Fritz Muliar ist gestorben  

erstellt am
04. 05. 09

Fritz Muliar als "Baron von Ciccio" in Peter Turrinis "Die Wirtin" nach Carlo Goldoni mit Sandra Cervik, Florian Teichtmeister und Mario Hellinger
Foto: Theater in der Josefstadt / Erich Reismann
Der Wiener Volks- und Charakterdarsteller Fritz Muliar ist im Alter von 89 Jahren im Wiener AKH verstorben. Der Wiener stand über 70 Jahre auf der Bühne und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Auch politisch nahm er sich nie ein Blatt vor den Mund.

Fritz Muliar stand am Nachmittag des 03.05. noch in "Die Wirtin" auf der Bühne der Josefstadt.

 

Fischer: "Ein Österreicher im besten Sinne"
Wien (hofburg) - Mit Bestürzung wurde am 04.05. in allen politischen Kreisen auf das Ableben Fritz Muliars reagiert. "Das ist ein großer menschlicher Verlust", reagierte Bundespräsident Heinz Fischer im Ö1-Mittagsjournal auf die "sehr traurige und bedrückende Nachricht". "Er war ein liebenswerter Mensch, ein Volksschauspieler und ein Österreicher im besten Sinne des Wortes". Nach seinen Erfahrungen in der Gefangenschaft der Nazis sei Muliar stets auch "ein sehr politischer Mensch" gewesen, "diese proösterreichische und prodemokratische Gesinnung hat er sein Leben lang beibehalten". (apa)

 

Faymann: "Sein Leben war geprägt von Toleranz und Solidarität"
Wien (bpd) - „Fritz Muliar ist eine österreichische Legende gewesen, ein Volksschauspieler, der das kulturelle Leben entscheidend mit gestaltet und mit geprägt hat“, sagte Bundeskanzler Werner Faymann anlässlich des Todes des großen Mimen.

Auf der Bühne habe Muliar die Menschen zum Lachen und Nachdenken gebracht. Aber sein Bühnenrepertoire habe weit darüber hinaus gereicht, man erinnere sich an den legendären Soldaten Schwejk, für den Muliar zum Synonym geworden sei, oder das Einpersonenstück „Sibirien“ von Felix Mitterer. „Muliar war ein echter Österreicher, in dem jeder einen Teil von sich selbst finden konnte“, sagte der Bundeskanzler. Wie wichtig ihm der Kontakt zu seinem Publikum gewesen sei, zeige sich daran, dass der vielfach ausgezeichnete Kammerschauspieler gestern noch auf der Bühne des Theaters in der Josephstadt gestanden ist.

In seinem Leben abseits der Bühne sei Fritz Muliar, der am 12. Dezember seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte, stets ein sozial engagierter und multikultureller Geist gewesen. Er habe Probleme aufgegriffen, deutlich Position bezogen und sei stets bereit gewesen, seinen Beitrag im humanitären Bereich zu leisten, ganz besonders, was die Einhaltung der Menschenrechte betraf. „Fritz Muliar zeichnete sich durch unerschrockenen Mut und gesellschaftspolitisches Engagement aus. Toleranz und Solidarität waren Teil seines Lebens“, sagte der Bundeskanzler. Er wies auch auf Muliars Engagement im Stiftungs- und Publikumsrat des ORF hin. Dort habe er sich besonders auf die Anliegen und Bedürfnissen älterer Mensche konzentriert.

„Seine Familie war für Fritz Muliar der Lebensmittelpunkt. Unsere Anteilnahme gehört seinen Angehörigen, ganz besonders seiner Frau Franziska und seinen Söhnen“, sagte Faymann.

 

Schmied: "Fritz Muliar war die Personifikation eines Kulturlebens…"
Wien (bmukk) - "… das es in dieser Form nach ihm nicht mehr geben wird. Er verkörperte Mitteleuropa in seiner Buntheit, Schauspielertum in seiner komödiantischsten und dramatischsten Art und Menschlichkeit in der besten Form. Er konnte in jede Rolle hineinschlüpfen. Sein Engagement für Demokratie, Antifaschismus und soziale Gerechtigkeit waren für ihn allerdings nie ein Rollespiel sondern innerste Überzeugung. Streitbar hat er sich stets im österreichischen Kulturleben eingebracht. Unbestritten sind seine Verdienste für Österreich. Sein Tod ist ein schmerzlicher Einschnitt im österreichischen Kulturleben", so Kulturministerin Claudia Schmied

 

