Peter Schuster in die US National Academy of Sciences gewählt   

erstellt am
04. 05. 09

Hohe Auszeichnung für den amtierenden ÖAW-Präsidenten
Wien (öaw) - Der Wiener Chemiker und Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Peter Schuster, wurde als auswärtiges Mitglied in die National Academy of Sciences der USA (NAS) gewählt. Die NAS würdigt damit die herausragenden wissenschaftlichen Leistungen des renommierten Chemikers. Nur wenigen Wissenschaftern wird diese Ehre zuteil.

In diesem Jahr wurden 18 ausländische Mitglieder aus 15 Staaten in die US National Academy of Sciences gewählt. Insgesamt hat die NAS zurzeit 404 ausländische Mitglieder, nur drei von ihnen kommen aus Österreich. Neben Peter Schuster sind dies der Wiener Physiker Walter Thirring, der vor mehr als 20 Jahren aufgenommen worden war und der Innsbrucker Physiker Peter Zoller, dem diese Ehre im vergangenen Jahr zuteil wurde. Unter den auswärtigen Mitgliedern der NAS findet sich eine große Zahl von Nobelpreisträgern. Die National Academy of Sciences ist eine private Organisation, die 1863 vom damaligen US-Präsidenten Abraham Lincoln ins Leben gerufen wurde und die Vereinigten Staaten von Amerika in allen wissenschaftlichen Belangen berät.

"Die Wahl in die National Academy of Sciences ist für mich eine besondere Anerkennung meiner bisherigen wissenschaftlichen Arbeit", freut sich Schuster. "Die Auszeichnung kommt gerade im richtigen Moment, da ich mich nach Beendigung meiner Tätigkeit als Präsident der ÖAW in wenigen Wochen wieder ganz meinen Aufgaben als Wissenschafter widmen kann."

Herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Chemie Peter Schuster wurde 1941 in Wien geboren und studierte Chemie und Physik an der Universität Wien. Nach seiner Promotion im Jahre 1967 ging er als Postdoktorand zum Nobelpreisträger Manfred Eigen an das Max-Planck-Institut für Physikalische Chemie nach Göttingen. Er habilitierte sich 1971 für das Fach "Theoretische Chemie" und wurde 1973 als Professor für dieses Fach an die Universität Wien berufen. Peter Schuster war Gastprofessor unter anderem an der University of Waterloo, Canada, und am Santa Fe Institute, New Mexico. Seit 1991 ist Peter Schuster "External Faculty Member" des Santa Fe Instituts. In den Jahren 1992 bis 1995 war er Gründungsdirektor des Instituts für molekulare Biotechnologie in Jena, Thüringen. Schuster ist Träger zahlreicher Auszeichnungen und Preise, unter anderem des Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst der Republik Österreich, des Forschungspreises der Phillip Morris Stiftung und des Schrödinger-Preises der ÖAW. Er ist Mitglied mehrerer Akademien, darunter der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. In den Jahren 2000 bis 2003 war Schuster Vizepräsident der ÖAW und seit 2006 ist er deren Präsident.

Peter Schuster wurde bekannt durch seine Arbeiten über die Natur der Kräfte zwischen den Molekülen, die unter anderem auch die Eigenschaften der Biomoleküle bestimmen. Zusammen mit Manfred Eigen entwickelte er eine Theorie der molekularen Evolution, welche die Konzepte der konventionellen Evolutionstheorie mit den Methoden der Molekularbiologie und chemischen Kinetik vereint. Die Anwendung dieser Vorstellungen auf Evolutionsprozesse im Reagenzglas führte zur Entwicklung neuer Methoden in der Biotechnologie, welche es gestatten, Moleküle nach Maß für vorbestimmte Zwecke zu "züchten". In der Folge wurden auch Konzepte für die Bekämpfung von Viren auf der Basis der molekularen Evolutionstheorie entwickelt. Durch diese Arbeiten wurde ein mathematischer Zugang zur Analyse von komplexen chemischen Reaktionsnetzwerken begründet, der heute in der Systembiologie seine Anwendung findet. Anhand der Strukturen und Eigenschaften von R ibonukleinsäuren konnte Schuster den Mechanismus der evolutionären Optimierung und insbesondere die Rolle von selektionsneutralen Varianten aufklären. Diese Arbeiten legen eine Grundlage für den molekularen Zugang zur Erforschung komplexer biologischer Systeme.
     
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