Brauner: Hafen Freudenau ist Mitte 2010 vor Hochwasser sicher   

erstellt am
20. 04. 09

Riesiges Hafentor und verstärkter Hafendamm machen Hafen Freudenau wasserdicht - 20 Millionen Investitionen bis 2010
Wien (rk) - Rückblende in das Jahr 2002: Die Donau war über die Ufer getreten. Weit über einen Meter hoch stand das Wasser beim letzten großen Hochwasserereignis im Hafen Freudenau. Die Schäden waren enorm mit rund drei Millionen Euro. Ganze 14 Tage war der reguläre Hafenbetrieb stark eingeschränkt, bis der Schlamm beseitigt und die Aufräumarbeiten abgeschlossen waren. Szenarien wie diese gehören schon bald der Vergangenheit an. Um den Hafen Freudenau vor Hochwasser und seinen Folgen künftig zu bewahren, werden derzeit 20 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert.

Der Hochwasserschutz für den Hafen Freudenau besteht aus zwei großen Projekten, die Hand in Hand gehen. In der Einfahrt zum Hafenbecken wird ein riesiges Hafentor eingebaut, das bei Hochwasser geschlossen werden kann. Zusätzlich wird der Hochwasserschutzdamm, der den Donaukanal vom Hafenbecken trennt, abgedichtet und verstärkt. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren. Die Dammabschnitte werden ertüchtigt, Spundwände geschlagen und die Fundamente für ein riesiges Hafentor gesetzt.

"Mit dem Hochwasserschutz-Projekt werten wir den Wiener Hafen als europäischen Logistik- und Umschlagknoten weiter auf. Nach dem Abschluss der Arbeiten Mitte 2010 wird sichergestellt, dass der Warenumschlag sogar bei Hochwasser ungestört weiterlaufen kann. Davon profitieren nicht nur der Wiener Hafen selbst, sondern auch die rund 50 Unternehmen mit ihren rund 1.000 Beschäftigten, die sich im Hafen Freudenau angesiedelt haben", erklärte Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Vizebürgermeisterin Maga. Renate Brauner beim Lokalaugenschein auf der Baustelle am Montag.

Projekt ist Teil des 150 Millionen Euro schweren Hafen- Ausbauprogramms
Der Hochwasserschutz im Hafen Freudenau ist Teil des Hafenausbau-Programms, das seit dem Jahr 2006 läuft. Stadt Wien, Wien Holding, Wiener Hafen und Partner wie die ÖBB investieren gemeinsam bis 2010 rund 150 Millionen Euro in den Hafenausbau. "Wir haben die Umschlageinrichtungen modernisiert, neue Lagerhallen und Krananlagen gebaut sowie den neuen Containerterminal eröffnet, der unsere Gesamtkapazität auf bis zu 500.000 Containereinheiten verdoppelt. Der Hochwasserschutz ist der nächste Schritt zur konsequenten Stärkung des Wiener Hafens, den wir in den letzten Jahren zum größten trimodalen Logistikzentrum in Österreich gemacht haben. Diese Trimodalität - die gleichzeitige Anbindung an das Schiff, die Eisenbahn und den LKW - ist unser Standortvorteil, der uns von den anderen Logistikzentren unterscheidet", erklärt Wien Holding Geschäftsführer Peter Hanke.

Bester Schutz sogar vor Jahrhundert-Hochwasser
Hafentor und Hochwasserschutzdamm schützen den Hafen Freudenau auf einer Fläche von insgesamt mehr als einer Million Quadratmeter, das entspricht der Größe von 150 Fußballfeldern. Sogar für ein sogenanntes Jahrhundert-Hochwasser mit einer Durchflussmenge von 14.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ist der Hochwasserschutz ausgelegt. Ohne Hafentor und ohne Abdichtung des Hafendammes würde bei einer solchen Naturkatastrophe der Hafen Freudenau bis zu drei Meter unter Wasser stehen. Damit verbunden wären Schäden von bis zu 240 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das Hochwasser im August 2002 hatte den Hafen Freudenau bis zu eineinhalb Meter unter Wasser gesetzt und einen Schaden in der Höhe von rund 3 Millionen Euro verursacht.

