Gegen Gewalt  

erstellt am
01 12. 09

Prammer: Im Kampf gegen Gewalt müssen wir kontinuierlich weiterarbeiten
Österreich begeht bis 10. Dezember die Tage gegen Gewalt an Frauen
Wien (sk) - "Wir sind heute hier, um ein gemeinsames Statement abzugeben, im gemeinsamen Kampf gegen Gewalt an Frauen", betonte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer während einer Pressekonferenz mit den Frauensprecherinnen der fünf Parlamentsfraktionen zum Thema "Gewalt gegen Frauen", am Vormittag des 01.12. "Wir signalisieren heute der Öffentlichkeit, dass bei Gewalt an Frauen und Kindern eine klare Grenze zu ziehen ist", bekräftigte Prammer und unterstrich: "Österreich ist in vielen Fragen oft ein Vorreiter. Auch im Gewaltbereich konnten deshalb viele Veränderungen und Verbesserungen erzielt werden." Frauensprecherin Gisela Wurm betont: "Über 90 Prozent der Opfer sind weiblich, aber es sind auch sehr viele Kinder von Gewalt betroffen."

"Der Anlass zum gemeinsamen Auftritt ist der 25. November, der 'Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen', welcher durch die offizielle Deklaration der Vereinten Nationen vor 10 Jahren ins Leben gerufen wurde", erklärte Prammer. Bis zum 10. Dezember, dem "Tag der Menschenrechte" finden die 16 Tage gegen Gewalt statt. Der Zusammenschluss aller Parlamente (IPU) hat eine eigene Initiative gestartet, durch welche diese aufgefordert werden, Aktivitäten zu setzen.

"Innerhalb des österreichischen Parlaments haben wir hier vieles vorzuweisen", bekräftigte Prammer und erklärte weiters: "Wir haben die Europaratskampagne, welche auch ihren Abschluss in Wien gefunden hat, sehr stark unterstützt sowie gezielte Veranstaltungen mit 'Unifem', der UN-Frauenorganisation, durchgeführt." Die Veranstaltung im Rahmen des Internationalen Frauentages 2009 im Parlament habe sich den Schicksalen von Frauen, die aus einer Gewaltbeziehung ausbrechen konnten, gewidmet. Die Ausstellung "Hinter der Fassade", die zur Enttabuisierung beiträgt, war bereits 2008 im Parlament zu sehen. "Unifem" hat nun ein 10-Punkteprogramm gegen Gewalt an Frauen entwickelt. "Auch Österreich ist gefordert, die Kampagne 'Say no, to violence against women' zu unterstützen. Wir dürfen uns nie ausruhen, sondern müssen im Kampf gegen Gewalt kontinuierlich weiterarbeiten. Dabei ist es auch wichtig, die Männer mit ins Boot zu holen", betonte die Nationalratspräsidentin abschließend.

Weg gegen Gewalt an Frauen dynamisch weitergehen
Die Europaratskampagne habe hier in Wien ihren Abschluss gefunden, weil Österreich immer wieder als "Best-practice"-Land im Gewaltbereich präsentiert wird, so Wurm, die weiters unterstrich: "Das Gewaltschutzgesetz gilt als wegweisend für ganz Europa und darüber hinaus. Schon vor 12 Jahren, als dieses Gesetz beschlossen wurde, stand das Opfer im Mittelpunkt und an dieser Tatsache hat sich bis heute nichts geändert."

"Die Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren funktionieren sehr gut und sind in allen Bundesländern installiert", betonte Wurm und erklärte: "Auch die finanzielle Ausstattung ist gegeben, denn das Frauen- und Innenministerium haben mehr Geld zur Verfügung gestellt." Abschließend bekräftigte Wurm: "Wir müssen diesen Weg gegen Gewalt an Frauen dynamisch weiter gehen."

