Bures präsentiert 25-Millionen-Soforthilfepaket für KMU   

erstellt am
27. 08. 09

Nicht abgeholte Forschungsprämie muss in der Forschung bleiben
Alpbach/Wien (bmvit) - Infrastrukturministerin Doris Bures hat am 27.08. den Startschuss für die Forschungsinitiative "Quick Start" gegeben. Als "rasche Hilfe in der Krise" wird das BMVIT vorübergehend statt einem Viertel fast die Hälfte der Kosten für innovative Forschungsprojekte von KMUs fördern, kündigte Bures in ihrer Eröffnungsrede der Alpbacher Technologiegespräche 2009 an. "Wir stellen einmalig 25 Mio. Euro zur Verfügung. Ich glaube, das ist ein guter Anreiz, in Forschung zu investieren", betonte die Ministerin. Die Unternehmen können Förderungen ab sofort beantragen - alle Informationen dazu auf der Homepage der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) http://www.ffg.at.

Anlass für diese Initiative ist, dass Unternehmen aufgrund der Krise ihre Forschungsinvestitionen zurückfahren. Dabei sind es gerade innovative Firmen, die mehr als zehn Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung investieren, ein drei Mal höheres (jährliches) Umsatzwachstum und ein mehr als zehn Mal höheres (jährliches) Beschäftigungswachstum haben als Firmen, die nur wenig in Forschung und Entwicklung investieren, wie das Wifo berechnet hat. "Wenn wir nach der Krise wieder vorne dabei sein wollen, können wir uns einen Innovationsstopp nicht leisten. Wir wollen daher seitens des BMVIT den Knick abfangen: Wer ein gute Idee hat, soll sie umsetzen können, trotz Wirtschaftskrise oder besser, jetzt erst recht", so Bures.

In den Basisprogrammen der FFG werden Forschungsprojekte von KMUs derzeit mit einer Quote von durchschnittlich 25 Prozent gefördert. Im Rahmen der Forschungsoffensive "Quick start" für die Wirtschaft werden bis zu 45 Prozent der Kosten gefördert. "Quick start" heißt die Initiative deshalb, "weil Geschwindigkeit zählt" und Unternehmen ohne bürokratischen Aufwand mit einem Forschungsprojekt starten sollen können, wie die Ministerin erläuterte. Zur Zielgruppe zählen rund 3.000 Klein- und Mittelbetriebe mit 60.000 Beschäftigten.

Übrig gebliebene Mittel aus steuerlicher Forschungsförderung müssen in der Forschung bleiben
Die Zurückhaltung der Unternehmen bei den Forschungsausgaben sei auch deshalb so bedenklich, weil zwei Drittel des Wirtschaftswachstums auf Forschung, technologische Entwicklung und Innovation zurückgeht, warnte die Ministerin. "Wenn jetzt die betrieblichen Forschungsmittel zurückgehen, dürfen keinesfalls auch die staatlichen Forschungsmittel zurückgehen. Ganz im Gegenteil: Wir müssen einen Forschungsschub auslösen, denn sonst entfernen wir uns vom Ziel der Drei-Prozent-Quote statt uns ihr zu nähern." Bures plädiert daher dafür, den gesamten 2,5 Milliarden-Forschungstopf auszuschöpfen - "und keinen Cent liegen zu lassen".

Forschung und Entwicklung richtige Instrumente für erfolgreiche Zukunft
Es sei nicht nur wichtig, schnell aus der Krise zu kommen, sondern es werde entscheidend sein, am richtigen Ende herauszukommen, machte die Ministerin deutlich. "Und wenn es darum geht, die Zukunft erfolgreich zu gestalten, dann sind Forschung und Entwicklung die richtigen Instrumente." Österreich habe in den letzten 10/15 Jahren einen Aufholprozess zurückgelegt und sich immerhin auf den sechsten Platz der innovativsten Volkswirtschaften Europas vorgearbeitet. Das sei eine gute Ausgangsposition, allerdings würden jetzt die Karten neu gemischt. "Entscheidend wird sein, dass wir die Wirtschaftskrise für die notwendigen Strukturanpassungen nutzen und auf die richtigen Zukunftsfelder setzen", unterstrich Bures.

Österreich darf grünen Zug nicht verpassen
Als Hoffnungsfeld der Forschung und Technologie sieht die Infrastrukturministerin vor allem die Energie- und Umwelttechnologien - "hier ist der größte Innovationsschub zu erwarten". Die Reduktion der Emissionen werde eine Herausforderung mit großen Chancen, der internationale Wettlauf um die "Grüne Technik" sei schon längst eröffnet. Umwelttechnik habe tatsächlich das Potenzial, zur "Leitindustrie des 21. Jahrhunderts" zu werden, ist Bures überzeugt. Dabei gehe es natürlich um ein Milliardengeschäft und ein enormes Arbeitsplätzepotenzial, "Österreich darf daher den grünen Zug nicht verpassen".