Häupl/Mailath: Volksschauspieler mit sozialem Gewissen
Wien (rk) - Tief betroffen reagierten Bürgermeister Michael Häupl und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny auf den Tod von Fritz Muliar. "Österreich verliert eine der herausragendsten schauspielerischen Persönlichkeiten, die sich nicht nur auf der Bühne des Theaters, sondern auch auf der Bühne des Lebens lautstark Gehör verschafft hat. Als Darsteller zeichnete er sich bis zuletzt durch Schauspiellust, Vitalität und ungebrochene Schaffenskraft aus, als Mensch durch soziales Engagement abseits der Bühne. Er war das humanistische Gewissen Österreichs und auch jenes der Sozialdemokratie, ein Mahner gegen Unmenschlichkeit und rechtes Gedankengut und hat sich nicht gescheut, immer wieder Stellung zu beziehen und für seine Ideale und Anschauungen einzutreten. Zu Recht haben die Wienerinnen und Wiener ihn zu ihrem Publikumsliebling gewählt, weil sie gespürt haben, dass er einer von ihnen ist", so Häupl und Mailath. Die Stadt Wien hat den großen Volksschauspieler für sein künstlerisches Wirken mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Ehrenring der Stadt Wien.

 

Kopf: "Fritz Muliar war ein begnadeter Schauspieler"
Wien (övp-pk) - Mit Betroffenheit reagiert ÖVP-Klubobmann und Mediensprecher Karlheinz Kopf auf die Nachricht vom Ableben des großen österreichischen Schauspielers Fritz Muliar.

"Fritz Muliar war ein begnadeter Schauspieler, der sich mit Humor und Tiefgang in die Herzen des Theater- und Filmpublikums gespielt hat. Aber er war auch ein Mann, der aus der Beobachtung von mehr als acht Jahrzehnten erlebter Geschichte und angesichts des eigenen Schicksals ein politisch denkender und handelnder Mensch war, der die Suche nach Gerechtigkeit, Fairness und Ausgleich nie aufgegeben hat", so Kopf.

In diesem Sinne sei Muliar auch im ORF nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Mitglied des Publikums- und Stiftungsrates aktiv gewesen, wo er bis vor Kurzem noch Mitglied war, so der ÖVP-Mediensprecher. "Er hatte immer eine klare Position, die er auch vertreten hat. Für ihn waren Loyalität, Freundschaft und Gesinnung keine leeren Worte."

"In den unzähligen Filmen und Theaterproduktionen, in denen Muliar mitgewirkt hat, vor allem aber in den Herzen seiner Anhänger lebt dieser große Volksschauspieler weiter. Er hat die österreichische Kulturszene jahrzehntelang mitgeprägt wie kein Zweiter. Unser Mitgefühl gilt nun vor allem seiner Familie", schloss Karlheinz Kopf.

 

Unterreiner: Mit dem Tod von Fritz Muliar verlässt uns ein großer Schauspieler
Wien (fpd) - "Er war ein großer Volks- und Charakterdarsteller, den sein Publikum in Zukunft sicher vermissen wird. Besonders seine Rolle in der Literaturverfilmung von Jaroslaw Haseks "braven Soldaten Schwejk" wird seinem Publikum unvergessen bleiben", so FPÖ-Kultursprecherin NAbg. Mag. Heidemarie Unterreiner zum Ableben des Wiener Schauspielers Fritz Muliar.

"Nach einem schönen und erfüllten Leben, bei dem er auf vielen Österreichischen Bühnen tätig war, ist ein zweifelsohne großer Schauspieler von uns gegangen", so Unterreiner. "Er hat das Österreichische Theaterleben in den letzten Jahrzehnten geprägt."

 

Petzner: Muliar war ein großer Volksschauspieler
Wien (bzö) - "Professor Fritz Muliar war ein großer österreichischer Volksschauspieler, der das österreichische Theater geprägt hat. Sei es bei seinen Engagements am Raimundtheater, im Simpl, am Burgtheater oder ab Mitte der 90er Jahre wieder im Theater an der Josefstadt, Muliar hat seine Rollen immer unverwechselbar und mit der für ihn typischen österreichischen Eigenart gespielt. Unvergessen wird auch seine Paraderolle als "Schwejk" bleiben, wo Muliar durch Humor die Absurdität des Krieges bravourös verdeutlicht hat. Sein Tod hinterlässt eine große Lücke in der österreichischen Theaterlandschaft", so BZÖ-Kultursprecher Stefan Petzner in einer Reaktion auf das Ableben von Fritz Muliar.

Muliar habe sich immer offen und ehrlich zu seiner sozialdemokratischen Einstellung bekannt und sei auch oft in Widerspruch zu freiheitlichen Vorstellungen und Ideen gestanden. Dies schmälere aber keineswegs seine Leistungen als Schauspieler, so Petzner abschließend.

