Das Geschäftsklima in Mittelosteuropa hellt sich auf   

erstellt am
12. 08. 09

Anzeichen von Optimismus bei den Geschäftserwartungen der Direktinvestoren mehren sich
Wien (ökb) - Rund 400 MOE-Headquarters, die von Österreich aus ihre 1.400 Unternehmensbeteiligungen in der Region steuern, haben im Juli 2009 an der mittlerweile zehnten Erhebung zum Thomson Reuters & OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa teilgenommen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich das Geschäftsklima in der Gesamtregion erstmals seit Anfang 2008 wieder leicht gebessert hat. Nach einer monatelangen Talfahrt ist der Geschäftsklima-Indikator zwischen April und Juli 2009 um 8 Prozentpunkte auf einen Saldenwert von -7 gestiegen.

Das etwas günstigere Geschäftsklima ist in erster Linie auf optimistischere Geschäftserwartungen für die Betriebe vor Ort zurückzuführen: Der diesbezügliche Saldenwert (positive abzüglich negativer Stellungnahmen zum erwarteten Geschäftserfolg der kommenden sechs Monate) hat sich im Juli gegenüber April um 20 Prozentpunkte verbessert. Die aktuelle Geschäftslage der Betriebe wird hingegen - entsprechend der weiterhin schwierigen Konjunktursituation - im Juli noch etwas schlechter beurteilt als im April: Der Saldo sinkt um 4 Prozentpunkte auf einen Wert von -10.

Ist eine Besserung in Sicht?
Insgesamt geben die aktuellen Ergebnisse durchaus Anlass zur Hoffnung auf eine Trendwende in Mittelosteuropa: Quer durch alle Länder und praktisch alle Branchen sind die Konjunkturerwartungen der Direktinvestoren von vorsichtigem Optimismus geprägt. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Geschäftserwartungen für die Betriebe vor Ort. Erstmals seit Beginn der Erhebungen im Jänner 2007 werden die Geschäftsaussichten von den Direktinvestoren per Saldo besser bewertet als die Ist-Situation der MOE-Niederlassungen.

Polen führt im Geschäftsklima-Ranking
Das beste Geschäftsklima herrscht gemäß der aktuellen Erhebung in Polen, gefolgt von Tschechien. Die Ukraine und Ungarn liegen hingegen im Ländervergleich am unteren Ende der Skala. Für diese beiden, stark krisengeschüttelten Länder beurteilen die Befragungsteilnehmer die aktuelle Geschäftslage ihrer Betriebe als katastrophal: Für 46% der Niederlassungen in Ungarn und 60% in der Ukraine wird eine negative Performance gemeldet. Ausgehend von dieser Situation ist auch der Ausblick auf die kommenden sechs Monate alles andere als rosig: In Ungarn stehen voraussichtlich 31% der Betriebe vor weiteren Geschäftsrückgängen, in der Ukraine sind es 23%.

In Russland herrscht Zuversicht
Für Russland, das von der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise mit voller Wucht getroffen wurde, haben die Erhebungsteilnehmer ihre Geschäftserwartungen deutlich nach oben geschraubt: Für diesen Indikator hat sich der negative Saldo vom April im Juli ins Positive gekehrt, konkret wird für 27% der Betriebe vor Ort von eine Verbesserung der Geschäftsergebnisse in den kommenden sechs Monaten erwartet. Damit führt Russland bei diesem Indikator das Länderranking an. Russland ist darüber hinaus das einzige Land Mittelosteuropas, wo der Bestand an Direktinvestitionskapital in den kommenden zwölf Monaten leicht ansteigen könnte: Es sollen geringfügig mehr Standorte ausgebaut (18%) als verkleinert werden (17%). All das deutet darauf hin, dass sich das Vertrauen der Direktinvestoren in die politische und wirtschaftliche Kraft Russlands wieder verstärkt hat.

Bei Finanzdienstleistern zeigt sich vorsichtiger Optimismus Eine branchenweise Betrachtung der Erhebungsergebnisse zeigt, dass das Kreditwesen die einzige Branche ist, in der für die kommenden zwölf Monate mehr Erweiterungsinvestitionen am Plan stehen, als Desinvestitionen: 14% der bestehenden Bankbeteiligungen in MOE sollen vergrößert, 12% der Standorte reduziert bzw. geschlossen werden. Allerdings planen die Banken nicht, in neue Länder vorzudringen: Kein einziger neuer Bankenstandort ist in MOE geplant. Das Geschäftsklima im Kreditwesen hat sich gegenüber April deutlich aufgehellt, wobei insbesondere die Zuversicht bei den Geschäftserwartungen stark zugenommen hat. So sieht ein Viertel der Banken für die kommenden sechs Monate eine Verbesserung der Geschäftsentwicklung. Auch die Versicherungen blicken im Juli wieder gelassener in ihre Zukunft: Die Geschäftserwartungen sind durchwegs optimistischer als noch zu Beginn des Jahres, wenn gleich der Geschäftserfolg alles andere als zufriedenstellend zu sein scheint. Vor diesem Hintergrund planen die Versicherungen jedenfalls, ihre Präsenz in der Gesamtregion unverändert beizubehalten.

Konjunkturelle Talsohle scheint erreicht
Bereits im April hat es erste Anzeichen dafür gegeben, dass sich die Rezession in Mittelosteuropa ihrem Tiefpunkt nähert. Zwar bleibt im Juli der Konjunkturindikator weiterhin im negativen Bereich, doch er zeigt klar nach oben: Der entsprechende Saldo verbessert sich um 32 Prozentpunkte auf einen Wert von -24. Konkret erwarten 15% der Erhebungsteilnehmer für die kommenden zwölf Monate eine Verbesserung der Konjunktur in Mittelosteuropa, 39% gehen von einer weiteren Verschlechterung aus. Zum Vergleich: Zu Jahresbeginn 2009 lag der Anteil der optimistischen Stellungnahmen bei nur 5%, während 64% der Befragten eine konjunkturelle Verschlechterung erwarteten.

Der Thomson Reuters & OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa (MOE) basiert auf vierteljährlichen Primärerhebungen unter rund 400 Entscheidungsträgern von MOE-Headquarters mit Sitz in Österreich, die zu rund 1.400 ihrer Unternehmensbeteiligungen in Mittelosteuropa befragt werden. Erhoben werden die Einschätzungen der Direktinvestoren zur aktuellen Geschäftslage sowie deren Erwartungen hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den Unternehmensbeteiligungen vor Ort (Geschäftsklima), Expansions- und Investitionsstrategien der Unternehmen in MOE, Beurteilungen der Standortqualität Österreichs als Brückenkopf für das Mittelosteuropa-Geschäft und schließlich Einschätzungen zur allgemeinen Wirtschaftsentwicklung in der Region.

Der Thomson Reuters & OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa bietet differenzierte Analysen nach Ländern, Branchen und Unternehmensgrößen. Als Ergebnis stehen der Wirtschaft Frühindikatoren zur Verfügung, die praxisnahe Aussagen und Prognosen u.a. über den Geschäftserfolg von Direktinvestoren in einzelnen Ländern Mittelosteuropas bzw. in der Gesamtregion ermöglichen.
     
Informationen: http://www.oekb.at    
     
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