Aktuelle WIFO-Studie: Wiener UnternehmerInnen wollen Infrastruktur-Ausbau
und das Vorziehen öffentlicher Investitionen
Wien (rk) - "In schwierigen Zeiten müssen wir zusammenstehen. Umso mehr freut es mich, dass die Wiener
UnternehmerInnen Wien am richtigen Weg sehen", so Wiens Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Mag.a Renate
Brauner am 04.08. im Rahmen des Mediengesprächs des Bürgermeisters. Im Auftrag der Stadt Wien erstellte
das WIFO (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung) im ersten Halbjahr 2009 die Studie "Wiens
Unternehmen in der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise: Sektorale Betroffenheit und betriebliche Reaktionsmuster".
Dabei wurden etwa 1.000 UnternehmerInnen in Wien mit mehr als 20 Beschäftigten befragt. Die Rücklaufquote
betrug 25 Prozent. Brauner: "Laut Studie des WIFO stehen die Wiener UnternehmerInnen ganz eindeutig hinter
dem weiteren Ausbau der Infrastruktur und sehen im Vorziehen öffentlicher Investitionen eine zentrale Maßnahme
im Rahmen des wirtschaftspolitischen Krisenmanagements. Damit wird die Ausrichtung der Wiener Konjunkturpakete
weitgehend bestätigt."
Konjunkturpakete decken sich mit Wünschen der UnternehmerInnen
Die seit Herbst 2008 mit den Sozialpartnern akkordierten und nun in Umsetzung befindlichen Konjunktur- und Beschäftigungspakete
der Stadt Wien stehen mit den Erwartungen der Wiener UnternehmerInnen in Einklang. Dazu das WIFO: "Insgesamt
sind die auf regionaler Ebene beschlossenen Konjunkturpakete I bis II in ihrer Ausrichtung mit den Wünschen
der Unternehmen weitgehend konsistent." Gleichzeitig geht es den UnternehmerInnen um die rasche Umsetzung
von Maßnahmen. "Die Treffsicherheit und das rasche Greifen der Konjunkturpakete war eines der Kernanliegen
der Stadt beim Schnüren der Pakete. Daher haben wir uns einerseits zu beschäftigungsintensiven Initiativen
wie Sanierungsarbeiten entschieden, die gerade Klein- und Mittelbetrieben zu Gute kommen", unterstreicht Brauner.
Zugleich setze Wien mit seinen Konjunkturmaßnahmen auf einen nachhaltigen Strukturwandel. "Wien wird
in seinen Anstrengungen bei den Investitionen, die Arbeitsplätze sichern sowie einen wissensbasierten und
hochwertigen Standort schaffen, nicht nachlassen. Wir schaffen jetzt die Arbeitsplätze von morgen", betonte
Brauner. Das WIFO empfiehlt zusammenfassend "den eingeschlagenen Weg der Förderung von Innovationsorientierung,
Qualifizierung und Internationalisierung konsequent fortzusetzen, um es den regionalen Unternehmen zu ermöglichen,
den Herausforderungen der Krise offensiv zu begegnen". Die langjährigen Fördermaßnahmen des
waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) und des WWFF (Wiener Wirtschaftsförderungsfonds) seien
eine wesentliche Grundlage für die bislang gute Abfederung des konjunkturellen Abschwungs in Wien.
Wiener UnternehmerInnen verstehen Krise als Handlungsauftrag
Die Wiener UnternehmerInnen treten der Krise aktiv entgegen. Dazu Studienautor Peter Mayerhofer: "Die Wiener
UnternehmerInnen verstehen die Krise in hohem Maße als Handlungsauftrag. 73,8 Prozent haben schon konkrete
Maßnahmen zur Krisenbewältigung ergriffen bzw. planen diese. Das WIFO empfiehlt aus standort- und beschäftigungspolitischen
Gesichtspunkten die Unterstützung offensiver Strategien der Absatzsicherung, etwa durch die weitere Förderung
von Innovationsorientierung, Qualifizierung und Internationalisierung".
