Hofer Wanted   

erstellt am
23. 04. 09

Ausstellung im Tiroler Landesmuseum, Ferdinandeum von 24. April bis 14. November
Innsbruck (tiroler-landesmuseen) - Schon der Titel der Ausstellung - Hofer Wanted - weist darauf hin, dass Andreas Hofer "gesucht" werden soll. Wer war der Mensch hinter dem "Helden" der "Tiroler Freiheitskämpfe", der 1809 Schlachten gewonnen und verloren hat und 1810 in Mantua erschossen wurde?

Aber Hofer Wanted spielt im Sinn von "Hofer gewünscht" auch darauf an, für wie Vieles der Mann vom Sandhof im Passeiertal im Lauf der Zeit vereinnahmt wurde: als Symbol für die Freiheit und als Souvenir, als Vorkämpfer verschiedener Ideologien und als Werbeträger für Feigenkaffee, Schokolade, Bier oder Käse. Was wissen wir über diesen "Hofer" nun eigentlich wirklich? Und vor allem: Was wurde in den vergangenen 200 Jahren aus ihm gemacht?

Die Ausstellung begibt sich zunächst auf eine Spurensuche und versucht, das nebulose Bild, behaftet mit Geschichten und Erinnerungen, die am Beginn der Ausstellung von Martin Gostner in seiner Wattearbeit Matrix Mantua ganz bewusst thematisiert werden, zu schärfen.

Versteckt zwischen "Bergsplittern" sind Objekte und Informationen zu finden, die Andreas Hofer zunächst als jungen Mann zeigen, der das verschuldete Wirtshaus seines Vaters übernahm, mit Pferden und Wein handelte und weit herumkam. Selbstverständlich beteiligte sich der Sandwirt an den Schießübungen der Scharfschützen. Später sollte er als Kommandant der Passeirer Schützen zum kaisertreuen Oberkommandanten der aufständischen Tiroler Landesverteidiger des Jahres 1809 avancieren und nach seinem Tod zum Mythos werden.
Das 1823 gegründete Ferdinandeum bemühte sich, "Reliquien" des Freiheitskämpfers für seine Sammlung von "Patriotika" zu erwerben und leistete damit einen wesentlichen Beitrag zu Hofers "Mythifizierung".

In den nächsten beiden Jahrhunderten wurde der Sandwirt zur Spielfigur der Politik. Einmal galt er als Märtyrer für die Freiheit Tirols, dann stand plötzlich seine Kaisertreue im Vordergrund, er wurde zum deutschen Nationalhelden, um im Ständestaat zum heimattreuen, gottesfürchtigen Österreicher zu mutieren. Die Nationalsozialisten sahen ihn als "deutschen Kämpfer", und in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er zum Symbol für den Kampf um Südtirols Freiheit.

Der "Kunsttisch" zeigt einerseits die Entwicklung des Hoferporträts, andererseits die Historienmalerei rund um den "Helden" Hofer. Während Franz von Defregger mit seinen Bildern den heute noch gültigen Prototypen des Andreas-Hofer-Porträts schuf, setzen sich die modernen Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts mit dem Mythos Hofer auch ironisch und kritisch auseinander.

Die Flut von Erzählungen, Gedichten und Dramen, die sich im 19. Jahrhundert mit Andreas Hofer und seiner Geschichte befassten, ist kaum überschaubar.

Auch das am Beginn des 20. Jahrhunderts neue Medium "Film" bediente sich der Thematik der Tiroler Freiheitskämpfe. In den eingebauten Mikrokinos sind neben Ausschnitten aus Theateraufführungen auch Szenen aus älteren und neueren Filmproduktionen wie "Die Freiheit des Adlers" oder "Ach Himmel, es ist verspielt" im Vergleich zu sehen.

Wie sich der Mythos Andreas Hofer im alltäglichen Leben dargestellt hat, wird in der Ausstellung im wahrsten Sinne des Wortes als "schräge Sache" auf einer schiefen Ebene präsentiert. Gerade die Wirtschaft hat sich der Person Hofers immer wieder bedient, aber auch Straßen wurden nach ihm benannt und Alltagsgegenstände mit seinem Konterfei verziert.

Das Begleitbuch zur Ausstellung Hofer Wanted versteht sich als einerseits wissenschaftliche, andererseits aber auch essayistische Ergänzung. Zum einen werden hier verschiedene Themen vertieft, zum anderen kommen zusätzliche Sichtweisen zur Sprache.

DAS BEGLEITBUCH:
Hofer Wanted
24,80 Euro
ISBN 978-3-7065-4792-5
StudienVerlag 2009
     
Informationen – auch zum Rahmenprogramm: http://www.tiroler-landesmuseen.at/
     
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