 

Schittenhelm: Erziehung gegen Gewalt muss bei Kindern und Jugendlichen beginnen
Parlamentarische Frauenallianz setzt Signal gegen Gewalt an Frauen
Wien (övp-pk) - Der heutige Termin ist ein solidarisch starker Auftritt des Parlaments, weil er zeigt, dass wir uns gemeinsam dazu bekennen, dass es Gewalt an Frauen nicht geben dürfte, so die Frauensprecherin des ÖVP-Parlamentklubs Abg. Dorothea Schittenhelm in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit NR-Präsidentin Barbara Prammer und den Frauensprecherinnen aller Fraktionen des Nationalrats. Unter dem Motto "NEIN zu Gewalt an Frauen" wollte man damit als parlamentarische Frauenallianz ein starkes Signal gegen Gewalt geben. Schwerpunkt der Ausführungen von Schittenhelm war dabei das Thema "Gewalt in der Familie". Prinzipiell sei es notwendig, mit der Gewaltprävention schon in der Kinder- und Jugendarbeit zu beginnen.

"Gewalt in der Familie ist keine Privatsache, sondern eine öffentliche Angelegenheit - und die Politik hat sich dem zu stellen", sagte Schittenhelm und wies darauf hin, dass es im Vorjahr 6.566 Wegweisungen der Täter zum Schutz von Frauen gegen Gewalt gegeben hat.

Schittenhelm: "Gewalt gegen Frauen kommt häufig in der Familie vor: Von insgesamt 11.879 erfassten Fällen waren zu rund 65 Prozent der (Ex)Ehemann oder der (Ex)Lebensgefährte jene Personen, die Gewalt ausübten." Die Leidtragenden seien dabei aber auch häufig die Kinder. "Von den erfassten Opfern hatten insgesamt 48 Prozent minderjährige Kinder im gemeinsamen Haushalt, die miteinbezogen und durch diese Gewalttaten auch traumatisiert wurden."

Hilfe soll das seit 1997 in Österreich geltende Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie geben. "Durch dieses Gewaltschutzgesetz ist es der Polizei möglich, bei häuslicher Gewalt gezielt und effektiv einzuschreiten", umriss die Abgeordnete unter anderem die Inhalte des Gesetzes. In Zukunft sollen durch verschärfte Bestimmungen bessere Schutzmaßnahmen für die Opfer gewährleistet sein:

  • Der Ausbau der Einstweiligen Verfügung zum Schutz vor Gewalt in Wohnungen von drei auf sechs Monate. Das bedeutet, dass der Täter in Zukunft bis zu sechs Monate aus der Wohnung ausgewiesen werden kann. - Ausweitung der Einstweiligen Verfügung bis zu einem Jahr auch für Bereiche außerhalb des Wohnbereiches, wenn dort ein Zusammentreffen mit dem Opfer zu erwarten ist.
  • Verlängerung des Betretungsverbotes bei häuslicher Gewalt von zehn Tagen auf zwei Wochen. Wird innerhalb dieser Frist eine Einstweilige Verfügung beantragt, verlängert sich das Betretungsverbot von derzeit 20 Tagen auf vier Wochen.
  • Die schonende Einvernahme des Opfers von (sexualisierter) Gewalt oder von gefährlicher Drohung ohne Konfrontation mit dem Täter auch im Zivilverfahren. Bei Minderjährigen wird dies auch durch eine/n Sachverständige/n möglich.
  • Geheimhaltung der Wohnadresse bei Schutzwürdigkeit des Opfers bzw. einer Zeugin/eines Zeugen.
  • Bei sexueller Gewalt an Kindern gilt nun auch das Berufs- und Tätigkeitsverbot für Sexualstraftäter und eine Verlängerung der Tilgungsfristen.


