St. Pölten aus dem Schatten Wiens herausgetreten   

erstellt am
04. 05. 09

Bundespräsident, NR-Präsidentin und Landeshauptmann loben Entwicklung
St. Pölten (mss) - 850 Jahre Stadt - und ein Festakt, der Ausdruck der modernen Urbanität St. Pöltens ist. Während auf dem Rathausplatz ein Mittelaltermarkt Einblick in das Leben von damals gab, bot der offizielle Festakt im Landestheater eine eindrucksvolles Bild einer Stadt
mit großer Geschichte und dem ältesten Stadtrecht Österreichs, sowie einer Stadt im Aufwind. Den künstlerischen Rahmen gestalteten junge Prima-la Musica-Preisträger. Bürgermeister Mag. Matthias Stadler begrüßte die Spitze aus Staat und Kultur, Delegationen der Partner-städte und auch die Botschafter Japans und China erwiesen St. Pölten beim Festakt ihre Referenz. Im Rathaus erfolgte der Eintrag ins "Goldene Buch". Als Präsent erhielt der Bundespräsident von Bürgermeister Mag. Mathias Stadler eine Exklusivausgabe von "Sencityv", dem neuen St. Pölten Duft. Wie meinte einst schon der aus St. Pölten stammende Bundeskanzler Julius Raab: "Willst was gelten, kommst aus St. Pölten...".

St. Pölten existierte schon vor der Entdeckung Amerikas
"Ich kann dieser Stadt und allen, die diesen modernen, anspruchsvollen Festakt mitgestaltet haben, nur Gratulieren", erklärte Bundespräsident Dr. Heinz Fischer. Das Staatsoberhaupt würdigte die Entwicklung St. Pöltens, "dessen kulturelles Zentrum ja weiter zurückreicht, als das Jubiläum 850 Jahre Stadt. St. Pölten existierte schon vor der Entdeckung Amerikas oder bevor der Stephansdom erbaut wurde". Als Präsent zum Jubiläum überreichte das Staatsoberhaupt dem St. Pöltner Bürgermeister Mag. Matthias Stadler einen Stich von 1859 mit dem damaligen Eisenbahn- und Bahnhofsbau.

St. Pölten sei eine "faszinierende Geschichte mit Höhepunkten und schweren Stunden", erinnerte der Bundespräsident in seiner Festrede. "Ich meine die Zeit der Not, des Bürgerkrieges, der Zerstörung und den Mut zum Wiederaufbau. Schon die Bürgermeister Steingötter, Singer, Schickelgruber und Gruber, die die Stadt damals geleitet haben, trugen mit dazu bei, das St. Pölten dieses Niveau erreicht hat. Die Hauptstadtgründung war ein spannender und intensiver Diskussionsprozess. St. Pölten hat Bereitschaft bewiesen, neue Wege zu gehen. Ich denke da auch an die mustergültige Architektur, vom Barock zur Modernen."

"St. Pöltens historischer Rückblick ist eine solide Basis für die weitere Entwicklung der Zukunft", betonte das Staatsoberhaupt und verwiese auch auf den Fall der Eisernen Mauer: "Das war genau vor 20 Jahren, mit langfristigen Auswirkungen für Gemeinden, für Städte, für die Zusammenarbeit in Europa. Ich bin überzeugt, dass St. Pölten eine hervorragende Basis für weitere große Entwicklungen hat. Herzlichen Glückwunsch"!

Fischer, ein begeisterter Fußballfan, meinte zum Wunsch des NÖ Landeshauptmannes nach einem Stadion und in der Folge mit einem "Österreichischen Fußballmeister St. Pölten": "Immerhin stellte ja St. Pölten mit Bimbo Binder eine der berühmtesten Fußballlegenden Österreichs. Die meisten Tore hat er aber für Rapid Wien erzielt. Fußball ist ja eine herrliche Sache....".

Frauen passen zur außergewöhnlichen Rolle der Stadt
Nationalratspräsidentin Barbara Prammer begrüßte die Frage des Moderators nach der Rolle der Frau in der Entwicklung der Stadt St. Pölten und heute. Dies sei eine außergewöhnliche Frage, so Prammer, und passe zur außergewöhnlichen Rolle St. Pöltens. Zu jeder Zeit in der Geschichte haben Frauen diese mitgestaltet. Im Jubiläumsjahr stünden auch die berühmten Frauen St. Pöltens im Mittelpunkt, so die Nationalratspräsidentin. Wir brauchen Kindergärten und Frauenberatungsstellen, betonte sie. Bei vielen Aufenthalten in St. Pölten habe sie schon vieles kennengelernt, vor allem auch die hervorragenden Einrichtungen für Frauen, so Prammer.