 

Zinggl: "Fritz Muliars Zivilcourage war beispielgebend"
Wien (grüne) - "Was an Fritz Muliar sofort auffiel, war sein unglaublicher Sprachwitz", erinnert sich der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl. "Die gezielten Pointen, die er im ORF-Stiftungsrat häufig setzte, garantierten die Distanz zu den üblichen Streitereien um politisches Kleingeld." Seine "Goschn" wäre Muliar beinahe zum Verhängnis geworden: Die Nazis verstanden in dieser Hinsicht nämlich keinen Spaß und verurteilten Muliar wegen "wehrkraftzersetzender Äußerungen" zu fünf Jahren Zuchthaus. Aus diesen Erfahrungen, vermutet Zinggl, speiste sich wohl auch Muliars Zivilcourage, sein unerschrockenes Auftreten gegen jegliches Wiederaufflackern des Nationalsozialismus. "Zwar endete die Klage von Walter Seledec, den er im Zusammenhang mit den Debatten um den Naziflieger Walter Novotny als "Arschlecker der damaligen Zeit" bezeichnet hatte, mit einem Vergleich, aber Muliar ließ sich das Maul eben nicht verbieten", meint Zinggl. "Und so war der "Brave Soldat Schwejk" in mehr als einer Hinsicht die Rolle seines Lebens."

 

ÖGB: "Ein großer Verlust für den Kampf um soziale Gerechtigkeit"
Wien (ögb) - Der ÖGB ist vom Tod des Kammerschauspielers Fritz Muliar tief betroffen: "Fritz Muliar hat sich immer für die sozial Schwachen eingesetzt und sich vehement gegen Ungerechtigkeiten und Benachteilungen ausgesprochen. Sein Tod ist nicht nur ein Verlust für die heimische Kultur, sondern auch für den Kampf um soziale Gerechtigkeit, deren großer Fürsprecher Muliar bei vielen Veranstaltungen und Aktionen immer wieder war." Muliar war Gewerkschaftsmitglied der ersten Stunde, schon im Dezember 1945, knapp ein halbes Jahr nach der Gründung des ÖGB, trat er der Gewerkschaft bei.

 

Wrabetz: Der ORF trauert um Kammerschauspieler Prof. Fritz Muliar
Wien (orf) - Der ORF trauert um Kammerschauspieler Prof. Fritz Muliar, Mitglied des Stiftungsrats und des Publikumsrats. ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz: Mit Professor Muliar verlieren wir einen großartigen Menschen, einen leidenschaftlichen Österreicher, einen begnadeten Schauspieler und Autor. Dem ORF war Prof. Muliar sein Leben lang aufs Engste verbunden. Er war dem Publikum als Charakterdarsteller wie Komödiant in Filmklassikern wie "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk", erfolgreichen Serien wie "Die liebe Familie" oder "Kommissar Rex" und zahlreichen Theaterstücken wie zum Beispiel "Sibirien" oder zuletzt "Der Panther" anlässlich seines 70-jährigen Bühnenjubiläums 2008 vertraut. Und auch in den ORF-Radios war Fritz Muliar oft präsent.

Als langjähriges Mitglied des Publikumsrats und des Stiftungsrats hat Fritz Muliar sehr engagiert die Anliegen des Publikums vertreten, das ihn zweimal mit großer Mehrheit direkt in den ORF-Publikumsrat gewählt hat. Mit seiner pointierten Meinung, seinem Rat und seiner leidenschaftlichen Kritik war er für den Österreichischen Rundfunk und für die Gremien des ORF ein geschätzter Gesprächspartner. Wir sind Kammerschauspieler Prof. Fritz Muliar für sein Wirken im ORF und für den ORF zutiefst dankbar.

   

Buchtip:
Damit ich nicht vergesse, Ihnen zu erzählen…
Jiddische Geschichterln und Lozelachs.

Er ist ein blendender und pointierter Formulierer – und ohne naiv zu sein, immer ein Anwalt der Menschlichkeit, Gerechtigkeit, der Solidarität gewesen. [...] Keiner erzählt so wunderbar jüdische und böhmische Geschichten wie Muliar.

Die Presse / Barbara Petsch


Spaß, Freude und Besinnung will Fritz Muliar mit diesem Büchlein vermitteln. Und man kann nur sagen: bestens gelungen.

Oberösterreichische Nachrichten

Verlag Der Apfel
83 Seiten, Ganzleinen mit
Schutzumschlag, fadengeheftet
210 x 130 mm,
€ 14,80 / CHF 26,70
ISBN-13: 978 3 85450 162 6
http://www.verlagderapfel.at/Seiten/1Literatur/muliar_damitichnicht.htm

 
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