Städtebarometer: Das Lebensgefühl in Österreichs Städten   

erstellt am
10. 12. 09

Wien (städtebund) - "Die Vorzüge des Stadtlebens liegen auf der Hand: Österreichs Ballungszentren bieten eine hohe Lebensqualität dazu gehört ein ausgezeichnetes Angebot an guten Arbeitsplätzen und auch bessere Aufstiegschancen für die BürgerInnen," erklärt Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes. Dies sind auch die Ergebnisse der Studie "Städtebarometer", die das SORA-Institut im Auftrag des Österreichischen Städtebundes dieses Jahr durchgeführt und nun aktuell in einer zusätzlichen Umfrage über das "Lebensgefühl in Österreichs Städten" abgefragt hat. "Wir können davon ausgehen, dass Städte in Zukunft eine weit größere Rolle spielen werden, als bisher. 60 Prozent der EinwohnerInnen der EU leben heute in Städten mit mehr als 50.000 EinwohnerInnen. In Österreich leben 45 Prozent der Bevölkerung in einer der 73 österreichischen Städte mit 10.000 und mehr EinwohnerInnen. Österreich wird sich dem Trend "Hinein in die Stadt" - weiterhin nicht entziehen können. Die größten Zuwachsraten wird es in den städtischen Räumen Wien, Linz, Graz, Salzburg und Innsbruck sowie dem städtischen Raum im Rheintal, also Bregenz, Dornbirn, Hohenems und Feldkirch geben", sagt Weninger.

Motive um in der Stadt zu leben
"Beweggründe um in die Stadt zu ziehen sind meist Arbeit und Beruf, Bildung und Ausbildung sowie die Steigerung der Lebensqualität allgemein. Aber auch private Gründe wie z.B. die Gründung eines gemeinsamen Haushaltes," konstatiert SORA- Geschäftsführer Günther Ogris. Das Angebot an (guten) Arbeitsplätzen bzw. Lehrstellen ist nicht nur ein wesentliches Zuwanderungsmotiv in den städtischen Raum, sondern stellt mit dem damit erhofften sozialen Aufstieg einen wesentlichen Bestandteil des Lebensgefühls in Österreichs Städten dar.

Die UmfrageteilnehmerInnen wurden nach ihrer Zufriedenheit mit dem Angebot an Arbeitsplätzen und Bildung in ihrer Wohngemeinde befragt: Mit zunehmender Gemeindegröße nimmt der Anteil an Befragten, die mit den Arbeitsplätzen allgemein zufrieden sind, zu. Den höchsten Anteil an Zufriedenen stellen Wienerinnen mit 61 Prozent. Unter Frauen in Kleinstädten herrscht demgegenüber mit 32 Prozent die geringste Zufriedenheit mit den Arbeitsplätzen allgemein.

Befragt nach der Zufriedenheit mit "guten Arbeitsplätzen" in der Wohngemeinde, antworten insgesamt 26 Prozent der Befragten, dass sie zufrieden sind. Die höchste Zufriedenheit herrscht mit 36 Prozent unter männlichen Großstadtbewohnern, gefolgt von Wienern mit 32 Prozent und Wienerinnen mit 31 Prozent. Die geringste Zufriedenheit mit guten Arbeitsplätzen in der Wohngemeinde herrscht unter KleinstadtbewohnerInnen (16 Prozent). In Kleinstädten sowie Großstädten sind mit 26 Prozent zu 16 Prozent und 36 Prozent zu 23 Prozent Männer deutlich häufiger zufrieden als Frauen.

Der Anteil an Befragten, die mit dem Angebot an Lehrstellen bzw. Lehrwerkstätten in der Wohngemeinde zufrieden sind, liegt insgesamt bei 32 Prozent. Unabhängig von der Größe der Wohngemeinde sind Bewohner mit dem Lehrstellenangebot zufriedener als Bewohnerinnen. Am deutlichsten wird diese Differenz in Großstädten: ein Drittel der Bewohner und rund ein Viertel der Bewohnerinnen sind mit dem Angebot an Lehrstellen in ihrer Heimatgemeinde zufrieden. Mit 41 Prozent bzw. 38 Prozent sind Wiener und Wienerinnen häufiger zufrieden als die BewohnerInnen anderer österreichischer Städte und Gemeinden. Die überwiegende Mehrheit (85 Prozent) der Befragten ist mit dem Angebot an Pflichtschulen in der Heimatgemeinde zufrieden. Mit 94 Prozent sind Kleinstadtbewohnerinnen häufig zufriedener als Kleinstadtbewohner. In Großstädten ist der Anteil an zufriedenen Bewohnern höher (87 Prozent zu 78 Prozent).

70 Prozent der Befragten geben an, dass sie mit dem Angebot an höheren Schulen in ihrer Wohngemeinde zufrieden sind. Auffallend gering ist die Zufriedenheit unter KleinstadtbewohnerInnen: 55 Prozent der Bewohner und 59 Prozent der Bewohnerinnen sehen das Angebot an höheren Schulen positiv. In größeren Städten sind es rund 80 Prozent. Bewohnerinnen sind mit 74 Prozent etwas weniger mit dem Angebot an höheren Schulen in ihrer Wohngemeinde zufrieden. Der Zufriedenheitsanteil beträgt unter WienerInnen rund 80 Prozent.