Prammer sieht St. Pölten auch in Zukunft als florierende Stadt. Mittlere Städten seien besonders, ist deren Weiterentwicklung doch nicht nur für die städtische Bevölkerung, sondern auch für die Umlandgemeinden, die ja mitpartizipieren, von Bedeutung. Die Nationalrats-präsidentin sprach ein deutliches Bekenntnis zu den Städten aus. Deren Lebensqualität sei enorm gestiegen, zurückzuführen auf ein kulturelles und soziales Engagement sowie auch auf den Umweltgedanken, der genug Raum und Möglichkeiten in der Stadt bietet. Wenn die Entwicklung St. Pöltens so weitergeht, so Prammer abschließend, dann ist einer guten Zukunft der Stadt die Bahn bereitet.


Aus dem Schatten Wiens hervorgetreten
"Es war nicht leicht - für das Land und die Stadt - aus dem Schatten Wiens herauszutreten", unterstrich NÖ Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll beim Festakt die Rolle der Landeshauptstadt und ihre Entwicklung nach Innen und Außen. "Die Nervenzentrale Niederösterreichs ist hierher übersiedelt. Das wundervollste, dass auch die Jugend daran unglaubliches Interesse findet. Wir fördern dies auch über den Landesschulrat. Jede Klasse soll zumindest einmal die Landeshauptstadt erkunden, auch die Altstadt. Die Entwicklung gehe Landauf Landab nun Hand in Hand".

Pröll äußerte drei persönliche Wünsche für die Zukunft St. Pöltens: "Die enge Identifikation zwischen Stadt und Land soll sich so weiter entwickeln. Dies hat Früchte getragen. Und dass möglichst viele derart kreative junge Leute heranwachsen, die wir bei dem Festakt gesehen haben. Da pürt man, welch Potential hier liegt. Wunsch Drei sei eine Sehnsucht, die ihn bewegt: "St. Pölten soll auch eine Fußballhauptstadt werden. Zuerst ein Stadion, dann der Fußballmeister St. Pölten...".

Domturm als "stiller Zeuge"
Diözesanbischof DDr. Klaus Küng, seit fünf Jahren in St. Pölten, meinte beim Festakt: "St. Pölten ist eine aufstrebende Stadt, das sind jede Menge Kräfte da. Der Turm des Domes ist ein stiller Zeuge. Wenn ich ihn sehe, dann weiß ich, ich bin zu Hause. Und dann ist da noch das Innere des Domes mit seiner besonderen Ausstrahlung. Das gibt Geborgenheit."

Mit Blick in die Zukunft der Stadt betonte Küng: "Man muss den richtigen Zug erwischen, um in die richtige Richtung zu fahren. Mit fällt auf, welche Wandlung hier vollzogen wird. Ich habe aber auch Sorge, dass nicht alle Menschen dabei mitkommen....".

Auftakt zur großen 850 Jahr-Feier der Stadt St. Pölten war das von Diözesanbischof Dr.Dr. Klaus Küng zelebrierte Pontifikalamt im Dom, das vom Domchor und Domorchester musikalisch gestaltet wurde. Die festliche Mariazellermesse "Missa Cellensis" von Josef Hayden hob den bedeutenden Anlass entsprechend hervor. In seiner Predigt hob der Passauer Bischof Wilhelm Schraml die enge Verbindung zwischen Passau und der Stadt St. Pölten aufgrund der Geschichte hervor, und wies darauf hin, dass sich dies im St. Pölter Stadtwappen mit dem Passauer Wolf mit dem Bischofstab widerspiegelt. Er betonte, dass die christlichen Wurzeln nicht in Vergessenheit geraten sollen, die Stadt sich aber auf das Heute und Morgen konzentrieren muss. Die festliche Messe im bis auf den letzten Platz gefüllten Dom fand mit der Fuge d ("dorische") von Johann Sebastian Bach ihren Ausklang.