Zusätzlich erwarten sich die Wiener Unternehmen auf regionaler Ebene Maßnahmen zur Verwaltungsvereinfachung.
"Die Stadt Wien hat hier bereits viele Maßnahmen ergriffen, dazu gehört etwa das Angebot der Stadt
im E-Government. Wir werden auch hier ganz genau den Motiven der Befragten in Bezug auf Veränderungen in der
Verwaltung auf den Grund gehen", so Brauner.
Jüngst hatte auch eine Bank-Austria-Studie über die Aussichten der Bundesländer in der Konjunkturflaute
Wien ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt. "Jene Bundesländer, die eine überdurchschnittlich starke
Dienstleistungsorientierung insbesondere mit Schwerpunkten in der öffentlichen Verwaltung, dem Gesundheits-
und Bildungsbereich und der Telekommunikation aufweisen, haben daher eine gute Chance in den kommenden Monaten
auch eine günstigere Wirtschaftsentwicklung erzielen zu können", so die im Juni 2009 veröffentlichte
Studie.
Investitionsmotor Stadt läuft auf vollen Touren
Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Brauner betonte die zentrale Stellung der Stadt Wien als Investitionsmotor
zur Kompensierung von Nachfrageausfällen. "Wir schöpfen die Investitionskraft der Stadt Wien derzeit
voll aus und werden auch im Herbst damit nicht nachlassen. Fast 700 Millionen Euro seitens der Stadt fließen
2009 zusätzlich in Aufträge und damit konkret in beschäftigungssichernde Maßnahmen. Alleine
der U-Bahn-Bau in Wien bringt bis 2013 mehr als 26.000 Arbeitsplätze beim Bau selbst und in vorgelagerten
Zulieferbereichen", so Brauner. "Gleichzeitig ist Bildung und Ausbildung immens wichtig. Daher auch hier:
35 Mio. Euro stehen alleine 2009 zusätzlich für den Gratis-Kindergarten in Wien zur Verfügung -
viele Eltern hilft das ab September Monat für Monat und erhöht das monatlich frei verfügbare Haushaltseinkommen."
Die Budgetierung für den Gratis-Kindergarten werde 2010 noch höher ausfallen: "Wir gehen 2010 von
einem Betrag von über 80 Millionen Euro aus. Das Geld der Wiener SteuerzahlerInnen ist hier bestens angelegt",
betont Brauner.
Invest-Schwerpunkte der Stadt Wien 2009 im Überblick:
* Konjunkturpaket I:
673 Millionen Euro zur Steigerung der Nachfrage und Konjunkturstützung in Wien. Nahverkehr: Sanierungsoffensive
der Stationen der Wiener Ustrab, Ausbau der Signal- und Elektrotechnik der Wiener Linien; Klimaschutz: Thermische
Sanierung in Gemeindebauten und Amtshäusern; Fernwärmeanschlussaktion, Kühlschranktauschaktion in
Favoriten; Forschung & Wissenschaft: Aufstockung der Wiener Forschungsförderung; Gesundheit: Ausweitung
des Budgets zur Sanierung von Krankenstationen und Pflegeeinrichtungen; Landwirtschaft: Zinszuschüsse für
die Wiener Landwirtschaft; Kultur: Sanierungsmaßnahmen bei den Vereinigten Bühnen Wien; Tourismus: Sonderbudget
für Werbemaßnahmen.
* Wiener Arbeitsmarktpaket 2009:
Gemeinsam mit dem AMS investiert die Stadt zusätzlich 33 Mio. in eine aktive Beschäftigungspolitik. Sie
hilft insbesondere jungen Menschen, die von der Krise besonders betroffen sind. Die Stadt beteiligt sich auch an
der von Arbeitsminister Hundstorfer initiierten "Aktion 4000" für Österreich. Dem waff stehen
regulär jährlich 58 Millionen Euro für Förderungs- und Qualifikationsmaßnahmen zur Verfügung.
* Konjunkturpaket II:
Begebung einer Wohnbauanleihe im Ausmaß von 200 Millionen Euro zur Sicherung des geförderten Wohnbaus
in Wien. Der Wohnbau in Wien sichert jährlich 23.000 Arbeitsplätze.