Insgesamt 58 Prozent der Befragten sind mit den Weiterbildungsmöglichkeiten in ihrer Wohngemeinde zufrieden. In größeren Städten und Wien geben rund 70 Prozent der BewohnerInnen an, dass sie diesbezüglich zufrieden sind. In mittelgroßen Städten sind es rund 60 Prozent. Geringste Zufriedenheit herrscht unter KleinstadtbewohnerInnen mit 39 Prozent bzw. 37 Prozent. Die Zufriedenheit der Befragten mit den sozialen Aufstiegschancen in der Wohngemeinde liegt mit 51 Prozent etwas unter der Zufriedenheit mit den Weiterbildungsmöglichkeiten. Mit zunehmender Stadtgröße nimmt die Zufriedenheit der BewohnerInnen mit den sozialen Aufstiegschancen zu. In Kleinstädten geben mit 34 Prozent bzw. 36 Prozent am wenigsten Befragte an, dass sie diesbezüglich zufrieden sind. Mit 66 Prozent bzw. 65 Prozent ist der Zufriedenheitsanteil unter WienerInnen am höchsten. In Städten mittlerer Größe und Großstädten zeigen sich geschlechtsspezifische Differenzen: mit 53 Prozent zu 48 Prozent bzw. 61 Prozent zu 52 Prozent sind Bewohner etwas zufriedener mit den sozialen Aufstiegschancen als Bewohnerinnen.

Die soziale Situation der BürgerInnen
Die überwiegende Mehrheit der Befragten ist mit den Sozialkontakten (92 Prozent), der familiären Situation (90 Prozent), der Lebenssituation insgesamt (89 Prozent) sowie dem Gesundheitszustand (89 Prozent) zufrieden. 87 Prozent sind mit ihrer hauptsächlichen Tätigkeit in Beruf, Schule oder Haushalt zufrieden. Die Zufriedenheit mit den Freizeitaktivitäten insgesamt sowie mit der sozialen Sicherheit liegt unter den Befragten bei 82 Prozent bzw. 80 Prozent. Etwa drei Viertel der Befragten sind mit der finanziellen Situation ihres Haushalts zufrieden.

Österreichs Städte bieten hohen Standard
Annähernd 9 von 10 Befragten bescheinigen ihrer Stadt hohe Lebensqualität. Besonders zufrieden sind die StadtbürgerInnen mit dem kulturellen Angebot sowie der Sauberkeit in den österreichischen Städten. Zudem werden diesen in hohem Ausmaß die Attribute umweltfreundlich und seniorenfreundlich zugeschrieben sowie, dass ihre Heimatstadt sehr lebenswert ist. Die Meinungen, dass Österreichs Städte weltoffen sind und in diesen Städten "immer etwas los ist" sowie "Chancen für Leute wie mich bietet" teilt ebenfalls eine deutliche Mehrheit der Befragten. Das Sicherheitsempfinden in österreichischen Städten allgemein, auf öffentlichen Plätzen allgemein sowie im Straßenverkehr kann als ausgesprochen hoch bezeichnet werden. Das subjektive Sicherheitsgefühl sinkt jedoch hinsichtlich öffentlicher Plätze bei Nacht - ein Drittel der Befragten fühlt sich hier unsicher.

Kommunale Dienstleistungen in öffentlicher Hand
Die überwiegende Mehrheit der befragten BürgerInnen österreichischer Städte ist der Meinung, dass kommunale Dienstleistungen nicht an private Anbieter ausgelagert werden sollen. Am stärksten lässt sich diese Präferenz bei der Trinkwasserversorgung, den Gesundheitseinrichtungen, der Sozialen Dienste sowie der Müllentsorgung ablesen. Mehr als 8 von 10 Befragten wollen, dass spezifische Dienstleitungen in diesen Bereichen in der Hand der Gemeinde bleiben. "Selbst bei Dienstleistungen, die bereits jetzt zum Teil öffentlich zum Teil privat angeboten werden, wie etwa Kinderbetreuungseinrichtungen, Seniorenheime, Pflegeeinrichtungen ist eine hohe Präferenz für die öffentliche Hand gegeben. Dies legt den Schluss nahe, das hier auch der Wunsch nach einer leistungsfähigen öffentlichen Hand, die Angebot und Preise in diesen Bereichen steuert, besteht", sagt Weninger.

Informationen über den Österreichische Städtebund
Der Österreichische Städtebund ist die kommunale Interessenvertretung von insgesamt 246 Städten und größeren Gemeinden. Der Verein wurde am 24. September 1915 gegründet und hat heute neben Wien und den Landeshauptstädten praktisch alle Gemeinden mit über 10.000 Einwohnern als Mitglied. Die kleinste Mitgliedsgemeinde zählt knapp 1.000 Einwohner.

Die Mitgliedschaft ist freiwillig. Neben dem Österreichischen Gemeindebund, der die kleineren Gemeinden vertritt, ist der Österreichische Städtebund Gesprächspartner für die Regierung auf Bundes- und Landesebene und ist in der österreichischen Bundesverfassung (Art. 115 Abs. 3) ausdrücklich erwähnt.
     
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