Leistungsbilanz trotz Konjunkturtiefs weiterhin im Plus   

erstellt am
07. 07. 09

Österreichische Außenwirtschaft im 1. Quartal 2009
Wien (oenb) - Die österreichische Außenwirtschaft verlor im Umfeld der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise zwar deutlich an Schwung, konnte aber im ersten Quartal 2009 weiterhin einen Leistungsbilanzüberschuss (3,2 Mrd Euro) vorweisen. Heimische Exporteure setzten im Ausland um rund ein Viertel weniger ab als im Vergleichszeitraum 2008, die Einfuhren verringerten sich um ein Fünftel. Einbußen zeigten sich auch im Handel mit Dienstleistungen, die mit je rund -10% aber deutlich geringer ausfielen. Im Reiseverkehr wurde neuerlich ein hervorragendes Ergebnis erzielt. Österreichs Kapitalverkehr mit dem Ausland kam nach massiven Desinvestitionen im turbulenten 4. Quartal 2008 nun fast völlig zum Stillstand.

Trotz des international schwierigen Wirtschaftsumfelds, das nun zunehmend auf die österreichische Außenwirtschaft durchschlägt, konnte im 1. Quartal 2009 neuerlich ein Leistungsbilanzüberschuss erzielt werden, der 3,2 Mrd Euro oder 4,8% des BIP erreichte (1. Quartal 2008: +5,2 Mrd Euro). Österreichs Wettbewerbsfähigkeit bestätigt sich damit vorerst auch unter ungünstigsten Rahmenbedingungen. Die Auswirkungen des globalen Konjunkturtiefs werden angesichts einer stark rückläufigen Dynamik im Güterhandel jedoch immer deutlicher: Im 1. Quartal 2009 sind die Ausfuhren um ein Viertel eingebrochen und erreichten 23,7 Mrd Euro (nach 31,3 Mrd Euro). Die Gütereinfuhren lagen mit 24,5 Mrd Euro um ein Fünftel unter dem Vergleichswert 2008 (30,6 Mrd Euro). Daraus ergibt sich für die heimische Güterbilanz - wie schon im 4. Quartal 2008 - ein geringes Passivum (-0,8 Mrd Euro).

Abgeschwächt hat sich im 1. Quartal 2009 auch die Dynamik im grenzüberschreitenden Handel mit Dienstleistungen. Ein- und Ausfuhren verzeichneten mit je -10% aber geringere Rückgänge als der Güterverkehr. Da einige Dienstleistungen in engem Zusammenhang mit dem Güterhandel stehen - etwa in Form von Schulungs- oder Wartungsleistungen - reagieren diese mit zeitlicher Verzögerung auf ein geändertes Konjunkturumfeld. Dies lässt einen weiteren Rückgang der Dynamik in den kommenden Monaten erwarten. Eine Sonderstellung nimmt in der heimischen Dienstleistungsbilanz neuerlich der Reiseverkehr ein, der in der vergangenen, schneereichen Wintersaison eines seiner besten Ergebnisse erzielen konnte. Der Einnahmenüberschuss des 1. Quartals 2009 von 4,1 Mrd Euro wurde nur durch das historische Rekordergebnis des 1.Quartals 2008 übertroffen. Die heimische Tourismusbranche hat richtig auf das geänderte Wirtschaftsumfeld reagiert: Der Rückgang der Nächtigungszahlen konnte - etwa in Form von Nachlässen im gehobenen Preissegment – in Grenzen gehalten werden. Der Nachfrageeinbruch in traditionellen Herkunftsländern wie Deutschland (-12%) oder den Niederlanden (-9%) wurde durch Zuwächse aus Polen (+21%) oder der Tschechischen Republik (+27%) etwas gemildert.

Österreichs Kapitalverkehr mit dem Ausland ist infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise im 1. Quartal 2009 fast zum Erliegen gekommen. Die anhaltend hohe Unsicherheit hinsichtlich der real- und finanzwirtschaftlichen Entwicklung drückt sich durch äußerste Zurückhaltung an den Wertpapier- und Kreditmärkten und eingeschränkt auch beim Kauf strategischer Unternehmensbeteiligungen aus. Mit weniger als 2 Mrd Euro erreichten Österreichs Kapitalveranlagungen im Ausland nur etwa 5% des Vergleichswerts 2008 (31 Mrd Euro). Ähnliche Rückgänge verzeichnete der Kapitalzufluss durch internationale Investoren in Österreich. Inländische Wertpapierinvestoren verkauften ausländische Rentenpapiere mit langer Laufzeit netto in Höhe von 2,1 Mrd Euro (1. Quartal 2008: Nettoverkauf von 1,2 Mrd Euro). Auch Anteilspapiere wurden netto um 0,4 Mrd Euro abgestoßen, während ausländische Geldmarktpapiere um 0,4 Mrd Euro zugekauft wurden.

Ebenso abwartend verhielten sich im 1. Quartal 2009 ausländische Wertpapierinvestoren. Österreichische Titel wurden netto um 1,8 Mrd Euro verkauft (1. Quartal 2009: Zukauf von 7,6 Mrd Euro). Nettoverkäufen von Aktien (0,7 Mrd Euro) sowie Geldmarktpapieren (2,2 Mrd Euro) standen Zukäufe langfristiger verzinslicher Papiere (1,1 Mrd Euro) gegenüber.

Deutlich eingebrochen ist der Kapitalverkehr in Form von Krediten und Einlagen (Sonstige Investitionen). Österreichs Forderungen blieben im 1. Quartal 2009 nahezu unverändert, nachdem im Vergleichszeitraum 2008 in diesem Segment etwa 26 Mrd Euro veranlagt worden waren. Dies betraf vor allem das aktive Einlagengeschäft der Banken, das nach Investitionen von 16,5 Mrd Euro im 1. Quartal 2008 nun sogar etwas zurückgefahren wurde. Umgekehrt verringerten sich auch die Verpflichtungen heimischer Schuldner aus Krediten und Einlagen um 3,8 Mrd Euro (1. Quartal 2008: Aufbau von 13,6 Mrd Euro).

Österreichs grenzüberschreitende Unternehmensbeteiligungen im Ausland, die mit einem Volumen von 3,1 Mrd Euro fast die Hälfte des hohen Vergleichsniveaus 2008 (7,0 Mrd Euro) erreichten, waren infolge ihres langfristig strategischen Charakters durch die Krise bislang in geringerem Ausmaß betroffen.
     
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