Industrie wächst erstmals seit 1,5 Jahren   

erstellt am
29. 09. 09

Bank Austria EinkaufsManagerIndex steigt im September auf 50,3 Punkte – Solides Auftragswachstum führt zu Produktionsausweitung, doch kein Ende des Beschäftigungsabbaus
Wien (ba) - "Die österreichische Industrie ist im September erstmals nach 18 Monaten wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Die Nachfrage hat sich abermals belebt, sodass die Produktion ausgeweitet wurde. Die aktuellen Preistrends belasten jedoch und der fortgesetzte Beschäftigungsabbau zeigt, dass die Konjunkturkrise noch nicht gänzlich überwunden ist", fasst der Chefökonom der Bank Austria Stefan Bruckbauer die Ergebnisse des aktuellen Bank Austria EinkaufsManagerIndex zusammen.

Im September hat der saisonbereinigte Bank Austria EinkaufsManagerIndex mit einem Wert von 50,3 erstmals seit dem März 2008 die Wachstumsschwelle von 50 Punkten überschritten. Die Aufwärtsbewegung seit dem Tiefpunkt im vorigen Winter setzt sich damit weiter fort, verliert jedoch gegenüber den Vormonaten wieder an Tempo. "Die Erholung hat begonnen. Die österreichische Industrie legt allerdings gerade erst den ersten Gang ein und der Konjunkturmotor läuft noch nicht rund", beschreibt Bruckbauer die aktuelle Lage der Industrie.

Für die kommenden Monate stimmt nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria der solide Anstieg der Neuaufträge vorsichtig optimistisch. Die anziehende Konjunktur und Lagerauf¬stockungen auf Kundenseite stehen hinter den Auftragszuwächsen sowohl aus dem In- als auch dem Ausland. Zudem konnten gemäß der Umfrage viele Unternehmen Neukunden, insbesondere aus dem EU-Raum, gewinnen. "Die Orderbücher sind derzeit wieder recht gut gefüllt, vor allem aufgrund der guten Entwicklung der Exportaufträge, die bereits den dritten Monat in Folge steigen. Der saldierte Auftragsbestand nahm daher im September erstmals seit 1,5 Jahren wieder zu", meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Die verbesserte Auftragslage hat zum dritten Mal in Folge zu einer Ausweitung der Produktion im Vergleich zum Vormonat geführt. Dennoch hielten die österreichischen Industrieunternehmen am Beschäftigungsabbau fest. Bereits seit Mai 2008 gehen ununterbrochen Jobs in der Industrie verloren. Im Jahresvergleich nahm die Beschäftigung in den vergangenen Monaten im Sektor um fast 50.000 Personen ab. "In den kommenden Monaten wird sich der Jobabbau noch fortsetzen, denn der Rückgang der Produktionsleistung während der Krise war mit rund 15 Prozent zum Vorjahr im Durchschnitt etwa doppelt so hoch wie der Rückgang der Beschäftigung und es muss davon ausgegangen werden, dass die heimische Industrie das in der Konjunkturkrise verlorene Terrain nicht rasch genug aufholen wird können", meint Pudschedl. Für die Gesamtwirtschaft erwartet die Bank Austria einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 7,4 Prozent 2009 und 8,2 Prozent im kommenden Jahr.

Neben der bislang noch nicht vollständig erfolgten Anpassung der Personalkapazitäten an das aktuelle Nachfragevolumen wird die Kostensituation der heimischen Industrieunternehmen derzeit zusätzlich durch die aktuellen Preistrends belastet. Die Einkaufspreise haben sich im September erstmals seit einem Jahr wieder erhöht. Insbesondere Rohstoffe wie Metalle wurden in der Anschaffung teurer. Dagegen mussten aufgrund des scharfen Wettbewerbdrucks die Verkaufspreise abermals zurückgenommen werden. Der Quotient aus dem Index für Einkaufs- und Verkaufspreise zeigt damit erstmals seit einem Jahr eine nachteilige Entwicklung für die Industrieunternehmen an. Auch in den kommenden Monaten ist durch die globale Erholung mit einem Anstieg der Nachfrage nach Rohstoffen zu rechnen, sodass die Einkaufspreise weiter nach oben tendieren sollten. "Im bestehenden Wettbewerbsumfeld, das von einem Kapazitätsüberhang geprägt ist, wird es für die Unternehmen sehr schwierig werden, die rohstoffbedingten Kostensteigerung in den Verkaufspreisen unterzubringen. Die angespannte Ertragslage der Unternehmen könnte sich daher als Bremsklotz des beginnenden Aufschwungs erweisen", so Bruckbauer. Allerdings ist das Konjunkturrisiko stark steigender Rohstoffpreise nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria überschaubar. Vielmehr entscheidet die Nachhaltigkeit der globalen Nachfrage, ob die aktuelle Konjunkturbelebung ein kurzes Strohfeuer bleibt oder der Beginn einer stabilen Wachstumsphase ist. "Wie die aktuellen Umfrageergebnisse des Bank Austria EinkaufsManagerIndex verdeutlichen, haben sich in den vergangenen Wochen die Anzeichen verdichtet, dass die wirtschaftliche Erholung, die auf den weltweiten Konjunkturpaketen und dem günstigen Verhältnis zwischen Neuaufträgen und Lagerbeständen beruht, an Stabilität gewinnen wird. Die Chance, dass sie in eine selbsttragende Aufschwungsphase übergeht, ist gestiegen, wenn auch die Entwicklungen am Arbeitsmarkt ein beachtliches Konjunkturrisiko darstellen", meint Bruckbauer.
     
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