Entlastung des Haushalts 2007 des Ministerrats aufgeschoben   

erstellt am
24. 04. 09

Brüssel (europarl) - Das Europäische Parlament hat den EU-Institutionen und -Agenturen die Entlastung für die Ausführung ihrer Haushalte aus dem Jahr 2007 erteilt. Die Entlastung des Haushalts des Ministerrates wurde jedoch aufgeschoben. Die "mangelnde Transparenz und Aufgeschlossenheit" für einen offiziellen Dialog von Seiten des Rates ermögliche keine sinnvolle Entlastung. Das EP beschloss zudem, unter keinen Umständen zusätzliches Geld für freiwilligen Pensionsfonds der Abgeordneten bereitzustellen.

Die Abgeordneten kritisieren, dass es der Rat ablehnt, dem Parlament sein vollständiges Dokument über die Ausführung des Haushaltsplans und seinen vollständigen jährlichen Tätigkeitsbericht zur Verfügung zu stellen, und ihm nur den jährlichen Tätigkeitsbericht seines Internen Prüfers übermittelt hat. Auch lehne es der Rat ab, mit dem Parlament eine offizielle Sitzung bezüglich seiner Entlastung zu organisieren. 571 Abgeordnete stimmten für den entsprechenden Bericht, 41 dagegen, 21 enthielten sich der Stimme.

Der Vorsitzende des Haushaltskontrollausschusses, Herbert BÖSCH (SPE), kritisierte in der Debatte, dass die Mitgliedstaaten "durch Abwesenheit glänzen", obwohl das EP wegen Terminproblemen des Ministerrates seine Tagesordnung geändert hat. "Die Mitgliedstaaten machen hier Dinge, die sie sich zu Hause nicht zu tun trauen würden". Das EP habe am 23.04. mit dem Votum sichergestellt, "dass Kontrolle tatsächlich funktioniert". Die Probleme lägen in den Hauptstädten, nicht in Brüssel.

Gründe für die Aufschiebung des Entlastungsbeschlusses
Das EP hat den Entlastungsbeschluss für den Ministerrat aus folgenden Gründen aufgeschoben:

  1. Der Rat hat keine Einladung akzeptiert, seinen zuständigen Ausschuss oder dessen Berichterstatter offiziell zu treffen, um Fragen zur Ausführung seines Haushaltsplans 2007 zu erörtern.
  2. Weder sein zuständiger Ausschuss noch dessen Berichterstatter erhielten vor der Abstimmung des Ausschusses über den Berichtsentwurf am 16. März 2009 eine umfassende schriftliche Antwort, mit der dem Parlament die Informationen und Dokumente übermittelt worden wären, die vom Rat angefordert worden waren.
  3. Das Parlament hat vom Rat keine Basisdokumente wie den jährlichen Tätigkeitsbericht und die vollständige Liste der Mittelübertragungen im Haushaltsplan erhalten.
  4. Diese mangelnde Transparenz und Aufgeschlossenheit für einen offiziellen Dialog von Seiten des Rates ermöglicht keine sinnvolle Entlastung und erlaubt es dem Parlament nicht, zu überprüfen, ob aus dem Haushaltsplan des Rates getätigte Ausgaben möglicherweise operationeller Natur sind.


Die Abgeordneten formulieren daher einen Fragenkatalog und fordern den Generalsekretär des Rates/Hohen Vertreter für die GASP auf, dem zuständigen Ausschuss des Parlaments bis 15. Mai 2009 umfassende schriftliche Antworten zu übermitteln.

Entlastungen für alle anderen Haushalte
Den anderen EU-Institutionen und -Agenturen hat das EP heute die Entlastung für die Ausführung ihrer Haushalte aus dem Jahr 2007 erteilt.

Ungefähr 80 % der Ausgaben der EU werden von den Mitgliedstaaten verwaltet (sog. „geteilte Mittelverwaltung“ der Haushaltsmittel zwischen der Kommission und den Mitgliedstaaten). In seiner Entschließung zum Haushalt der EU-Kommission, der den mit Abstand größten Teil des gesamten EU-Haushalts ausmacht, begrüßt das EP die Fortschritte der Kommission und einiger Mitgliedstaaten im Hinblick auf eine effizientere Verwendung der EU-Mittel und das gesamte Kontrollumfeld. Gleichzeitig jedoch sind die Abgeordneten besorgt aufgrund der "wiederholten Kritik des Rechnungshofs betreffend die unzureichende Qualität der Kontrollen in den Mitgliedstaaten".

Das EP unterstützt daher "voll und ganz" die EU-Kommission bei der strikten Anwendung der Rechtsvorschriften über die Aussetzung von Zahlungen und begrüßt die eingeleiteten Maßnahmen, damit keine Mittel ausgezahlt werden, wenn die Kommission keine absolute Gewähr für die Verlässlichkeit der Verwaltungs- und Kontrollsysteme des Mitgliedstaates hat, der diese Mittel erhält.

Das EP kritisiert, dass die Kommission bei der Vorbereitung der Aufnahmekapazität Rumäniens und Bulgariens für die Mittel in den Bereichen Landwirtschaft und Kohäsionspolitik "nicht mit der gebotenen Seriosität vorging". Die Erklärungen und Maßnahmen der Kommission in diesem Zusammenhang waren "nicht nur für das Europäische Parlament, sondern auch für die bulgarische und die rumänische Regierung irreführend und ein Grund für den Verlust von Mitteln für diese Länder".

415 Abgeordnete stimmten für die Entlastung der Kommission, 72 dagegen, 11 enthielten sich der Stimme.

"Unter keinen Umständen zusätzliches Geld für Pensionsfonds"

Was den EP-Haushalt betrifft, machen die Abgeordneten unmissverständlich deutlich, "dass das Parlament bei der derzeitigen Wirtschaftslage unter keinen Umständen wie in der Vergangenheit zusätzliches Geld aus dem Haushalt zur Deckung des Defizits des freiwilligen Pensionsfonds bereitstellen wird".

Eine entsprechende Entscheidung hatte bereits das Präsidium des Parlaments bereits am 1. April 2009 getroffen und beschlossen, die Verluste des Fonds nicht durch eine Kapitalzufuhr zu decken.

419 Abgeordnete stimmten für den entsprechenden Bericht zur Entlastung des Europäischen Parlaments, 106 dagegen, 67 enthielten sich der Stimme.

     
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