Zehn Jahre Gehörlosenambulanz der Barmherzigen Brüder   

erstellt am
02. 10. 09

Zentrum der Gesundheitsversorgung für Gehörlose in Ostösterreich - Provinzial Fischer: "Wir wollen den Gehörlosen unser Ohr leihen und ihr Sprachrohr sein"
Wien (pew) - Die Ambulanz für Gehörlose im Wiener Ordensspital der Barmherzigen Brüder besteht seit zehn Jahren. Bei der Jubiläumsfeier am 02.10. im Krankenhaus am Johannes-von-Gott-Platz in Wien-Leopoldstadt unterstrich Provinzial Ulrich Fischer den Anspruch der Einrichtung, neben einer professionellen medizinischen Betreuung auch soziale und psychologische Zuwendung zu leisten: "Wir wollen den Gehörlosen unser Ohr leihen und ihr Sprachrohr sein".

Vertreter aus Medizin, Politik und Kirche waren beim Festakt im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder zu Gast, darunter der Wiener Weihbischof Franz Scharl und Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely. Sie dankte den Vertretern des Ordensspitals als "wichtigem Partner" der Stadt Wien, der im Bereich der Gesundheitsversorgung für Gehörlose Pionierarbeit geleistet habe. Die Ambulanz stehe für eine "Erfolgsgeschichte" und sei aus der medizinischen Landschaft Wiens "nicht wegzudenken". Gehörlose hätten wie alle anderen Menschen ein Recht auf bestmögliche Versorgung; im Bereich der niedergelassenen Ärzte, die sich oftmals "nicht zuständig fühlen", sieht Wehsely hierbei noch Verbesserungsbedarf.

Die SPÖ-Behindertensprecherin Ulrike Königsberger-Ludwig würdigte, dass Gehörlose im Spital der Barmherzigen Brüder durchwegs in ihrer "Muttersprache", nämlich der österreichischen Gebärdensprache, betreut werden. Das auch für andere Patienten übliche Vier-Augen-Gespräch mit dem Arzt könne durch die Gebärdensprachkompetenz der medizinischen Mitarbeiter allen geboten werden.

10.000 Gehörlose in Österreich
Rund 10.000 gehörlose Menschen leben in Österreich, 2.500 davon in Wien. Die Gehörlosenambulanz der Barmherzigen Brüder ist seit zehn Jahren die einzige Anlaufstelle für Betroffene in Ostösterreich. Das Spital verzeichnete im Vorjahr rund 5.600 Patientenkontakte, 1.400 Beratungen durch einen ebenfalls gehörlosen Sozialarbeiter.

Der Gesamtleiter des Krankenhauses, Reinhard Pichler, zeigte sich "stolz darauf, dass wir das Herzstück der Wiener Gesundheitsversorgung für Gehörlose bei uns haben". Aber auch in den anderen acht Fachabteilungen werde "Spitzenmedizin" geboten, ungeachtet der versicherungsrechtlichen Absicherung der Patienten. 120.000 Patientenkontakte hätten 2008 stattgefunden. "Gutes tun und es gut tun": Dieser auf den Ordensgründer der Barmherzigen Brüder, Johannes von Gott (1495-1550), zurückgehende Grundsatz wird laut Pichler durch die ganzheitliche Betreuung im Krankenhaus umzusetzen versucht.

Ähnlich äußerte sich die Leiterin der Gehörlosenambulanz, Eva Munkenbeck: "Die Ambulanz ist heute ein Treffpunkt für Gehörlose, ein Platz, an dem sie verstanden werden".

Ältestes Krankenhaus in Wien
Das Wiener Krankenhaus der Barmherzigen Brüder wurde 1614 gegründet und ist das älteste, noch im Betrieb stehende Spital Wiens. Neben dem Krankenhaus mit 400 Betten finden sich im Gebäudekomplex in der Leopoldstadt die ordenseigene Pflegeakademie, eine Apotheke sowie die Ordensräumlichkeiten. 770 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Medizin und Pflege betreuen jährlich rund 25.000 stationäre Patienten und führen 120.000 ambulante Behandlungen durch. Neun Fachabteilungen und zwei Institute sorgen für die modernste medizinische Betreuung und Pflege der Patienten. In ganz Österreich stehen sieben Krankenhäuser in der Verantwortung der Barmherzigen Brüder, vier Einrichtungen im Bereich betreutes Wohnen und eine Therapiestation für Drogenkranke. Um diese Leistungen zu ermöglichen, sind die Barmherzigen Brüder auf Spenden angewiesen.
     
Informationen: http://www.barmherzige-brueder.at    
     
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