Viele fleißige Hände haben diese Stadt geprägt
"Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte", erinnerte Bürgermeister Mag. Matthias Stadler in seiner Festrede. "Da waren ein Herzog und ein Bischof, die Dritten waren die
St. PöltnerInnen. Sie erhielten dadurch ihr Stadtrecht". Stadler - im Zivilberuf Historiker - hob im Rahmen des Festaktes die Meilensteine für die überaus erfolgreiche Entwicklung der Stadt St. Pölten hervor:

"Die Stadtrechtsverleihung an die Bevölkerung durch Bischof Konrad II von Passau ist wohl der Ausgangspunkt für die erfolgreiche Geschichte unserer Stadt, brachte sie doch für die Bürgerinnen und Bürger mehr Sicherheit, vor allem im Gerichtsverfahren, mit sich. Als Meilenstein ist sicher auch das Jahr 1494 zu erwähnen in dem St. Pölten landesfürstliche Stadt wurde. Das heutige Stadtbild ist geprägt von der Barockisierung nach 1690. In dieser Zeit erhielten viele Gebäude in der Innenstadt ihr heutiges Aussehen und zahlreiche Barockkünstler wirkten in St. Pölten: allen voran der Erbauer des Stiftes Melk Jakob Prandtauer, Josef Munggenast, aber auch die Maler Altomonte und Daniel Gran. Die Entwicklung St. Pöltens wurde zudem vorangetrieben durch das Jahr 1785 als St. Pölten Bischofssitz wurde und in der Folge eine magistratische Ordnung erhielt und Garnisonsstadt wurde. Die Industrialisierung ab dem Jahr 1850 hatte in der Fertigstellung der Maria-Theresia-Bahn und dem Bahnhof ihren Ursprung. Als weiterer Höhepunkt ist die Erhebung St. Pöltens zur Statutarstadt im Jahr 1922 zu nennen. Entscheidend war auch das Jahr 1955 als der letzte russische Soldat St. Pölten verließ. Die Entwicklung der Stadt wäre sicher eine andere gewesen, hätten die historischen Ereignisse von damals eine andere Wende genommen. Der Landtagsbeschluss zur Hauptstadterhebung 1986, der Spatenstich zum Bau des Regierungsviertels 1992 und die Übersiedlung der NÖ Landesregierung und des NÖ Landtages nach St. Pölten 1997 zählen zu den Meilensteinen in der jüngeren Geschichte. 2001 erhielt St. Pölten den Europapreis und ist seither Europastadt."

Stellvertretend für die Jugend wollte Moderator Clemens Schreiner von Bürgermeister Mag. Matthias Stadler etwas über dessen Visionen für die Stadt wissen. Das Stadtoberhaupt erläuterte die Vorhaben für die Stadt wie folgt:

"Jedem ist klar, eine Stadt kann sich nicht nur auf Basis ihren historischen Wurzeln entwickeln. Für die Zukunft braucht es Weitblick, Ziele und Visionen, die wir als einzige Stadt in Österreich in einem Visionspapier "St. Pölten 2020" aufgelistet haben, im Masterplan definiert und in Schlüsselprojekten festgelegt haben."

"Die erste Vision dabei ist", so Stadler, "dass wir St. Pölten als Standort für Klein- und Mittelbetriebe etablieren und den Wirtschaftstandort attraktiv machen. Die zweite Vision ist, aus St. Pölten eine Gesundheitsstadt zu machen, mit allen Einrichtungen, die dazu notwendig sind. Der Ausbau des Gesundheitsviertels wird ebenso vorangetrieben wie der Ausbau des Landesklinikums und die Ansiedelung von hochwertigen Ärztezentren forciert."

"Für eine Stadt, die eine positive Zukunft haben will, darf die dritte Vision, der Innovations- und Kreativ-Stadt nicht fehlen", betonte der St. Pöltner Bürgermeister. "Dabei sind die Fachhochschule, die Gründung der Privatuniversität und die Forschung besonders zukunftsträchtig. Dazu gehört auch die entsprechende Infrastruktur, die etwa mit dem Ausbau des St. Pöltner Bahnhofs und der Güterzugumfahrung in Umsetzung ist. Alles in allem sind aus den ursprünglich vier historischen Vierteln der Stadt "acht Achtel" geworden und in diesem Sinn kann man die Stadt mit acht Achterl am heutigen Tag hoch leben lassen!"
     
Informationen: http://www.st-poelten.gv.at    
     
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