Erstes orthodoxes Religionsschulbuch in Österreich präsentiert   

erstellt am
29. 09. 09

Metropolit Staikos: "Bibel in kurzen Erzählungen" ist "Zeugnis des Lebens und des Glaubens der Orthodoxie in Österreich" - Sturm: "Gesamtökumenisches Ereignis"
Wien (pew) - Alle Beteiligten waren sich einig: es war ein besonderes ökumenisches Ereignis, als am 28.09. das erste deutschsprachige orthodoxe Schulbuch in Österreich präsentiert wurde. Das im Auftrag des Orthodoxen Schulamtes von der Österreichischen Bibelgesellschaft herausgegebene Schulbuch "Bibel in kurzen Erzählungen" richtet sich insbesondere an orthodoxe Volksschulkinder und möchte ihnen einen leicht verständlichen und zugleich bunt illustrierten Zugang zu den Texten der Heiligen Schrift bieten.

Nachdem im Vorjahr der neue Lehrplan für den orthodoxen Religionsunterricht an Volksschulen erlassen wurde, stellt das heute präsentierte Buch einen konsequenten weiteren Schritt dar, betonte der griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos im Gespräch mit "Kathpress". Zugleich sei es Ausdruck auch der guten innerorthodoxen Zusammenarbeit. So trägt das Schulbuch im Geleitwort die Unterschriften aller großen orthodoxen Kirchen in Österreich: des griechisch-orthodoxen Metropoliten Staikos, des Administrators der russisch-orthodoxen Diözese von Wien und Österreich, Bischof Mark (Golowkow), des serbisch-orthodoxen Bischofs Konstantin (Djokic), des Metropoliten der rumänisch-orthodoxen Diözese, Serafim (Joanta), sowie des Vikarbischofs der bulgarisch-orthodoxen Diözese, Tichon (Ivanov).

Das Buch enthält die wichtigsten biblischen Texte des Alten und Neuen Testaments in vereinfachter Sprache. Die Illustrationen stammen von der Künstlerin Martha Kapetanakou-Xynopoulou und greifen bewusst die Bildtradition der Ikonen auf. Im Anhang des Buches finden sich zentrale Gebete der orthodoxen Kirche, aber auch Informationen zu den wichtigsten Festen und der orthodoxen Liturgie.

Staikos: Zeugnis des orthodoxen Glaubens
Staikos würdigte das Schulbuch als "ein Zeugnis des Lebens und des Glaubens der Orthodoxie in Österreich" und zugleich als "ein Zeichen der Integration des orthodoxen Glaubens in Österreich bei gleichzeitiger Wahrung seiner Identität". Er zeigte sich außerdem zuversichtlich, dass das Buch als erstes deutschsprachiges orthodoxes Schulbuch auch in Deutschland sowie in der deutschsprachigen Schweiz Verwendung finden werde.

In seinem Festvortrag unterstrich Metropolit Staikos die Bedeutung der Heiligen Schrift für die Orthodoxie. Sie sei "Fundament und Ausgangspunkt jeder Theologie". Daher sei orthodoxer Glaube "immer biblischer Glaube". In ihrem biblischen Fundament unterscheide sich die Orthodoxie jedoch von der Konzeption einer von der Tradition losgelösten "sola scriptura", was für die protestantische Theologie prägend war. Vielmehr bilde das Schriftzeugnis und die Tradition in der Orthodoxie "eine untrennbare Einheit", ebenso wie auch das Alte und das Neue Testament in der Orthodoxie stets als Einheit der einen Offenbarung gelesen werden, so Staikos.

Die "Kontinuität der Tradition" stellt laut Staikos den Grund dafür dar, dass die orthodoxe Kirche ein "lebendiger und wachsender Organismus" sei. Es sei jedoch zugleich auch diese "ganzheitliche Dimension", die er im Blick auf den ökumenischen Dialog hin und wieder vermisse, so Staikos weiter. Einer Ökumene, die allein auf theologischen Diskurs- und Einigungspapieren basiere, die jedoch an der Basis weder rezipiert noch umgesetzt würden, drohe letztlich die Kraftlosigkeit.

Dura: "Kompass für christliche Werte"
Als einen "Kompass für die Vermittlung christlicher Werte" bezeichnete der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura die "Bibel in kurzen Erzählungen". Die enthaltenen Texte stellen "ausgewählte Blumen aus dem Garten der Heiligen Schrift" dar, so Dura. Sie werden ergänzt durch die gerade für den Religionsunterricht praktische Sammlung von orthodoxen Grundgebeten.

Sturm: "Gesamtökumenisches Ereignis"
Der evangelische Altbischof und Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Herwig Sturm, bezeichnete die Präsentation des Buches als ein "gesamtökumenisches Ereignis" und einen "wichtigen Baustein" im europäischen Integrationsprozess, der auch die orthodoxen Kirchen betrifft.

In seinem Grußwort verwies Sturm insbesondere auf das "einzigartige Projekt" der in gemeinsamer Trägerschaft von evangelischer, orthodoxer, orientalisch-orthodoxer, altkatholischer und katholischer Kirche stehenden Religionslehrerausbildung an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems. Dies sei ein weiteres Zeichen gelingender Ökumene in Österreich.

Die Rektorin der Katholisch Pädagogischen Hochschule Wien/Krems, Prof. Ulrike Greiner, wies auf die Parallelität von Ökumene und internationaler Forschung hin. Wie in der Ökumene, so gelte auch in der Forschung, dass Universitäten nur bestehen können, wenn sie sich als "offene Institutionen" präsentieren, Netzwerke bilden und "Partnerschaften mit Handschlagqualität" eingehen - ein Prinzip, auf dem auch ökumenische Begegnung basieren.
     
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