Zahlungsmoral 09: Die Kassen klingeln noch   

erstellt am
27. 08. 09

KSV1870-Trendstudie: Trotz Krise zahlen Österreicher schneller als im Vorjahr
Wien (ksv) - Vielen Prognosen zum Trotz hat sich die Zahlungsmoral in Österreich 2009 verbessert. Im Schnitt begleichen die heimischen Unternehmen ihre Rechnungen nach 32 Tagen. Trotz des Wirtschaftsabschwungs zahlen sie damit um 2 Tage schneller als noch im Vorjahr. Außergewöhnlich diszipliniert zeigen sie sich auch beim durchschnittlichen Zahlungsverzug. Er reduzierte sich um ganze 3 auf 7 Tage im Vergleich zum Vorjahr, wobei sich das Zahlungsziel im Schnitt auch um einen Tag auf 25 verlängert hat. Trotz dieser positiven Ergebnisse kämpfen 44 Prozent der Unternehmen 2009 mit rückläufigen Umsätzen. Dies geht aus der 13. KSV1870- Trendumfrage hervor, an der im Juni knapp 2.400 Unternehmen - großteils KMU - teilgenommen haben.

„Trotz aller Krisenmeldungen geben 81 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Firmenkunden ihre Rechnungen innerhalb des vereinbarten Zahlungsziels begleichen. Wer also zahlt, zahlt gut. Was die Unternehmen aber trifft, ist die totale Kostenbremse. Also Stammkunden, die Aufträge nicht mehr verlängern, kündigen oder zu anderen Anbietern wechseln", so Johannes Nejedlik, Vorstand der KSV1870 Holding AG. Um mehr Sicherheit bei den Zahlungseingängen zu bekommen, hat auch knapp ein Viertel der Unternehmen die Zahlungskonditionen bei ihren Kunden im vergangenen Jahr auf Vorauszahlung, Nachnahme und Barzahlung umgestellt. Die gängigsten Zahlungskonditionen sind 2009 Rechnungen mit längeren Zahlungsfristen (65%), 60 Prozent gewähren Skonto, 47 Prozent verlangen die sofortige Bezahlung ihrer Rechnungen und 38 Prozent arbeiten mit Barzahlung.

Firmenkunden: Langes Zahlungsziel bei verkürztem Verzug
Mit einer Zahlungsdauer von 43 Tagen sind die Kunden der sehr kleinen Branche Uhren/Schmuck/Foto/Optik die schlechtesten Zahler. Der Grund ist das lange Zahlungsziel von 41 Tagen. Mit 37 Tagen Zahlungsdauer ist die Branche Textilwirtschaft/Schuhe/Leder/ Felle/Pelze an zweiter Stelle, gefolgt von der Bauwirtschaft und der Branche Verkehr/Nachrichtenübermittlung, die beide 35 Tage aufweisen. Der Branche Textilwirtschaft/Schuhe/Leder/Felle/Pelze geht es wie der Uhren-Branche: Ein kurzer Zahlungsverzug (3 Tage) steht einem langen Zahlungsziel (34 Tage) gegenüber. Die oft im Kreuzfeuer der Kritik stehende Branche Bau überzeugt durch einen Zahlungsverzug von 7 Tagen und liegt damit im österreichischen Gesamtdurchschnitt. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies eine Verbesserung von 2 Tagen. Der schlechte Ruf des Gastgewerbes bestätigt sich nur teilweise. Im Vergleich zu 2008 liegt der Zahlungsverzug nach wie vor bei 12 Tagen. Das Gastgewerbe weist damit den längsten Verzug auf, es wird aber auch das kürzeste Zahlungsziel (16 Tage) gewährt. Bei einer Zahlungsdauer von 28 Tagen zahlen die Kunden großteils sehr gut.

Firmenkunden: Wiener sind Aufsteiger des Jahres
2009 hat sich die Zahlungsdauer in zwei Drittel der Bundesländer verringert. Im Burgenland, in Niederösterreich, in Wien, der Steiermark und in Tirol wurde das durchschnittliche Zahlungsziel verlängert und der Verzug dadurch spürbar reduziert. Das Burgenland galt lange als Verzugs-König hat sich aber über die Jahre kontinuierlich verbessert. Dennoch warten 2009 die Unternehmen mit 35 Tagen Zahlungsdauer im Burgenland am längsten auf ihr Geld. Mit Ausnahme von Vorarlberg haben 2009 alle Bundesländer dem Zahlungsverzug den Kampf angesagt. Besonders zu erwähnen ist Tirol mit nur 5 Tagen. Die Wiener haben es geschafft, den Zahlungsverzug um gleich 6 Tage zu verringern und zahlen damit um 4 Tage schneller als 2008.

