Nuntius würdigt Wiens Stadtpatron Hofbauer als "kantigen" Heiligen   

erstellt am
22. 05. 09

Internationale Klemens-Wallfahrt von Wien über Tasovice nach Krakau - Klemens Hofbauer "war Bergkristall, in dem sich das Licht Gottes brechen konnte"
Wien (pew) - Mit einem umfangreichen Festprogramm und einer internationalen Wallfahrt über drei Länder feiern die Redemptoristen das 100-Jahr-Gedenken der Heiligsprechung des Wiener Stadtpatrons Klemens Maria Hofbauer (1751-1820). Bei einer Festakademie am 20.05. in der Wiener Schottenkirche skizzierte der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, Hofbauer als "Menschen mit starkem Charakter, mit Ecken und Kanten", der aber gerade wegen seiner Unzulänglichkeiten ein sympathischer Heiliger sei. Hofbauer sei ein "Bergkristall, in dem sich das Licht Gottes brechen konnte".

Der Generalobere der Redemptoristen, P. Joseph Tobin, wies auf die große Bedeutung hin, die Klemens Maria Hofbauer auch heute noch im Orden habe. Vielfach werde er als zweiter Gründer des Ordens bezeichnet, was die hohe Wertschätzung für das Leben und die Botschaft des Heiligen deutlich mache. Die Spiritualität und die seelsorglichen Methoden des Heiligen seien auch heute noch von Bedeutung, so P. Tobin. Er steht 5.330 Redemptoristen in 78 Ländern der Welt vor.

Als "modernen Heiligen" bezeichnete der Historiker und Hofbauer-Biograf Otto Weiß den Wiener Stadtpatron. Auch wenn sich die Zeiten seit Hofbauer geändert hätten, sei Vieles ähnlich: Krieg und Terror stellten auch heute eine Bedrohung dar, Menschen stünden am Rande der Gesellschaft, und die Frage nach dem Sinn des Daseins beschäftige viele. Umso wichtiger sei es, mit den Augen und dem Herzen Hofbauers sehen zu lernen und trotz aller Herausforderungen nicht den Mut zu verlieren.

P. Lorenz Voith, Provinzial der Wiener Redemptoristen, erinnerte daran, dass die Redemptoristen von Wien aus zahlreiche neue Niederlassungen in vielen Länden gegründet hatten, so auch in den östlichen Nachbarstaaten. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gelte es nun, das gemeinsame Erbe verstärkt wiederzubeleben.

Dienst der Orden
Den Festvortrag bei der Akademie hielt der Vorsitzende der Österreichischen Superiorenkonferenz, der Herzogenburger Propst Maximilian Fürnsinn. Er betonte den unverzichtbaren Dienst der Orden für die Gesellschaft. Die Arbeitsbereiche der Orden seien "so vielfältig wie das kirchliche Leben selbst." Im Bildungs- und Erziehungswesen, in der Jugendarbeit, im Dienst an den Kranken oder im Missionseinsatz im In- und Ausland würden die Orden Christus auf ganz unterschiedlichen Wegen zu den Menschen bringen.

Bei aller positiv geleisteten Arbeit dürften aber auch die Schwierigkeiten nicht aus dem Blick geraten, warnte der Propst. Das Bild der Ordensgemeinschaften zeige "Krisen und Risse". Fürnsinn sprach von einer "Erosion des geweihten Lebens". Die Gründe dafür ortete er u.a. in der abhanden gekommenen Spiritualität, im Verlust an kontemplativer Ausstrahlungskraft, in der Überalterung der Orden und im Fehlen von genügend Nachwuchs.

Die Lösung, so Fürnsinn, sei sicherlich nicht im sentimentalen Zurückschauen auf alte Zeiten zu suchen, denn die Formen des Ordenslebens seien immer zeitbedingt. Derzeit befinde man sich in einem Läuterungs- und Befreiungsprozess.

Klöster müssten wieder stärker zu geistlichen Zentren werden, zu Orten der Gastfreundschaft und Zellen des Glaubens, sagte der Vorsitzende der Superiorenkonferenz. Das stehe mitunter aber in Spannung zur derzeitigen starken Einbeziehung von Ordenspriestern in die Pfarrseelsorge.

Sr. Anneliese Herzig, Generaloberin der Missionsschwestern vom Heiligsten Erlöser, betonte, wie wichtig heute das Zusammenwirken von Männer- und Frauenorden sei.

Am Nachmittag des 20.05. standen eine Stadtprozession und im Anschluss daran ein Festgottesdienst in der Kirche Maria am Gestade mit dem Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky auf dem Programm. Festakademie, Prozession und Gottesdienst waren einer der Höhepunkte der internationalen Klemenswallfahrt.

Internationale Klemenswallfahrt
Das Festprogramm der Internationalen Klemenswallfahrt wurde am Montag mit einem Gottesdienst in der Marienkirche im 17. Bezirk begonnnen. Am Dienstag gingen die Pilger "auf den Spuren des Heiligen Klemens Maria Hofbauer" durch die Innenstadt von Wien und feierten am Abend mit P. Tobin einen Festgottesdienst in der Kirche Maria am Gestade. An dem Gottesdienst nahm auch der vor wenigen Wochen neu ernannte Erzbischof der slowakischen Diözese Trnava, Robert Bezak, teil, der aus der Gemeinschaft der Redemptoristen kommt.

Am Fest Christ Himmelfahrt (21.05.) wurde die Internationale Klemenswallfahrt mit einem Gottesdienst im mährischen Geburtsort des Heiligen, Tasovice (Tasswitz) bei Znojmo (Znaim), fortgesetzt. Am Freitag endet die Wallfahrt in Krakau. Um 16 Uhr beginnt in der Kirche der dortigen Redemptoristen ein Festgottesdienst mit Kardinal Stanislaw Dziwisz. Anschließend findet ein Konzert des Warschauer Domchores statt. Mit einem Fest im Klostergarten endet diese große Jubiläumswallfahrt der Redemptoristen.

Pius X. sprach Hofbauer heilig
Vor 100 Jahren, am 20. Mai 1909, wurde Klemens Maria Hofbauer, von Pius X. heilig gesprochen. Der 1751 im südmährischen Tasovice geborene Hofbauer hatte zunächst den Bäckerberuf erlernt. Später lebte er eine Zeit lang als Einsiedler in der Nähe von Rom und studierte mit Unterstützung von Wohltätern in Wien und Rom Theologie. Dort trat er als erster Mitteleuropäer in den Redemptoristenorden ein. Von 1787 bis 1808 wirkte er in Warschau. Nach der Auflösung der Redemptoristen-Niederlassung auf Anordnung Napoleons ging Hofbauer nach Wien. Hier wirkte er zuerst an der Minoritenkirche, ab 1813 als Kirchenrektor von St. Ursula; er starb 1820.

Als Prediger und Seelsorger hatte Hofbauer in Wien großen Einfluss auf Studenten, Gelehrte und Konvertiten. Der Heilige gilt als der geistige Überwinder der antiklerikalen Strömungen der Aufklärung, des Jansenismus und Josephinismus in Österreich und als Bahnbrecher der kirchlichen Erneuerung.
     
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