Milchbauern protestieren  

erstellt am
14. 09. 09

Kaufmann: Soforthilfe für unsere heimischen Milchbäuerinnen und Milchbauern
Derzeitiger Erzeugerpreis von 20 bis 25 Cent inakzeptabel
Wien (sk) - "Wir brauchen Solidarität von der Politik, den Molkereien, den Lebensmittelketten und KonsumentInnen. Wenn unsere Milchbäuerinnen und Milchbauern weiterhin so einen niedrigen Erzeugerpreis bekommen, steht die österreichische Milcherzeugung vor dem Aus", kritisierte Monika Kaufmann, SPÖ-Bundesbauernvorsitzende am 14.09. gegenüber dem Pressedienst der SPÖ.

"Wir sind sofort gefordert unseren heimischen Milchbäuerinnen und Milchbauern zu helfen. Der derzeitige Erzeugerpreis von 20 bis 25 Cent pro Liter Milch ist inakzeptabel und einfach nicht hinzunehmen", erklärte Kaufmann und fordert Sofortmaßnahmen vom Landwirtschaftsminister:

  • Sofortige Aussetzung der Quotenerhöhung
  • Aufhebung der Saldierung
  • freiwilliger Lieferverzicht
  • Erhöhung der Milchkuhprämie
  • Steigerung des Milchpreises auf mindestens 40 Cent

Landwirtschaftsminister Berlakovich und die Landwirtschaftskammern Österreichs seien, so Kaufmann, gefordert, nationale Maßnahmen zur Rettung der Milchbäuerinnen und Milchbauern rasch umzusetzen. "Ich vermisse die eigentliche Berufsvertretung, Landwirtschafts- kammerpräsident Wlodkowski und Co. Sie sind gefordert, ihre vielen BerufskollegInnen in ihrem Existenzkampf zu unterstützen", so die SPÖ-Bundesbauernvorsitzende, die abschließend betonte, dass nun schnelles Handeln und die sofortige Umsetzung der geforderten Maßnahmen auf nationaler Ebene gefragt sind.


 

Grillitsch will für Nahrungsmittel österreichische Job-Relevanz im Regal sichtbar machen
Gespräche mit Rewe, Spar & Hofer angekündigt
Wien (övp-pk) - Aktuell steckt die Milchwirtschaft in der schlimmsten Krise seit dem EU-Beitritt. Verunsicherte und radikalisierte Milchbauern, vor allem in Frankreich und Deutschland, drohen gegenüber Handelsketten und Molkereien mit Lieferboykotten. "Keine Lösung für die österreichischen Bauern und somit kein gangbarer Weg für uns", stellt Bauernbund-Präsident Fritz Grillitsch klar. "Wir dürfen doch in dieser Situation nicht die eigenen Molkereien schädigen", sagt Grillitsch. "Wenn wir nicht liefern, dann zwingen wir die Ketten zum Import ausländischer Produkte."

"Wir verstehen, dass die österreichischen Bauern aufgrund der existenziell bedrohlichen Situation aufgewühlt sind. Aktionismus, Lieferstopp und Boykotte bis hin zur Vernichtung wertvoller Lebensmittelrohstoffe sind immer ein Ausdruck höchster Verzweiflung", versteht der Bauernbund-Präsident die Reaktion der Bauern auf die existenziell bedrohliche Marktlage. Aber die IG Milch müsse sich die Frage gefallen lassen, wem mit solchen Maßnahmen gedient sei? In einer Zeit, wo die Verlässlichkeit gegenüber den Vertriebspartnern und die Verfügbarkeit von Lebensmitteln für den Konsumenten ausschlaggebend sind, verschaffen solche Aktionen zwar öffentliche Aufmerksamkeit, helfen den Milchbauern mittel- und langfristig aber nicht. Der Bauernbund vertritt 47.000 österreichische Milchbauern. "Die IG Milch vertritt hingegen nur eine kleine Minderheit der Milchbauern", hält Grillitsch fest.

Deshalb setzen der Österreichische Bauernbund und sein Präsident Fritz Grillitsch auf eine großangelegte Solidaritätsbewegung von Bauern, Konsumenten und Händlern für den Wirtschaftsstandort Österreich. "Wie von einem Barometer soll der Konsument beispielsweise von Milch oder Fleisch ablesen können wie hoch die österreichische Jobrelevanz des Erzeugnisses ist." Das heißt: Lebensmittel, die in Österreich erzeugt werden, hätten demnach den höchsten Job-Index. Wissen wir doch, dass über die österreichische Landwirtschaft rund 550.000 Arbeitsplätze gesichert werden. Grillitsch kündigt für kommende Woche Gespräche mit Lebensmittelketten an. "Wir werden mit Spar, Rewe und Hofer reden. Denn die zentrale Fragestellung für den österreichischen Bauern und den österreichischen Konsumenten ist dieselbe: "Wie erhalte ich langfristig meine Wertschöpfung, meine Lebensgrundlage und meine Arbeitsplatz?"

