Andrea Pozzo: Jesuit, Maler, Architekt   

erstellt am
14. 09. 09

Vom 16. bis 19. September 2009 steht der Barock-Maler und -Architekt Andrea Pozzo im Mittelpunkt eines Symposiums der ÖAW
Wien (öaw) - Am 31. August 2009 jährte sich der 300. Todestag des barocken Malers, Architekten und Experten für Illusionsmalerei Andrea Pozzo (1642-1709), Bruder der "Gesellschaft Jesu". Berühmt wurde er durch seine Ausmalung der Jesuitenkirchen in Rom und Wien, die er mit Scheinkuppeln ausgestattet hat. In Wien befinden sich auch weitere wichtige Spätwerke des Jesuiten und in Wien verbrachte er auch seine letzten Lebensjahre.

Dies ist Anlass für eine internationale Tagung vom 16. bis 19. September 2009 in Wien. Organisiert wird sie von der Kommission für Kunstgeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Im Mittelpunkt: die Deckenmalerei Pozzos
Im Mittelpunkt der Tagung steht die Deckenmalerei Pozzos, deren Dimensionen und Kontexte herausgearbeitet werden sollen: "Das Symposium wird sich der Neubewertung seiner Wiener Werke widmen, aber ebenso weiterreichenden Fragestellungen, die für Pozzos gesamtes Freskowerk Gültigkeit haben", sagt Herbert Karner von der Kommission für Kunstgeschichte der ÖAW und Organisator der Tagung.

Zu diesen Wiener Werken gehören die Neugestaltung und malerische Ausstattung der Jesuitenkirche, die Freskierung des Herkulessaales im Gartenpalais Liechtenstein und der aus Kulissen gefügte Hochaltar der Franziskanerkirche. "Die dabei zu untersuchenden, kunsthistorischen Fragestellungen umfassen die Ausstattung eines Gotteshauses der Gesellschaft Jesu, die Neuinterpretation beziehungsweise Umwertung von Architektur mittels Malerei, die Funktion von Scheinarchitektur, die Hintergründe für einen fürstlich-profanen Repräsentationsauftrag an einen Jesuiten, und schließlich den Hochaltar als Theatrum sacrum", so Karner.

Die Themen der Tagung
Im Rahmen der Tagung sollen sowohl Andrea Pozzo und seine jesuitische Identität ausgeleuchtet werden, als auch Fragen der Perspektive, der Bildkonstruktion sowie des Verhältnisses von architektonischer Illusionsmalerei und Realarchitektur. Auch Pozzos Bezüge zur Anamorphose und zur Wissenschaft der Optik werden Thema sein. Karner: "Hier stellen sich Fragen, wie und in welchem Ausmaß die naturwissenschaftlichen Forschungen in der 'Societas Jesu' Pozzos wirkmächtige Bildräume bedingen." Im Zuge der Tagung wird auch diskutiert werden, inwieweit Pozzos Werk die jesuitische Ikonographie erweitert hat und die Wirkung von Pozzos Schaffen auf die Nachwelt.

Festvortrag von Bernhard Kerber
Die Tagung wird nach einer Besichtigung der Jesuitenkirche mit einem Festvortrag von Bernhard Kerber (Berlin) zum Thema "Inganno, Anamorphose, Trompe l'oeil" eingeleitet. Kerber wird in seinem Vortrag die Verwendung dieser drei Begriffe in der neueren Literatur zu Andrea Pozzo kritisch reflektieren. Für den Kunsthistoriker sollte der Begriff "Illusion" durch den Begriff "Inganno" ersetzt werden. Kritisch, da auf Pozzo aus seiner Sicht nicht zutreffend, sieht er die Verwendung der Begriffe Anamorphose sowie Trompe l'oeil zur Beschreibung seiner Arbeit. Anamorphosen sind verzerrte Darstellungen, die erst durch eine spezielle Betrachtungsweise - zum Beispiel aus einem bestimmten Blickwinkel oder mit einem Spiegel - wieder entzerrt werden. Trompe l'oeil sind Tafelbilder oder Fresken, die eine Dreidimensionalität vortäuschen.

Tagungsorte sind der Theatersaal der ÖAW, 1010 Wien, Sonnenfelsgasse 19 (Dr. Herbert Hunger Haus), die Jesuitenkirche, 1010 Wien, Dr. Ignaz Seipel-Platz 1, sowie das Liechtenstein Museum, Gartenpalais Liechtenstein, 1090 Wien, Fürstengasse 1. Das Liechtenstein Museum nimmt den 300. Todestag Pozzos zum Anlass, die Besichtigung des Herkulessaales bis 22. September 2009 bei freiem Eintritt zu ermöglichen.
     
Informationen: http://www.oeaw.ac.at    
     
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