Private top, Öffentliche weiter flop
85 Prozent der Unternehmen freuen sich über ihre Privatkunden, denn sie zahlen innerhalb des vereinbarten Zahlungszieles. Auch wenn die Unternehmen nun mit 20 Tagen durchschnittlich um einen Tag länger auf die Zahlungen der Privaten warten als 2008. Die Unternehmen haben das Zahlungsziel gegenüber dem 1. Halbjahr 2008 um 2 Tage auf 15 Tage verlängert. Der Verzug hat sich um einen Tag auf 5 reduziert. Bei der öffentlichen Hand gibt es leider keine großen Veränderungen. Die Zahlungsdauer beläuft sich auf satte 38 Tage (+1 Tag), bei einem Verzug von 9 Tagen (-1 Tag) und einem Zahlungsziel von 29 Tagen (+2 Tage). Die größten Probleme mit der Zahlungsmoral der Öffentlichen haben die Branchen Freizeitwirtschaft mit 18 Tagen Verzug, das Gastgewerbe mit 17 Tagen und Verkehr/Nachrichtenübermittlung mit 16 Tagen.

Zahlungsverzug durch Liquiditätsengpass und Arbeitslosigkeit
71 Prozent der Befragten führen heuer den momentanen Liquiditätsengpass als Hauptgrund für den Zahlungsverzug ihrer Firmenkunden an - ein Plus von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Erschreckend hoch ist mit 46 Prozent die Annahme der befragten Unternehmen, dass ihre Rechnungen von Firmenkunden vorsätzlich nicht bezahlt werden. 40 Prozent sind der Ansicht, dass eine ineffiziente Verwaltung zum Zahlungsverzug führt. Ein anderes Bild zeigt sich bei den Privatkunden. Hier ist besonders der Anstieg der Arbeitslosigkeit ein Grund für den Verzug. Gaben 2008 noch 13 Prozent als Grund Arbeitslosigkeit an, so waren es heuer schon 20 Prozent der Befragten. Der momentane Liquiditätsengpass ist seit 2008 um 5 Prozent auf 54 Prozent gestiegen. Bei den Privaten werden weiterhin vorsätzliches Nichtbezahlen und Vergesslichkeit mit jeweils 44 Prozent sehr hoch angesetzt.

Auswirkungen der Krise spürbar
Bei 44 Prozent der Unternehmen ist der Umsatz 2009 im Vergleich zu 2008 rückläufig. Die stärksten Einbußen verzeichnen die Branchen Maschinen/Metall, Glas/Keramik, Freizeitwirtschaft, Verkehr/Nachrichtenübermittlung und Papier/Druck/Verlagswesen. Fast 70 Prozent der befragten Unternehmen geben an, Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu spüren. Dennoch ist die Geschäftslage für 39 Prozent sehr gut oder gut und noch für 43 Prozent befriedigend. Mangelhaft oder gar ungenügend ist das derzeitige Geschäft für 18 Prozent.

Maßnahmen: Jobabbau nicht ausgeschlossen
75 Prozent der Befragten setzen gezielte Maßnahmen im Kampf gegen die Wirtschaftskrise. Knapp ein Viertel (24%) der Unternehmen gibt auch den Stellenabbau an. Die Maßnahmenliste wird angeführt von verstärktem Controlling (65%), gefolgt von zusätzlichen Aktivitäten im Bereich Marketing und Vertrieb (50%). Zurückhaltend wird auch bei ursprünglich geplanten Investitionen (42%) reagiert.

Prognose: Langes Warten auf das Ende
„Der Optimismus dürfte den Unternehmen vergangen sein, denn nur 14 Prozent glauben an ein Ende der Wirtschaftskrise noch im heurigen Jahr", so Johannes Eibl, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH. 41 Prozent hoffen, dass 2010 die Krise überstanden sein wird und 35 Prozent erwarten das Ende erst im Jahr 2011. Lediglich 10 Prozent sind noch pessimistischer und meinen, die Krise werde noch bedeutend länger anhalten.
     
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