Positiv sei zu sehen, dass Frauen bereits mutiger geworden seien, über ihr Leid zu sprechen. "Sie wissen, dass sie Rückendeckung haben", so die Abgeordnete, die auch auf die Interventionsstellen als Begleitmaßnahme zum Gewaltschutzgesetz verwies. "Diese sind gesetzlich anerkannte Opferschutzeinrichtungen für Frauen und Kinder, die in ihrer Familie Gewalt erleiden."

Notwendig sei es jedoch, schon früh mit Gewaltprävention zu beginnen. Ansätze sollte es bereits in der Kinder- und Jugendarbeit geben, verwies die ÖVP-Abgeordnete beispielsweise auf Erziehung gegen Gewalt im Kindergarten. Denn: Kinder, die mit Gewalt aufwachsen, seien als Erwachsene eher gefährdet, selbst gewalttätig zu werden.

"Innenministerin Maria Fekter hat bereits zusätzliche Budgetmittel - immerhin 600.000 Euro - zur Verfügung gestellt, womit weitere drei neue Interventionsstellen geschaffen werden konnten. Damit kann eine wesentliche Verbesserung der Betreuung der betroffenen Frauen von allem im ländlichen Raum erreicht werden", schloss Schittenhelm.


 

Gartelgruber: "Frauen, raus aus der Opferrolle!"
Mehr finanzielle Mittel für Fraueneinrichtungen und deren flächendeckende gesetzliche Verankerung - Null Toleranz für Gewalt an Frauen, schon gar nicht 'im Namen der Ehre'
Wien (fpd) - Ihrem Eingangsstatement - "Frauen, raus aus der Opferrolle!" - folgend stellte FPÖ-Frauensprecherin Carmen Gartelgruber bei der gemeinsamen Pressekonferenz der Frauensprecherinnen der Parlamentsfraktionen die prekäre finanzielle Situation der Frauenhäuser in Österreich und die Problematiken fremdkultureller Gewaltanwendungen an Frauen ins Zentrum ihrer Ausführungen.

Die FPÖ erhebe die klare Forderung nach mehr finanzieller Unterstützung für Frauenhäuser und deren gesetzliche Verankerung in den Sozialhilfegesetzen aller Länder, so Gartelgruber. Die gesetzliche Absicherung derartiger Einrichtungen für Frauen in Not sei bis dato nur in den Bundesländern Oberösterreich und Burgenland der Fall; in den restlichen Ländern müsse dies aber umgehend geschehen. Zudem bemerkte Gartelgruber, dass die Anzahl der Wohnplätze für misshandelte Frauen bei weitem noch nicht die Empfehlung des Europäischen Parlaments erreicht habe, wonach pro 10.000 Einwohnerinnen ein Platz zur Verfügung stehen sollte. "Das wären in Österreich 800 Plätze", so Gartelgruber, die darauf hinwies, dass die finanzielle Situation der Frauenhäuser allerdings so prekär sei, dass die momentane Finanzierung die tatsächlichen Kosten nicht decke und Jahr für Jahr um die notwendigen Mittel gekämpft werden müsse.

Einen wesentlichen Aspekt von Gewalt an Frauen stellten für viele Frauen weltweit, aber zunehmend auch in Europa rituelle Akte der Körperverletzung wie beispielsweise die weitverbreitete Genitalverstümmelung dar. Darüber hinaus dürften aber auch Gewaltanwendungen, wie Zwangsehen oder gar Ehrenmorde nicht vergessen werden, betonte Gartelgruber. Insbesondere sei es wichtig, Zuwanderern aus fremden Kulturen klar zu machen, "dass ihre tradierten Familienstrukturen in Europa nicht geduldet werden. Genitalverstümmelung an Mädchen, Zwangsverheiratungen und Gewalt 'im Namen der Ehre' haben bei uns nichts verloren", stellte die FP-Frauensprecherin klar. Alleine bei der Genitalverstümmelung gebe es jährlich etwa 8.000 Opfer in Österreich - im gesamten EU-Raum sollen es rund 500.000 sein. "Jede betroffene Frau ist eine zu viel!"
 

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