Frankfurter Arbeitsgruppe bestätigt. "In der "New Animal Phylogeny" wurde nachgewiesen, dass die Brachiopoden keineswegs wie bisher angenommen, zu den Deuterostomiern zählen, sondern einer eigenen Evolutionslinie angehören". Die Frankfurter Arbeitsgruppe hat hierzu schon 1979 wissenschaftliche Arbeiten publiziert: "Durch die Betrachtung des Bauplans haben wir diese und andere Forschungsergebnisse vorweggenommen. Dagegen haben die herkömmlichen merkmalsbezogenen Darstellungen der Verwandtschaftsbeziehungen den Stammbaum eher verschleiert."
     
Informationen: http://www.charles-darwin-jahr.at    
     
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