Hafentor hat enorme Dimensionen
"26,5 Meter lang und 13,5 Meter hoch ist das riesige Hafentor. Komplett aus Stahl gefertigt, wiegt es 200 Tonnen, das ist schwerer als zwei Taurus-Loks. Um dem riesigen Druck Stand zu halten, der mit einem Hochwasser verbunden ist, hat der Stahlkörper eine Stärke von knapp zwei Metern. Im Prinzip funktioniert das neue Hafentor wie ein Schiebetor. Noch bevor das Hochwasser Wien erreicht hat, wird das Hafentor geschlossen", so Hafen-Direktor Mag. Walter Edinger.

Den Wasserstand innerhalb des geschützten Hafenbeckens regelt ein eigenes Pumpwerk. Es ist mit drei großen Tauchpumpen ausgestattet, die insgesamt über drei Kubikmeter Wasser pro Sekunde abpumpen können. Das ist vor allem dann notwendig, wenn mit dem Hochwasser starke Regenfälle einhergehen. Die Kosten für das neue Hafentor und das Pumpwerk betragen 15 Millionen Euro.

Hafendamm bis in eine Tiefe von 30 Metern neu abgedichtet
Begleitend zum Hafentor wird auch eine zweite Maßnahme gesetzt. Der 1,5 Kilometer lange Hochwasserschutzdamm, der den Donaukanal vom Hafenbecken trennt, wird verstärkt und komplett erneuert. Neue Dichtwände, die bis in eine Tiefe von 30 Metern reichen, werden eingebaut. Denn auch der Damm muss dem enormen Druck standhalten, der bei Hochwasser durch den unterschiedlichen Wasserstand vor und hinter dem Damm entsteht. Die Differenz des Wasserstandes zwischen Hochwasser führender Donau und dem Pegelstand im hochwassersicheren Hafenbecken kann immerhin bis zu vier Meter betragen. In die Dammbauarbeiten, die bereits abgeschlossen sind, wurden rund 5 Millionen Euro investiert.

Zum Wiener Hafen: 12 Millionen Tonnen Güter werden jährlich umgeschlagen
Der Wiener Hafen punktet mit seiner optimalen direkten Anbindung an die drei Verkehrsträger Schiff, Eisenbahn und LKW aber auch durch die Nähe zum Flughafen Wien-Schwechat. Bereits zwölf Millionen Tonnen Güter werden im Logistikzentrum Wiener Hafen - es umfasst das gesamte Hafenareal mit der Wiener Hafen- Gruppe und alle weiteren dort ansässigen 120 privaten Unternehmen - pro Jahr umgeschlagen. Etwa 45 Prozent des Gesamtumschlages entfallen auf den Bereich der in der Wien Holding angesiedelten Wiener Hafen Gruppe, in der die Wiener Hafen GmbH & Co KG sowie ihre Tochterunternehmen gebündelt sind.

Von den 12 Millionen Tonnen Gütern werden etwa die Hälfte der Güter per LKW, 35 Prozent per Bahn und 15 Prozent per Schiff transportiert. In allen drei Güter-Häfen (Hafen Albern, Hafen Freudenau und Ölhafen Lobau) werden pro Jahr rund 1.700 Frachtschiffe abgefertigt. Über den Wasserweg kommen vor allem Mineralölprodukte (über 60 Prozent) sowie Streusalz, Baustoffe wie Zement, Sand oder Stahlprodukte bzw. landwirtschaftliche Produkte wie Getreide und Kunstdünger.

Besonders stark gewachsen ist in den letzten Jahren das Containergeschäft. Rund 330.000 Containereinheiten wurden letztes Jahr umgeschlagen. Rund 100 Containerzüge pro Woche bringen die Container von hier zu den großen europäischen Seehäfen in Rotterdam, Hamburg, Bremerhaven und Duisburg oder zu den Knotenpunkten im zentral- und osteuropäischen Raum wie Budapest und Bratislava. Mit der Eröffnung des neuen Containerterminals ist die Basis gelegt, um die jährliche Umschlagkapazität auf rund 500.000 Containereinheiten zu steigern.
     
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