Erholung kommt flotter voran, Gefahr von Enttäuschungen steigt  

erstellt am
04. 12. 09

Erholung geht auch 2010 weiter – Tempo wird jedoch nachlassen, wenig Impulse erkennbar – Firmenkredite deutlich stabiler als in vergangenen Rezessionen
Wien (ba) - Die Erholung der österreichischen Wirtschaft schreitet voran. Der Bank Austria Konjunkturindikator hat im November erstmals seit 13 Monaten den negativen Bereich verlassen und ist auf 0 gestiegen (Oktober minus 0,4). "Die Verbesserung der Stimmung auf breiter Front hat unseren Konjunkturindikator aus dem Minus geholt"; erklärt Helmut Bernkopf, Bank Austria Vorstand Corporate & Investment Banking, wobei er betont, dass vor allem die großen und wichtigen Handelspartner Österreichs, allen voran Deutschland und Italien, dabei einen ungebrochenen Aufwärtstrend zeigen.

Die weltwirtschaftliche Erholung gemeinsam mit den Wirkungen der wirtschaftspolitischen Maßnahmen der letzten beiden Jahre ist für diese Entwicklung verantwortlich. Nach dem sehr starken dritten Quartal erwartet die Bank Austria auch für das vierte Quartal ein positives Wachstum von rund 0,5 Prozent. Die etwas stärkere wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr führt auch zu einem etwas stärkeren Wachstum im Jahresdurchschnitt von 2010, da Österreichs Wirtschaft von einem etwas höheren Niveau startet. "Die starke Erholung, die wir derzeit sehen lässt uns für 2010 etwas optimistischer sein, wir erwarten nun ein Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent für 2010", so Bernkopf, "Mit 1,3 Prozent bleibt Österreichs Wirtschaft auch 2010 deutlich unter ihren Möglichkeiten und das stärkste Quartalswachstum in diesem Aufschwung dürften wir im dritten Quartal heuer bereits hinter uns haben."

Die globalen Rahmenbedingungen, die der Prognose der Bank Austria zugrunde liegen, gehen von einer ebenfalls gedämpften Erholung im Euroraum von rund 1 Prozent 2010 aus, die USA sollte knapp unter 2 Prozent wachsen können. Die Weltwirtschaft, so die Erwartung der Bank Austria, wird nach ihrem ersten Rückgang seit 1945 von 1,1 Prozent 2009, 2010 wieder knapp unter 3 Prozent wachsen können. Hinsichtlich der Zinspolitik wird erwartet, dass die EZB vorläufig ihre Zinsen niedrig lässt und erst gegen Ende 2010 bzw. Anfang 2011 ihren ersten Zinsschritt nach oben macht.

2010: Leichte Erholung bei Maschinenbau, schwach bleiben Bau und Fahrzeugindustrie
Besonders stark vom Abschwung betroffen waren 2009 die investitionsnahen Industrien. Die Ökonomen der Bank Austria gehen davon aus, dass die Produktion im Jahresdurchschnitt 2009 bei Stahl 27 Prozent, bei Fahrzeugen 21 Prozent und bei Metallwaren und Maschinenbau knapp unter 20 Prozent eingebrochen ist. Die Elektroindustrie konnte sich mit minus 10 Prozent relativ gut halten, die Nahrungsmittelindustrie musste lediglich eine Stagnation hinnehmen. Für 2010 erwarten die Ökonomen der Bank Austria jedoch nur beim Maschinenbau eine erkennbare Belebung, aber auch dort bleibt das Produktionsniveau vorläufig deutlich unter den Werten von 2008. Abermals rückläufig dürfte sich die Bauwirtschaft 2010 entwickeln, allerdings musste die Bauwirtschaft dank staatlicher Maßnahmen 2009 "nur" einen Einbruch von real rund 5 Prozent hinnehmen.

