Regionales Wachstumsmuster 2008 noch von Hochkonjunktur geprägt   

erstellt am
26. 05. 09

Wien (wifo) - Während die gute Konjunktur der Vorjahre im 1. Halbjahr 2008 in Österreich noch anhielt, war ab der Jahresmitte und verstärkt zum Jahresende hin ein deutlicher Abschwung zu beobachten. Die Wirtschaftsindikatoren für das gesamte Jahr 2008 spiegeln aufgrund dieses unterjährigen Wachstumsverlaufs das ganze Ausmaß der Krise nicht wider. Dies gilt auch für das regionale Wachstumsmuster: In den Industriebundesländern Ober- und Niederösterreich, Vorarlberg und Steiermark lag das Wachstum noch über dem Österreich-Durchschnitt, obwohl die exportorientierte Sachgütererzeugung von der Rezession am stärksten und sehr früh betroffen war. Auch in Tirol expandierte die Bruttowertschöpfung real überdurchschnittlich, während das Burgenland, Kärnten und Wien den geringsten Anstieg verzeichneten und auch Salzburg unter dem Durchschnitt blieb. Da der Arbeitsmarkt auf Konjunkturschwankungen im Allgemeinen verzögert reagiert, wurde die Beschäftigtenzahl 2008 noch in allen Bundesländern deutlich erhöht im Westen stärker als im Osten. Auch die Arbeitslosenquote ging mit Ausnahme von Salzburg durchwegs zurück.

Die Analyse der Sachgüterproduktion beruht diesmal auf dem Produktionsindex, der von einem konstanten Güterbündel der Produktion im Basisjahr 2005 ausgeht. Die Abschwächung der Exportdynamik aufgrund der Konjunkturverlangsamung war mit einem verlangsamten Wachstum der Sachgüterproduktion verbunden, das nur mehr +0,8% betrug. Mit Ausnahme von Wien, dessen Sachgütererzeugung weniger exportorientiert ist, verzeichnete der Sektor in allen Bundesländern geringere Produktionssteigerungen als in den Jahren zuvor. Dennoch war die Eintrübung der Industriekonjunktur regional sehr unterschiedlich ausgeprägt in Ostösterreich schwächer als in der exponierteren Industrie im Westen und auch im Süden Österreichs. Im Burgenland, in Kärnten, Salzburg und Tirol schrumpfte die reale Produktion. In allen Bundesländern verstärkten sich gegen Jahresende die Anzeichen einer tiefergehenden Krise; im IV. Quartal überstieg die Produktion das Vorjahresniveau nur mehr in Wien und Niederösterreich leicht, in Vorarlberg blieb sie bereits geringfügig, in allen anderen Bundesländern deutlich darunter. Der Abschwung betraf nahezu alle Branchen der Sachgütererzeugung, nur der Maschinenbau sowie die inlandsmarktdominierte Nahrungs- und Genussmittelindustrie verzeichneten 2008 ein höheres reales Produktionswachstum als 2007.

Aufgrund einer statistischen Umstellung stehen Informationen über die Produktionsentwicklung nach Sektoren nur sehr beschränkt zur Verfügung; dies erschwert die Analyse des regionalen Konjunkturverlaufs sehr. So konnte in der Bauwirtschaft aufgrund der statistischen Umstellung die Produktion des Baunebengewerbes nicht berücksichtigt werden, die immerhin 40% des gesamten Bauproduktionswertes umfasst. 2008 entwickelte sich der Bausektor zwar sehr dynamisch, allerdings zogen Kapazitätsengpässe beträchtliche Preissteigerungen nach sich, sodass die Bruttowertschöpfung real nur mäßig ausgeweitet wurde. Der Tiefbau erwies sich als Wachstumsmotor der Bauwirtschaft und profitierte von der massiven Steigerung der öffentlichen Investitionen; der Hochbau blieb dagegen zurück. Die öffentlichen Bauausgaben bestimmten auch das regionale Wachstumsmuster:

Wien und Niederösterreich profitierten besonders, während die Nachfrage nach Hochbauleistungen im Burgenland, in der Steiermark und in Kärnten schwach war. In Oberösterreich und Salzburg entwickelte sich die Bauwirtschaft durchschnittlich. Vorarlberg erzielte im 2. Halbjahr 2008, Tirol im 1. Halbjahr relativ hohe Wachstumsraten im Hochbau.

Die Tourismusumsätze und die Zahl der Übernachtungen nahmen 2008 deutlich zu. Weil die Entwicklung der Sommer- und der Wintersaison ausgewogen war, fielen die regionalen Unterschiede gering aus. Die größte Dynamik war in
Wien zu beobachten, dessen Tourismuswirtschaft vom ungebrochenen Trend zu Kultur- und Besichtigungsreisen profitiert, während Kärnten u. a. wegen schlechter Wetterbedingungen am unteren Ende der regionalen Wachstumsskala rangierte.

Die Entwicklung des Einzelhandels wurde durch die geringe Steigerung des privaten Konsums angesichts von Rezessionsängsten und schwachen realen Einkommenserhöhungen gedrückt; je nach Datenquelle stagnierten die Umsätze oder gingen sogar zurück. Die gute Tourismusentwicklung in Westösterreich begünstigte auch den Handel, während der Sektor im Süden Österreichs erhebliche Umsatzeinbußen erlitt.
     
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