* Stützung der Wiener Exportwirtschaft:
Die aktuelle Wirtschaftskrise ist keine Struktur-, sondern eine Nachfragekrise mit stark negativen Auswirkungen
auf die Exportwirtschaft. Die Stadt Wien stockt die, in einem Kooperationsmodell mit den Banken angebotene Exportförderungsaktion
um rund ein Drittel auf. Die Stadt Wien übernimmt nunmehr Ausfallbürgschaften in Höhe von insgesamt
90 Mio. Euro für zinsgünstige Exportkredite (plus 20 Mio. Euro).
* Gratis-Kindergarten:
35 Millionen Euro fließen 2009 zusätzlich zu den bereits im Voranschlag 2009 budgetierten 390 Millionen
Euro in die Kinderbetreuung in Wien. 2010 wird von einer Summe von über 80 Millionen Euro ausgegangen.
* Stadtwerke-Invest:
Die Wiener Stadtwerke investieren bis 2013 etwa 4,2 Milliarden Euro. "Alle jene, die öffentliches Eigentum
wie die Stadtwerke immer privatisieren wollten, sind in den letzten 12 Monaten eines Besseren belehrt worden. Wien
hat Kurs gehalten - jede/r WienerIn profitiert heute von der Versorgungssicherheit und der hohen Qualität
der Dienstleistungen im Nahverkehr und in der Energieversorgung", so Brauner.
Nicht zuletzt die Studie "Leben in Wien" zeige, dass sich Investieren auszahlt und die Lebensqualität
erhöht, etwa bei der Qualität der Wiener Öffis. 50 Prozent aller Befragten gaben 2008 dem öffentlichen
Verkehr in Wien die Bestnote 1 (sehr gut) und 38 Prozent die Note 2 (gut). Damit wurden die Öffis 2008 signifikant
besser bewertet als noch 2003.
Die vorgelegte Studie des WIFO sei zwar keine Evaluierung der Wiener Konjunkturmaßnahmen, aber doch ein klarer
Hinweis, dass die eingeleiteten Maßnahmen der Stadt den aktuellen Erwartungen der Unternehmen in Wien sehr
entgegenkommen.
"Wien hat auch auf dem Arbeitsmarkt seine Hausaufgaben gemacht. Dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Wien
von allen Bundesländern in diesem Jahr der geringste ist, ist ein ermutigendes Zeichen, so Brauner. Dies sei
einerseits den Maßnahmen der Stadt zu verdanken. "Jedoch genau so wichtig ist die Haltung der Wiener
Unternehmen, die alles dafür tun, dass sie ihre Fachkräfte und damit wertvolles betriebliches Know-how
erhalten und auf Qualifikation setzen", erklärte Brauner.
Solide Finanzpolitik Grundlage für Wiener Investitionstätigkeit
"Wien steht für ein solides Finanzmanagement", so Finanzstadträtin Brauner. Wien folgt seit
Jahrzehnten dem Leitmotiv einer gestaltenden und aktivierenden Finanzpolitik. Wien hat in wirtschaftlichen Wachstumsphasen
seinen Schuldenstand auf ein Niveau von 1,46 Mrd. Euro verringert - das entspricht einer Verringerung um ein Drittel
in diesem Jahrzehnt. "Wien hat sich seinen Status als Triple-A-bewertete Stadt konsequent erarbeitet. Diese
Anstrengungen bringen uns bessere Konditionen bei Kreditaufnahmen und entlasten damit die SteuerzahlerInnen. Gleichzeitig
sichert ein gutes Haushalts- und Schuldenmanagement die jetzt notwendigen Handlungsspielräume." Wien
erreichte Ende 2008 mit 869 Euro die seit Jahren geringste Pro-Kopf-Verschuldung und liegt damit wesentlich besser
als andere Bundesländer oder der Bund. All dies habe die Stadt ohne Verkäufe von Eigentum oder den Verzicht
auf wichtige strategische Beteiligungen erreicht, so Brauner abschließend. |