Menschen mit Wissen und Ideen der Schlüssel zum Erfolg
Zwischen 1993 und 2007 hat sich in Österreich die Zahl der Beschäftigten im Bereich der Umwelttechnik von 11.000 auf 22.324 verdoppelt. Realisieren lassen sich diese neuen Techniken und Technologien nur mit hochqualifizierten Fachkräften. Innovationen sind ohne Ingenieure und Fachkräfte nicht vorstellbar, sagte Bures. "Das heißt: Menschen mit Wissen, Ideen und erstklassiger Qualifikation sind der Schlüssel zum Erfolg auf den globalen Märkten."

Ein wesentliches Anliegen ist der Ministerin, junge ForscherInnen zu fördern. Hier gilt es vor allem, das Interesse zu wecken. Umfragen zeigen, dass die Faszination für Forschung und Technik bei jungen Menschen zwischen 14 und 24 Jahren sehr gering, aber im Kleinkindalter sehr wohl vorhanden ist. "Diese Begeisterung müssen wir am Leben erhalten, fördern und verstärken. Denn der Forschergeist der Kinder von heute ist die Innovationskraft des Landes von morgen - und Nachwuchsförderung ist die nachhaltigste Form der Standortsicherung", betonte Bures.

Das BMVIT unterstützt daher eine Reihe von Projekten für junge Forscherinnen und Forscher mit jährlich elf Mio. Euro, vom Kindergarten bis zum Diplomandenstipendium. Viele Schwerpunkte liegen dabei auf der Förderung junger Mädchen. "Es muss uns gelingen, mehr Frauen in Forschung und Entwicklung zu bringen. Denn wir werden es sonst nicht schaffen, in die Top 3 der innovativsten Volkswirtschaften Europas aufzusteigen, wenn wir auf die Hälfte der Bevölkerung, und damit auf die Hälfte der Kreativität, des Ideenreichtums und des Engagements weitgehend verzichten", machte Bures klar.

Vier Säulen für volle Innovationskraft
Als Förderschwerpunkte seitens des BMVIT nannte Bures Energie- und Umweltthemen, Mobilität, Kommunikationstechnologien und die Produktion. Diese seien die "vier Säulen für volle Innovationskraft", aus denen sich viele Chancen ergeben. Eine ganz wichtige sei dabei die Chance Elektromobilität: Diese dürfe an der österreichischen Zulieferindustrie, mit 175.000 Beschäftigten in 700 Betrieben eine der größten Branchen in Österreich, "nicht vorüber fahren". Österreich bringe beste Vorraussetzungen mit, sei weltweit angesehen als hervorragender Standort für automative Spitzenforschung und Entwicklung und habe in vielen Nischenbereichen die Technologieführerschaft inne.

"Jetzt müssen wir daher alles tun, um den Startvorteil der heimischen Zulieferer zu nutzen und im Zukunftsbereich E-Mobilität einen Vorsprung herauszuholen", betont Bures. Deshalb habe sie als kräftigen Impuls für die österreichische Automobilbranche die Fördersumme für konventionelle und alternative Technologien im Automotivbereich um 50 Prozent erhöht, so die Ministerin. Für 2009 und 2010 stehen jeweils 60 Millionen Euro zu Verfügung. Die heimische Autoindustrie hat umgehend reagiert: Unter der Plattform Austrian Mobile Power haben sich Ende Juli große österreichische Firmen zusammengeschlossen.

Die Elektromobilität ist auch ein Beispiel für anwendungsorientierte, also auf den Output fokussierte Forschungsförderung. Deshalb wählt das BMVIT bei der Förderung einen ganzheitlichen Ansatz - von der Forschung bis zur Anwendung. "Es wird also nicht nur die Forschung an neuen Technologien gefördert, sondern die Forschung in Verbindung mit Konzepten für die konkrete Anwendung. Um diese anwendungsorientierte Forschung zu forcieren, wird in meinem Ressort derzeit ein Masterplan Elektromobilität erarbeiten", verwies die Ministerin.

Gemeinsame Forschungsstrategie in einem der nächsten Ministerräte
All die genannten Maßnahmen zeigen, dass die Umsetzung der Empfehlungen, die das Wifo in der Evaluierung des Forschungssystems abgegeben hat, im BMVIT auf Hochtouren laufen, erklärte Bures. Als nächsten gemeinsamen Schritt wird die Bundesregierung in einem Ministerratsvortag ein Bekenntnis zu einer gemeinsamen Forschungsstrategie ablegen. Durch die Bündelung der Kräfte soll der Einsatz der Mittel für Forschung optimiert werden. Neben Schwerpunktsetzung und Outputorientierung soll das mit verbindlichen Zeitplänen, klaren Zuständigkeiten und deutlicheren Verantwortlichkeiten, der Beseitigung innovationshemmender Aspekte und der Integration aller relevanten Politikbereiche gelingen.

"Mit der gemeinsamen Forschungsstrategie legen wir den Grundstein für den Sprung in die Top 3 der innovativsten Volkswirtschaften Europas", ist Bures überzeugt. Hier komme den außeruniversitären Forschungseinrichtungen ganz besondere Bedeutung zu, wobei als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Industrie und vor allem auch der KMUs das Austrian Institute of Technologie, Joanneum Research und Salzburg Research eine entscheidende Rolle spielen. "Klar ist: Alle müssen an einem Strang ziehen - denn alleine kann der Aufstieg unter die innovativsten drei Volkswirtschaften niemanden gelingen", so Bures abschließend.
     
zurück