 


 

Spadiut bei IG-Milch-Protestaktion!
Parlamentarischer Landwirtschaftssprecher bei Protestaktion der IG-Milch in St. Michael - Österreichische Landwirtschafts- und Ernährungspolitik pervertiert!
Wien/Graz/St. Michael (bzö) - Erste "Amtshandlung" des neuen Landwirtschaftssprechers des BZÖ, Abg. Dr. Wolfgang Spadiut, ist die Teilnahme an der Protestaktion der IG-Milch in St. Michael am 14.09. "Tausende Bauern stehen in Österreich vor dem Ruin und werden von der ÖVP-Landwirtschaftspolitik regelrecht ausgehungert. Es ist schlichtweg pervers, dass in Österreich die Milchpreise in den Keller fahren aber andererseits der für die Konsumenten so schädliche Kunstkäse Hochsaison feiert. Das ist das schreckliche Ergebnis der ÖVP-Ernährungspolitik. Wir fordern ein Ende der pervertierten Ernährungspolitik und einen Neuanfang unserer bäuerlichen Produkte mit fairen Preisen. Das muss auch eine Änderung im österreichischen Lebensmittelrecht bedeuten. Wir brauchen keinen Kunstkäse sondern biologisch wertvolle Milch unserer heimischen Bauern", so Spadiut im Vorfeld der Protestaktion der IG-Milch.

Jetzt sei die Solidarität mit allen österreichischen Bauern gefordert, die Politik dürfte die ehrlichen und anständigen österreichischen Landwirte nicht länger im Regen stehen lassen. Die heutige Protestaktion sei verständlich und ein Hilferuf der ehrlichen Bauern gegen die Konzernlobbyisten in Bauernbund und Landwirtschaftskammer, so Spadiut. "Die Steirer Grillitsch und Wlodkowski mutieren immer mehr zu Verrätern und Totengräbern der Landwirte, der steirische Agrarlandesrat Seitinger ist überhaupt auf Tauchstation gegangen. Beide verdienen nicht einmal mehr im Ansatz den Ehrentitel eines Landwirtschaftsvertreters. Da Gibelkreuz ist ihnen wichtiger als die Mistgabel", so der BZÖ-Landwirtschaftssprecher in Richtung ÖVP.

Die vorgezogene Auszahlung der jährlichen EU-Fördermittel sei ein einzige Augenauswischerei, da der Zeitraum zur nächsten Förderausschüttung sich verlängert. Wichtig wäre eine zusätzliche Sonderzahlung gewesen. Das BZÖ fordert generell die Renationalisierung der Agrarpolitik. "Jährlich werden Milliarden an Steuereuro auf den Feldern der EU-Agrarpolitik ausgestreut und die einzigen Profiteure sind die Agrarindustrien, während die kleinen vernünftig wirtschaftenden österreichischen Bauern leer ausgehen und untergehen. Deshalb müssen künftig österreichische Gelder wieder an österreichische Bauern fließen. Die EU braucht sich nicht um die Landwirtschaft kümmern, das können die Mitgliedsstaaten besser und effizienter. Aber gerade die ÖVP kriecht ja lieber vor der EU als mit Stolz Österreich zu vertreten", so Spadiut.

 

 Pirklhuber: Grüne solidarisieren sich mit den Milchbauern
Ruinöse Politik muss sofort beendet werden
Wien (grüne) - "Wir solidarisieren uns mit der IG-Milch und den Protesten der Milchbauern in Österreich. Es ist unfassbar, dass sie in ihrem Existenzkampf weder Bauernbundchef Grillitsch noch Landwirtschaftskammerpräsidenten Wlodkowsky auf ihrer Seite haben", kritisiert der Landwirtschaftssprecher der Grünen, Wolfgang Pirklhuber. Weder die Vorschläge von Grillitsch noch jene von Wlodkowsky seien geeignet, die prekäre Situation der Milchbetriebe zu beenden. "Das Problem ist eine forcierte Überschusspolitik, die zu einem totalen Preisverfall führt. Ich fordere Minister Berlakovich auf, endlich die Vertreter der IG-Milch ernst zu nehmen und alle Beteiligten zu einem Milchgipfel einzuladen. Als Sofortmaßnahme ist in Österreich das System der Saldierung und somit die Belohnung der Überschussproduktion abzuschaffen", so Pirklhuber und weiter: "Das Vorziehen der Direktzahlungen ist keine Zukunftsperspektive sondern eher eine hilflose Geste von Minister Berlakovich."

Die Milchbäuerinnen und -bauern stehen mit dem Rücken zur Wand und kämpfen EU-weit ums Überleben. "Bei der derzeit erzwungenen Überproduktion und den geplanten Quotenerhöhungen um jährlich ein Prozent ist damit zu rechnen, dass zig-tausende Betriebe das Handtuch werfen müssen", warnt Pirklhuber.

