Mailath: Vorbildliche Restitutionspraxis in Wien   

erstellt am
12. 05. 09

Bild "Der Liebesbrief" wird an Rechtsnachfolger in Israel persönlich überbracht
Wien (rk) - Auf Empfehlung der Wiener Restitutionskommission wird das Bild "Der Liebesbrief" von Johann Nepomuk Schödlberger, aus dem Restitutionsfall "Ignaz und Clothilde Schachter" des Wien Museums, nun an die Erben rückgestellt. Empfänger ist Fredi Weiss, der in Haifa, Israel, lebende Rechtsnachfolger des Ehepaars Schachter. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreichte am 11.05. das zu restituierende Bild an Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich, die sich bereit erklärte, dieses im Rahmen eines seit längerem geplanten Israel-Besuches persönlich an Fredi Weiss zu übergeben.

"Ich bin stolz auf die professionelle Arbeit der Museen der Stadt Wien und der Wiener Restitutionskommission und freue mich ganz besonders, dass dieses Bild dem Rechtsnachfolger sogar persönlich überbracht wird. Das zeigt, dass die Stadt Wien in ihren Restitutionsbemühungen von Kunst- und Kulturgegenständen keinerlei Mühen scheut und neben der, über das Gesetz hinausgehenden aktiven Erbensuche, jede Gelegenheiten wahrnimmt, um den Geschädigten zu ihrem Recht zu verhelfen", erklärte Mailath und bedankte sich bei Hannah Lessing für die schöne Geste der persönlichen Übergabe.

"Wir haben im Nationalfonds immer wieder die Erfahrung gemacht, dass für die Überlebenden nicht der materielle Aspekt der Entschädigung im Vordergrund steht, sondern die darin zum Ausdruck gebrachte Anerkennung des erlittenen Unrechts. Deshalb ist es mir ein besonderes Anliegen, dem durch die persönliche Übergabe Rechnung zu tragen", betonte Lessing.

Stand der Restitution in Wien
Die Museen der Stadt Wien haben sämtliche, etwa 23.400 Erwerbungen aus der NS-Zeit systematisch und, soweit dies angesichts der vielfältigen Probleme möglich ist, auch die Erwerbungen der Zeit seit 1945, auf ihre Rechtmäßigkeit überprüft. In der Wienbibliothek im Rathaus wurden seit 1999 in einem dreigliedrigen Rechercheverfahren alle Erwerbungsvorgänge (die jeweils ein Objekt bis Tausende Objekte umfassen können) der Jahre 1938-1946, sämtliche Akten der Bibliothek in den Jahren 1938-1950 sowie rund 40.000 Druckwerke der Erwerbungsjahre 1938-1946 hinsichtlich ihrer Vorbesitzervermerke überprüft. Die Museen der Stadt Wien haben bereits etwa 2.900 Objekte, das ist der Großteil der zu restituierenden Kunstgegenstände - aus 37 Sammlungen bzw. Sammlungsteilen - den ehemaligen Eigentümern bzw. deren Rechtsnachfolgern zurückgegeben. In der Wienbibliothek waren dies knapp 2.400 inventarisierte Objekte und 24 zuvor nicht erschlossene Kartons.
     
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