Stabile Firmenkreditentwicklung, deutlich besser als in vergangenen Rezessionen
Angesichts des historisch stärksten Einbruchs der österreichischen Wirtschaft in der Geschichte nach dem zweiten Weltkrieg blieb das Volumen an Firmenkrediten in Österreich sehr stabil und konnte seit Ausbruch der Krise sogar über 3 Prozent steigen, auch wenn in den letzten Monaten die Dynamik nachgelassen hat, was auf die schwache Investitionstätigkeit, verstärkte Tilgungen und auch auf die wieder deutlich gestiegene Anleiheemissionstätigkeit zurückzuführen war. Trotzdem liegt das Firmenkreditneugeschäft derzeit mit rund 9,5 Milliarden Euro monatlich ähnlich hoch wie 2008 (10,1 Milliarden Euro) und deutlich höher als 2007 (7,8 Milliarden Euro). "Die Versorgung mit Firmenkrediten in Österreich war bisher deutlich besser als angesichts der tiefen Rezession zu erwarten gewesen wäre", meint Bernkopf, "Wir gehen davon aus, dass nächstes Jahr bei ungebrochen hoher Neugeschäftsdynamik von rund 10 Milliarden Euro pro Monat auch wieder eine Ausweitung des Bestandes an Firmenkrediten von rund 2 Prozent möglich ist."

Österreichs Wirtschaft konnte trotz Exporteinbruch Marktanteil am Weltmarkt halten
"Trotz des Rückgangs der Exporte 2009 um rund 20 Prozent musste Österreichs Exportindustrie bisher in der Krise kaum Marktanteile abgeben", so Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria. Der Weltmarktanteil der Exporte aus Österreich fiel bisher in der Krise nur von 1,08 Prozent (1. Halbjahr 2008) auf 1,06 Prozent (1. Halbjahr 2009). Deutschland musste deutlich Anteile abgeben und fiel innerhalb eines Jahres sogar wieder knapp unter die USA zurück. Neben den USA konnte vor allem Asien, allen voran China, Weltmarktanteile in der Krise gewinnen.

Für 2010 erwarten die Ökonomen der Bank Austria erneut einen leichten Konjunkturimpuls vom Export, allerdings bleibt dieser, so wie viele andere Konjunkturimpulse, bescheiden. "Da keine Rückkehr zu einer Welt mit enormen Leistungsbilanzdefiziten erwartet wird, können Überschussländer wie Österreich auch mittelfristig nicht mit einem rein exportgetriebenen Aufschwung rechnen", meint Bruckbauer. Aber auch für andere Konjunkturstützen sind die Aussichten nur gedämpft. Die weiterhin hohen Überkapazitäten, die bevorstehende Konsolidierung der öffentlichen Haushalte und nicht zuletzt die in der Krise noch weiter gestiegene Sparneigung verhindern deutliche Konjunkturimpulse in naher Zukunft. Trotzdem gehen die Ökonomen der Bank Austria davon aus, dass sich der Aufschwung auch 2010 fortsetzt, allerdings mit nur langsamem Tempo von unter 0,5 Prozent Wachstum pro Quartal.

Risken für den Aufschwung: Zu rascher Ausstieg aus der expansiven Wirtschaftspolitik
Risken für die Konjunkturentwicklung sieht die Bank Austria vor allem in einem zu frühen Ausstieg aus den wirtschaftlichen Impulsen. Aus heutiger Sicht wird zwar die Fiskalpolitik 2010 nochmals expansiv wirken und die Geldpolitik zumindest neutral, danach sind jedoch dämpfende Effekte unvermeidlich. "So positiv sich die Wirtschaftspolitik in der Krise bemerkbar gemacht hat, so negativ wird der Ausstieg für das Wachstum", sagt Bruckbauer. So kostet nach Berechnungen der Ökonomen der Bank Austria eine Zinserhöhung um 3 Prozentpunkte rund 1 Prozentpunkt Wachstum. Die Rückkehr der öffentlichen Haushalte zu ihrem Saldo vor der Krise ist ohne einen starken selbsttragenden Aufschwung, der derzeit noch nicht in Sicht ist, jedoch nur sehr langsam möglich. Immerhin kostet eine Reduktion des Budgetsaldos um 1 Prozent des BIP durch wirtschaftspolitische Maßnahmen normalerweise mehr als 1 Prozentpunkt Wachstum. "Der starke Euro hat unserer Meinung bisher noch wenig negative Auswirkungen auf die Konjunktur gehabt. Der reale Außenwert des Euro für Österreichs Exporteure liegt derzeit kaum höher als in den vergangenen Jahren", so Bruckbauer. Allerdings würde ein Anstieg des Euro gegenüber dem USD auf 1,75, Österreichs Wirtschaft rund 1 Prozentpunkt Wachstum kosten.
     
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