Bereits im Jahr 2008 wurde das Milch-Paket auf EU-Ebene beschlossen und damit der Untergang vieler Milchbetriebe eingeläutet. Als BM Berlakovich beim letzten Agrarministerrat das Ruder plötzlich herumreißen und die Überschuss-Politik beenden wollte, war es erwartungsgemäß viel zu spät. EU-Kommissarin Fischer Boel ließ ihn und andere Agrarminister mit ihren nachträglichen Forderungen bekanntlich abblitzen. "Es ist unverantwortlich, dass Fischer Boel der Not der Milchbetriebe, die sie gemeinsam mit den Agrarministern verursacht hat, gelassen zusieht. Daher ist es höchste Zeit, dass sie zurücktritt und den Weg frei macht für eine neue Agrarpolitik in Europa", so Pirklhuber.

 

Schultes setzt auf Absatzförderung und Marktstabilisierung
Maßnahmen auf europäischer Ebene notwendig
St. Pölten (lk-nö) - "Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise sind auch in der Milchwirtschaft zu spüren. Die Vermarktung dieses wichtigen Rohstoffes ist derzeit nur zu schlechten Preisen möglich. Das ist für alle Milchbauern, für die Funktionäre in den Vermarktungsgenossenschaften und die politischen Vertreter besorgniserregend", stellt LK-Präsident Hermann Schultes anlässlich der Vorsprache der IG Milch unter Anwesenheit von FPÖ-Landesrätin Barbara Rosenkranz vor dem Gebäude der Landwirtschaftskammer Niederösterreich fest. Aus Sicht der LK sind Maßnahmen zur Absatzförderung und Marktstabilisierung weiterhin konsequent einzufordern und umzusetzen.

Die politische Auseinandersetzung zur Steuerung des Milchmarktes müsse jedoch auf europäischer Ebene mit klaren Argumenten geführt werden, ist Schultes überzeugt. "Der angekündigte Verzicht von Kommissarin Mariann Fischer Boel auf eine weitere Amtsperiode gibt Hoffnung auf einen Agrarkommissar, der offener für begleitende Maßnahmen zum Schutz der Milchwirtschaft in den kleinstrukturierten Gebieten ist", unterstreicht der LK-Präisdent. Das Auslaufen der staatlichen Marktregelung durch Quoten im Jahr 2015 wurde von einer starken Mehrheit in Europa erzwungen.

Schulterschluss aller Beteiligten notwendig
"Wir setzen auf die hartnäckige Argumentation von Minister Nikolaus Berlakovich und der bäuerlichen Interessenvertreter auf europäischer Ebene. Gerade jetzt sind der Stellenwert der österreichischen Produktion und der dafür notwendige Mehrpreis zu verteidigen, weil er gerechtfertigt ist. Die Lieferzuverlässigkeit unserer Verarbeitungsbetriebe und der Ausbau der Marktanteile bei Qualitätsprodukten sind für das Einkommen unserer heimischen Milchbauern von existenzieller Bedeutung. Die Verantwortung für den Weg der Qualität trifft auch die Handelsketten und die Lebensmittel-Verarbeitungsindustrie. Wertschöpfung in Österreich braucht eine nachhaltig abgesicherte Milchproduktion in Niederösterreich. Für uns endet die Erzeugung nicht an der Melkmaschine, sondern mit der erfolgreichen Vermarktung durch bauerneigene Genossenschaften", setzt Schultes auf den Schulterschluss aller Beteiligten. Die heimischen genossenschaftlichen Molkereien erwirtschaften durch gutes Marketing bessere Milchpreise als die meisten anderen Unternehmen in Europa.

Boykottaktionen haben Image der Milch geschadet
"Unter den Boykottaktionen der IG Milch im Vorjahr hat die Vermarktung gelitten. Marktanteile sind in Deutschland unter anderem an französische Lieferanten verloren gegangen und drücken nach wie vor auf unsere Märkte. Diese Aktion hat dem Image der Milch geschadet", zieht der Präsident nüchterne Bilanz. "Die bäuerlichen Verantwortungsträger in den Molkereigenossenschaften raten von einem Milchboykott ab. Die LK Niederösterreich wird weiterhin alles tun, um den tatsächlich für den Milchabsatz Verantwortlichen den Rücken zu stärken", verspricht Schultes auch weiterhin stärkende Maßnahmen für den Markt.

"Die Molkereien sehen ein Durchschreiten der Talsohle auf den Milchmärkten. Machen wir uns diese Chance nicht kaputt", ruft Schultes seine Berufskollegen auf. Die Landwirtschaftskammer werde auch weiterhin Werbung für die Milch und absatzfördernde Maßnahmen durchführen, um diese Tendenz der Entspannung zu beschleunigen. Beispielsweise hätten die Bäuerinnen in den vergangenen Tagen und Wochen Werbung für heimische Molkereiprodukte im Lebensmittelhandel gemacht. Auch Bio Austria rühre diese Woche mit Aktionen wieder gezielt die Werbetrommel für österreichische Milch.

 

 

 

 
 

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