310.000 Besucher bei der "Langen Nacht der Kirchen"   

erstellt am
08. 06. 09

Wien (langenachtderkirchen) - Mehr als 310.000 Menschen - davon mehr als 130.000 alleine in Wien - haben nach ersten Schätzungen der Veranstalter am Abend des 05.06., die "Lange Nacht der Kirchen" besucht. Das sind um mehr als 35.000 mehr als im letzten Jahr. Bundesweit standen mehr als 700 Kirchen zwischen 18 Uhr und 1 Uhr früh offen und begeisterten die Besucherinnen und Besucher mit unterschiedlichsten Programmpunkten spiritueller, musikalischer und kultureller Art. Insgesamt wurden über 3.000 Einzelveranstaltungen bei freiem Eintritt angeboten und eifrig besucht. Die "Lange Nacht der Kirchen" ist ein gemeinsames Projekt aller 14 christlichen Glaubensgemeinschaften des Landes (www.langenachtderkirchen.at).

Die Lange Nacht in Wien
Besuchermagnet Nummer eins der "Langen Nacht der Kirchen" in Wien war einmal mehr der Stephansdom. Mehr als 50.000 Menschen bestaunten im Lauf des Abends den Dom und erfreuten sich am "haydenschen" Programm. 450 Kinder der Wiener Singschulklassen, des Kollegiums der Singschule Wien, vom mädchenchor.wien und dem Wiener Kinderchor musizierten "Die Schöpfung" des berühmten österreichischen Komponisten, dessen 200. Todestag heuer gefeiert wurde. Und der Domchor musizierte die Harmoniemesse von Haydn unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Landerer.

Vor dem weit geöffneten Riesentor des Domes, durch das pausenlos die Menschenmassen strömten, berichtete Dompfarrer Toni Faber am Abend in einer ersten Reaktion von den begeisterten Reaktionen der tausenden Kirchenbesucher. "Es ist schön, dass wieder so viele Menschen in unseren Dom gekommen sind um hier im Stephansdom ein wenig Ruhe zu genießen und die Seele ausrasten zu lassen", so Dompfarrer Faber.

Eine lange Schlange bildete sich bis spät in der Nacht auch unter dem Südturm des Domes, wo weit mehr als 1.000 Besucher die 343 Stufen zur Türmerstube im 136 Meter "Steffl" hinaufstiegen. Über 400 Jahre lang (bis 1955) haben dort die Türmer als Feuerwachen Ausschau nach eventuellen Bränden in der Stadt gehalten. Die Besucher in der "Langen Nacht der Kirchen" konnten an diesem Abend den tollen Blick über das nächtliche Wien genießen.

Start mit stadtweitem Glockengeläut
Mit einem zehnminütigen Glockengeläut um 17.50 Uhr war die "Lange Nacht der Kirchen" in der Bundeshauptstadt begonnen worden. An der ökumenischen Eröffnungsvesper in der Lutherischen Stadtkirche, Dorotheergasse, nahmen Vertreter aller christlichen Kirchen, allen voran Weihbischof Franz Scharl, der orthodoxe Metropolit Michael Staikos und der evangelisch-lutherische Superintendent Hansjörg Lein sowie "Lange Nacht" - Initiator Prälat Karl Rühringer - er ist katholischer Bischofsvikar für die Stadt Wien - teil. In der Predigt betonte der Landessuperintendent der Evangelisch-reformierten Kirche in Österreich, Thomas Hennefeld, dass eine Nacht der Kirchen nicht nur ein Happening sei, keine große bunte Seifenblase, "sondern sie soll den Menschen etwas zeigen jenseits auch noch so attraktiver Selbstdarstellung, fröhlichem Feiern und reizvollen Angeboten. Nämlich, dass wir als Christen und Kirchen einen Auftrag in dieser Welt haben, dass wir hinausgehen sollen und heilen, Blinde sehend machen und Taube hörend, dass wir selber den Finger in die Wunde legen, dass wir die Dinge beim Namen nennen, die Kummer und Schmerz bereiten, dass wir letztlich auch unseren prophetischen Auftrag ernst-und wahrnehmen", so der Superintendent.

In der Erzdiözese Wien konnten die "Lange Nacht der Kirchen"-Besucher insgesamt 193 - allein 157 davon in der Stadt Wien, offene Gotteshäuser besuchen. 1.100 Programmangebote standen zur Wahl.

Ein Höhepunkt des Abends war die - gerade vor der EU-Wahl - politisch brisante Diskussion von Kardinal Christoph Schönborn und dem Politologen Anton Pelinka in der Kalvarienbergkirche zum Auftrag von Religion und Politik zwischen Individualismus, Egoismus und Solidarität.

Besondern Anklang fanden jene Orte, die für Kirchenbesucher normalerweise nicht zugänglich sind wie Kirchtürme, Krypten und Klostergänge. Als Juwel barocker Kirchenbaukunst, das nur zu besonderen Anlässen geöffnet wird, stand etwa die "Bernardikapelle" im Heiligenkreuzerhof den ganzen Abend lang offen. Abt Gregor Henckel-Donnersmarck und die Mönche des Stiftes Heiligenkreuz führten im Stundentakt durch das barocke Juwel in der Wiener Innenstadt. Vor der Bernardikapelle boten die Zisterzienser ihren Klosterwein, Heiligenkreuzer Wildschweinwürstel und weitere Schmankerl zur Stärkung für die Besucher der Kirchennacht an.
Viel Zulauf hatte auch das Programm der Jugendkirche St. Florian. Hier spielten "Cardiac move", die Gewinner des Ö3 Soundchecks, Österreichs größtem Bandwettbewerb, auf.

Besuch aus Bonn
Der Bonner Stadtdechant und Leiter der City-Seelsorger, Wilfried Schumacher, und der Pastoralreferent der Bonner Citypastoral, Norbert Schmitz, machte einen Ausflug nach Wien um die "Lange Nacht" kennen zu lernen. Bei einer Begegnung mit Bischofsvikar Karl Rührliner und Dompfarrer Toni Faber konnte ein reger Austausch über die Erfahrungen der beiden Städte gemacht werden. Besonderes Interesse zeigten die Bonner Gäste an den Angeboten der "Kirche für Ausgetretene", der "Frauenkirche" in St. Anna und dem Angebot der Gesprächsinsel. "Uns interessiert besonders, wie die Wiener sich der City-Pastoral und den Grenzen, eben wie jener des Kontaktes mit Ausgetretenen annähert", sagte der Pfarrer an der Bonner Münsterbasilika, Wilfried Schumacher. Ansonsten freuten sich die beiden Besucher schon auf eine erlebnisreiche Nacht in den Wiener Kirchen.
     
Informationen: http://www.langenachtderkirchen.at    
     
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